Kapitel 33

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Die Dunkelheit, die sich in mir eingenistet hatte, schien nun die Oberhand zu gewinnen. Jeder Tag war ein neuer Kampf, doch der Widerstand in mir schwand. Die Stimmen, die mich quälten, flüsterten immer lauter, immer drängender, und sie wurden zu einem ständigen Begleiter. Sie kamen leise und vertraut, doch ihre Worte waren kalt, gehässig, wie Gift, das langsam durch meinen Geist kroch.

„Du bist allein, Sarah," flüsterten sie, jedes Wort schnitt wie ein Messer. „George, Charles, Toto... sie alle sagen, sie sind für dich da. Aber wo sind sie, wenn die Nacht kommt und dich verschlingt? Wo sind sie, wenn du am Rand des Abgrunds stehst? Niemand kann dir helfen, und du weißt es."

Ich schlief kaum noch. Jede Nacht saß ich in meinem dunklen Zimmer, starrte ins Leere und ließ die Stimmen auf mich einströmen, fast so, als würde ich mich von ihnen leiten lassen. Es fühlte sich an, als wäre ich gefangen in einem endlosen Albtraum, einem Ort, an dem die Welt um mich herum immer düsterer wurde. Die Dunkelheit war keine äußere Bedrohung; sie kam von innen, aus den tiefsten Abgründen meines eigenen Geistes.

Eines Nachts, als ich in der leeren Academy umherstreifte, begann ich, seltsame Dinge zu sehen. Schatten, die sich in den Ecken bewegten, Schritte, die mir folgten, obwohl ich wusste, dass niemand da war. Jedes Geräusch schien lauter, verzerrter, und die vertrauten Gänge der Academy wurden zu einem Labyrinth, das mich immer tiefer in die Dunkelheit zog. Die Stimmen waren nicht mehr nur in meinem Kopf – sie schienen aus den Wänden, aus dem Boden zu kommen, und sie lachten leise, als ich durch die düsteren Flure ging.

„Sarah..." flüsterte eine der Stimmen, und ich blieb wie erstarrt stehen. Es klang, als käme sie direkt hinter mir, dicht an meinem Ohr. Ich drehte mich um, doch da war niemand. Die Hallen waren leer, und die Dunkelheit war so dicht, dass ich kaum meine Hand vor Augen sehen konnte.

„Du kannst ihnen nicht vertrauen," sagte die Stimme wieder, diesmal aus einer anderen Richtung. Ich wusste, dass es unmöglich war, dass jemand hier war, doch die Stimme klang so echt, so vertraut. „Sie wissen es. Sie wissen, dass du zerbrichst, und sie sehen nur zu. Du bist allein, Sarah. Du bist immer allein gewesen."

Ich presste die Hände gegen meine Ohren, versuchte, das Flüstern zu unterdrücken, doch die Stimme wurde nur lauter, drängender, und ich konnte spüren, wie sich meine Kontrolle auflöste, wie die Angst mich von innen heraus auffraß.

Die nächsten Tage vergingen wie in einem nebligen Wahn. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, was real war und was die Dunkelheit mir vorgaukelte. George und Charles sahen mich besorgt an, doch ich konnte ihre Gesichter kaum noch erkennen. Es war, als wären sie Schemen, flüchtige Bilder, die durch meinen Geist geisterten und mich an eine Realität erinnerten, die ich längst verloren hatte.

In einer Nacht, als der Sturm draußen wütete und die Academy in gespenstisches Licht tauchte, hörte ich Schritte, die in meinem Zimmer verhallten. Ich öffnete die Augen und sah eine Silhouette am Fuß meines Bettes stehen. Mein Herz raste, und ich spürte, wie mir der Atem stockte. Die Gestalt war undeutlich, doch ich erkannte sie sofort. Es war Lando.

„Lando?" flüsterte ich und setzte mich auf, meine Hände zitterten. Doch er sagte nichts. Er stand einfach nur da, starrte mich an, und in seinen Augen lag ein Ausdruck, der mich frösteln ließ.

„Warum hast du mich zurückgelassen?" fragte ich, meine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Doch Lando schwieg weiter, und sein Gesicht verzog sich zu einem seltsamen Lächeln, das so kalt und leer war, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich.

„Siehst du nicht, Sarah?" flüsterte er schließlich, seine Stimme klang fern und verzerrt. „Du bist allein. Es war nie anders. Niemand kann dich retten. Niemand will dich retten."

Die Gestalt von Lando löste sich in der Dunkelheit auf, und ich sank zurück auf mein Bett, die Hände gegen mein Gesicht gepresst, während die Realität und die Halluzinationen sich miteinander vermischten. Die Stimmen, das Flüstern, die Schatten, die sich bewegten – ich konnte nicht mehr unterscheiden, was echt war und was nicht. Und ich spürte, wie die Dunkelheit mich endgültig umschlang.

Die Stimmen wurden immer lauter, immer fordernder. Sie flüsterten mir zu, dass es keinen Grund mehr gab, weiterzukämpfen. Dass ich die einzige Last war, die ich noch tragen konnte. Die Dunkelheit versprach mir Frieden, einen Ort ohne Schmerz, ohne Angst.

In einem letzten verzweifelten Moment versuchte ich, an die Worte von George und Charles zu denken, an ihre Stimmen, die mich immer wieder ermahnten, dass ich nicht allein war. Doch diese Erinnerungen verblassten wie Nebel, und die Dunkelheit füllte den Raum mit ihrer beklemmenden Stille.

„Es ist Zeit, Sarah," flüsterte die Stimme, und ich fühlte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen, obwohl ich sie kaum wahrnahm. „Zeit, loszulassen."

Die Stille, die folgte, war tief und endlos, und in ihr hörte ich das leise, beharrliche Klopfen der Dunkelheit, die mich rief – und ich wusste nicht mehr, ob ich noch die Kraft hatte, ihr zu widerstehen.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt