Kapitel 85

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Ich saß am Küchentisch und stocherte lustlos in meinem Frühstück herum, während Charles vor mir stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Sein Blick war eindringlich, fast schon nervig entschlossen.

„Sarah, du kannst nicht den ganzen Tag hier drinnen sitzen," sagte er, seine Stimme war fest, aber nicht unfreundlich. „Du musst mal raus. Frische Luft schnappen, dich bewegen."

Ich seufzte und legte die Gabel hin. „Charles, ich bin müde. Ich habe keine Lust."

„Das ist mir egal," entgegnete er mit einem schiefen Grinsen. „Ich habe schon entschieden. Du kommst mit, und das ist nicht verhandelbar."

Ich runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mitkommen wohin?"

„Das ist eine Überraschung," sagte er und hob beschwichtigend die Hände, als ich ihn misstrauisch ansah. „Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes. Aber du wirst es mögen. Vertrau mir."

„Charles, ich—" begann ich, doch er schnitt mir das Wort ab.

„Keine Widerrede, Sarah. Zieh dich an. Du wirst sehen, dass es dir gut tut."

Ich stöhnte genervt, doch irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck ließ mich nachgeben. „Okay, aber wenn das hier irgendein blöder Versuch ist, mich aufzumuntern, dann—"

„Du wirst es lieben, versprochen," sagte er mit einem Zwinkern und ging in Richtung Tür. „Ich warte draußen."

Charles bestand darauf, selbst zu fahren, und weigerte sich, mir zu sagen, wohin wir fuhren. Ich saß auf dem Beifahrersitz und warf ihm ab und zu skeptische Blicke zu, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Du wirst sehen," sagte er, als ich das fünfte Mal fragte, wohin wir unterwegs waren. „Geduld, Sarah."

Als wir schließlich am Flughafen ankamen, wurde mein Misstrauen nur größer. „Charles, warum sind wir hier?"

„Geduld," wiederholte er mit einem Grinsen und parkte das Auto. Er stieg aus und kam zur Beifahrerseite, um die Tür für mich zu öffnen. „Komm."

Widerwillig folgte ich ihm ins Terminal, und es dauerte nicht lange, bis ich verstand, was hier los war. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich George in der Ferne sah, wie er gerade aus der Ankunftshalle trat. Sein Gesicht war immer noch von den Verletzungen gezeichnet, doch sein Lächeln, als er mich sah, war strahlend und warm.

„Sarah," sagte er, seine Stimme war leise, aber voller Zuneigung.

Ich konnte nicht anders, als ihm entgegenzulaufen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, schlang ich die Arme um ihn und drückte mich fest an ihn. Sein vertrauter Duft, seine beruhigende Anwesenheit – all das fühlte sich an wie nach Hause kommen.

„Ich habe dich so vermisst," flüsterte ich, meine Stimme brach ein wenig, als die Tränen in meinen Augen brannten.

„Ich dich auch," murmelte er und hielt mich genauso fest. „Es ist okay, Sarah. Ich bin hier."

Hinter mir hörte ich, wie Charles einen leisen Kommentar murmelte – etwas in der Art von „Ich wusste, dass das eine gute Idee war" –, doch in diesem Moment war alles, was zählte, dass George wieder da war.

George löste sich leicht aus der Umarmung, nur so weit, dass er mich ansehen konnte. Seine blauen Augen waren weich und voller Zuneigung, aber auch von Sorge gezeichnet. „Wie geht es dir?" fragte er leise, während er eine Strähne meines Haares hinter mein Ohr strich.

Ich wollte lügen, wollte sagen, dass es mir gut ging, aber mein Kloß im Hals ließ mich nur ehrlich sein. „Es geht... mal so, mal so," gab ich zu und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Aber jetzt, wo du hier bist... vielleicht ein bisschen besser."

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt