Kapitel 45

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Der Sommer in Monaco fühlte sich an wie ein einziger, endloser Traum. Es war, als hätte ich mein altes Ich irgendwo in der Dunkelheit zurückgelassen, und nun, hier, in dieser strahlenden Stadt, begann ich endlich, mich wiederzufinden. Die Zeit mit Lando war leichter und unbeschwerter als alles, was ich mir in den letzten Monaten hatte vorstellen können. Der Druck, die Angst – sie schienen in dieser Sonne zu verfliegen, und mit jedem Tag wurde das Licht um uns heller.

Doch es gab etwas, das all diese Tage durchdrang und jeden Moment auf eine Weise intensiver machte, die ich kaum greifen konnte. Es war die Art, wie Lando mich ansah, wie seine Augen immer etwas Tieferes suchten, etwas, das unausgesprochen zwischen uns hing. Da war eine Nähe zwischen uns, die selbst in den stillen Momenten wie ein heimliches Versprechen wirkte.

An einem besonders warmen Abend, als die Sonne tief über dem Meer hing und das Wasser in einem goldenen Glanz erstrahlte, saßen Lando und ich am Strand. Wir hatten den Tag damit verbracht, durch die Gassen der Stadt zu schlendern, über den Markt zu bummeln und das beste Eis in ganz Monaco zu suchen. Es war leicht gewesen, einfach nur zu lachen und zu reden, als ob wir die Welt außerhalb dieser Stadt vergessen könnten.

Doch jetzt, als wir am Strand saßen, die Wellen sanft an unsere Füße spülten und die Stille uns umgab, spürte ich, dass etwas anders war. Ein Kribbeln lag in der Luft, eine Spannung, die sich in jedem Blick und jedem Lächeln widerspiegelte. Lando saß neben mir, das Kinn auf die Knie gestützt, und sah gedankenverloren in die Ferne. Die Abendsonne spielte auf seinem Gesicht, und ich konnte sehen, wie entspannt und gelöst er aussah – und wie unglaublich nah ich ihm in diesem Moment war.

„Sarah," sagte er plötzlich und drehte sich zu mir um. Seine Stimme klang leise, fast scheu, als hätte er sich auf diesen Moment schon lange vorbereitet.

„Ja?" flüsterte ich und spürte, wie mein Herz schneller schlug.

Er hielt kurz inne, als ob er die Worte sammelte, die er sagen wollte, und sah mir dann tief in die Augen. „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Mehr, als ich es erklären kann." Seine Augen waren weich, doch in ihnen lag ein Ausdruck, der mir den Atem raubte. „Ich weiß, dass du durch so viel Dunkelheit gegangen bist, und ich wollte dir einfach nur zeigen, dass... dass das Leben hell sein kann. Dass es nicht nur Schatten gibt."

Seine Worte berührten etwas in mir, etwas, das sich wie eine verborgene Saite tief in meinem Inneren anfühlte. Ich sah ihn an, und plötzlich schien die ganze Welt stillzustehen. Die Sonne sank tiefer, und das Licht um uns herum wurde zu einem warmen Glühen, das nur noch uns beide umhüllte. Es war, als ob dieser Moment uns gehören würde, als ob alles, was vorher gewesen war, sich genau darauf zugespitzt hatte.

„Lando," begann ich, doch die Worte wollten nicht kommen. Stattdessen sah ich ihn einfach nur an, und mein Blick sagte ihm alles, was ich nicht aussprechen konnte.

Er lächelte, sein Gesicht war nur eine Handbreit von meinem entfernt, und ich spürte seine Nähe, die Wärme seiner Haut und den sanften Hauch seines Atems. Es war eine Nähe, die so viel mehr bedeutete, als ich je hätte sagen können. Da war eine Vertrautheit, ein tiefes Verständnis, das über all die Erklärungen hinausging. Ich wusste, dass dieser Moment anders war.

Ich spürte, wie sein Blick über mein Gesicht wanderte, und als unsere Augen sich trafen, blieb die Welt um uns still. Die Worte des Songs Can I See You Tonight? hallten plötzlich in meinem Kopf wider, als ob sie speziell für diesen Moment geschrieben worden wären. Die Fragen, die darin gestellt wurden, schienen dieselben zu sein, die ich mir gerade stellte – ob wir uns wirklich auf diese Weise sehen konnten, ohne Angst, ohne Zweifel, nur im Schein der untergehenden Sonne und dem sanften Rauschen der Wellen.

Lando hob eine Hand und legte sie sanft an meine Wange, sein Daumen strich über meine Haut, und ich spürte, wie ich fast den Atem anhielt. Es war, als ob alles, was in diesem Moment geschah, sich in meine Seele einbrannte. „Sarah," flüsterte er, und ich spürte die Unsicherheit, die in seiner Stimme lag. „Darf ich dich heute Abend wirklich sehen? Wirklich sehen, so wie du bist?"

In diesem Moment fiel jede Mauer, jede Schutzschicht, die ich um mich herum gebaut hatte. Ich wusste, dass ich mich in diesem Augenblick entschieden hatte, ihm zu vertrauen, ihm zu zeigen, was ich wirklich fühlte. Ohne nachzudenken, ohne einen weiteren Moment zu zögern, schloss ich die Augen und lehnte mich nach vorne, bis unsere Lippen sich trafen.

Der Kuss war sanft, fast vorsichtig, als ob wir beide die Zerbrechlichkeit dieses Moments spürten. Doch dann, als wir uns näherkamen, wurde der Kuss intensiver, voller Emotionen, die sich in mir angestaut hatten. Es war, als ob die Welt um uns herum verblasste und nur noch wir beide übrig blieben. Lando zog mich an sich, seine Hände fest um meine Taille, und ich fühlte, wie alle Ängste und Zweifel verflogen.

In diesem Kuss lag alles, was ich in den letzten Monaten durchgemacht hatte – die Dunkelheit, die Einsamkeit, die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung und das Licht, das er mir gegeben hatte. Der Kuss war ein Versprechen, eine Brücke, die uns miteinander verband, die Dunkelheit von meinem Traum und das Licht, das er mir gebracht hatte.

Als wir uns voneinander lösten, sahen wir uns an, beide ein wenig atemlos und überrascht von der Intensität, die zwischen uns entstanden war. Lando lächelte, sein Blick voller Zärtlichkeit und Wärme. „Ich wollte das schon so lange," flüsterte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch.

Ich lächelte zurück und spürte, wie meine Wangen heiß wurden. „Ich... ich auch," gab ich zu, und ein Lachen entwich mir, das so ehrlich und frei klang, wie ich es lange nicht mehr erlebt hatte.

Die Sonne war nun fast vollständig untergegangen, und der Himmel über uns erstrahlte in den letzten Farben des Tages. Lando legte seinen Arm um meine Schultern, und wir saßen einfach nur da, im Schweigen, während die Dunkelheit sanft über uns zog. Es war keine bedrohliche Dunkelheit mehr, sondern eine warme, beruhigende Hülle, die uns beide umfing.

„Bleib bei mir hier, Sarah," sagte Lando schließlich leise, fast wie eine Bitte. „Zumindest heute Nacht."

Ich sah ihn an, und mein Herz pochte schneller. Ich nickte langsam, während mein Lächeln sich vertiefte. „Ja," antwortete ich, und in meinem Inneren wusste ich, dass dieser Moment, dieser Abend, mir helfen würde, die Schatten endgültig hinter mir zu lassen.

An seiner Seite fühlte ich mich sicher, und zum ersten Mal seit Langem war ich bereit, mich einfach dem Licht zu öffnen.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt