Georges POV
Die Tage nach dem Unfall verliefen wie in einem düsteren Nebel. Die schockierten Gesichter in der Boxengasse, das Blut auf dem Asphalt, Sarahs leise, gebrochene Entschuldigung – all das verfolgte mich wie ein schlechter Traum. Sarah wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, und die Verletzung am Bein war glücklicherweise nicht so schwerwiegend, wie wir alle befürchtet hatten. Doch der seelische Schaden, den sie davongetragen hatte, war eine andere Geschichte.
Ich besuchte sie fast täglich, doch Sarah war nicht mehr dieselbe. Sie lag blass und still im Krankenhausbett, ihr Blick war leer, und sie sprach kaum. Es war, als ob etwas in ihr endgültig zerbrochen war. Jeder Versuch, sie aufzurichten, endete in einem stummen, leeren Lächeln, das mehr schmerzte als jede Antwort, die sie mir hätte geben können. Ich sah den Schatten in ihren Augen, der sich mit jedem Tag tiefer in ihr Gesicht eingrub.
Eines Abends, als ich wieder bei ihr saß und versuchte, sie aufzumuntern, betrat Toto Wolff das Zimmer. Er sah sie lange an, seine Miene ernst und besorgt, und ich merkte, dass er wusste, wie tief sie wirklich gefallen war.
„Sarah," begann Toto leise, seine Stimme durchdringend und ruhig. „Ich weiß, dass du viel durchgemacht hast. Aber du bist hier – und du bist stärker, als du glaubst."
Sarah sah ihn an, doch in ihrem Blick lag keine Hoffnung. „Stärker?" Sie lachte trocken und schüttelte den Kopf. „Ich bin nur noch ein Schatten, Toto. Ein Schatten von dem, was ich einmal war."
Ich spürte, wie mir das Herz schwer wurde, als sie das sagte. Sie hatte so viel durchgemacht, und die Geschichte mit Lando, der Unfall, all das hatte sie an den Rand gebracht. Doch Toto war nicht bereit, sie aufzugeben. Er beugte sich zu ihr hinunter, und seine Stimme wurde leise, aber eindringlich.
„Sarah, du bist noch da. Du bist noch am Leben. Aber wenn du zulässt, dass dieser Schmerz dich zerstört, wirst du das Rennen nicht gewinnen. Und das Rennen bist du selbst."
Sie sah ihn an, und für einen kurzen Moment dachte ich, dass er zu ihr durchdringen könnte. Doch die Dunkelheit in ihrem Blick blieb, und ich wusste, dass dieser Kampf lange dauern würde.
Die Wochen vergingen, und Sarah kehrte schließlich zur Academy zurück, doch sie war wie ausgewechselt. Sie mied die anderen, sprach kaum und schien ständig in Gedanken verloren. Das Team versuchte, sie aufzubauen, doch sie blieb distanziert, als ob ein unsichtbarer Schleier sie von der Welt trennte. Sogar Charles konnte kaum zu ihr durchdringen, und es war klar, dass der Schmerz und die Enttäuschung sie gefangen hielten.
Eines Nachts, als ich die Academy verlassen wollte, bemerkte ich eine Bewegung am Ende des Gangs. Die Lichter waren gedimmt, und ich sah Sarah dort stehen, allein, ihre Silhouette in der Dunkelheit verloren. Ich näherte mich ihr vorsichtig und rief leise ihren Namen.
„Sarah? Alles in Ordnung?"
Sie drehte sich langsam zu mir um, doch in ihren Augen lag etwas, das mich erschaudern ließ. Ihr Blick war leer, beinahe kalt, und ein leichtes, unheimliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „In Ordnung?" wiederholte sie und lachte leise, fast unhörbar. „George, nichts ist mehr in Ordnung."
Ihr Ton war anders, beinahe fremd, und ein Gefühl des Unbehagens breitete sich in mir aus. Ich hatte Sarah noch nie so gesehen, und es war, als ob ein anderer Mensch vor mir stand.
„Sarah... was ist los?" fragte ich zögernd, doch sie reagierte nicht auf meine Frage. Stattdessen schritt sie langsam auf mich zu, und ihr Blick schien mich zu durchbohren.
„Weißt du, George," sagte sie leise, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, „manchmal denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn ich einfach... gegangen wäre."
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. „Was redest du da? Du bist hier, Sarah, und du bist nicht allein. Wir sind alle für dich da."
Doch sie schüttelte nur den Kopf, und ihr Lächeln verschwand. „Alle sind für mich da?" Ihre Augen schienen in die Ferne zu starren. „Wo waren sie, als ich gefallen bin? Wo war er, als ich auf der Suche nach etwas war, das mir wieder Halt gibt?"
Ich versuchte, etwas zu sagen, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Sarahs Blick schien durch mich hindurchzugehen, und plötzlich fragte ich mich, wie viel von der Sarah, die ich gekannt hatte, überhaupt noch da war.
„Lando ist längst Vergangenheit, Sarah," sagte ich leise und vorsichtig. „Er hat dir wehgetan, ja, aber du kannst ihn loslassen. Du kannst wieder du selbst werden."
Doch ihre Augen verengten sich, und ein dunkler Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. „Loslassen?" Ihre Stimme klang nun kalt und fast tonlos. „Was, wenn ich nicht loslassen will? Was, wenn ich diese Narben für immer bei mir tragen möchte, um nie zu vergessen, was er mir genommen hat?"
Es war, als ob ein Abgrund in ihr aufgerissen war, etwas Dunkles und Verstörendes, das ich nie zuvor bemerkt hatte. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass die Sarah, die ich kannte, von diesem Schatten verschlungen worden war – dass sie in der Dunkelheit gefangen war und sich vielleicht nie mehr von ihr befreien könnte.
Ein leises Lachen entkam ihren Lippen, und sie trat einen Schritt zurück, ihre Augen immer noch auf mich gerichtet. „Du verstehst das nicht, George. Niemand versteht es. Das ist mein Leben. Mein Kampf. Und es gibt keinen Ausweg."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit des Flurs, ihre Schritte hallten leise durch die Stille. Ich blieb zurück, starrte in die Leere, und ein Gefühl der Angst überkam mich.
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Gebrochene Flügel, rasende Herzen //Lando Norris FF
FanfictionSarah, eine junge Frau mit braunen Haaren und tiefen, melancholischen Augen, trägt die Last eines schmerzhaften Schicksals: den Verlust ihrer Familie. Mit inneren Dämonen und einer dunklen Vergangenheit im Gepäck tritt sie der F1 Academy bei, um das...