Kapitel 71

2 0 0
                                    



Die Tage nach dem Brief vergingen wie im Nebel. Ich trug ihn immer bei mir, faltete ihn manchmal auf und las die Worte, als könnte ich dadurch mehr von Lando verstehen – oder mir selbst eine Antwort geben, was ich wirklich von ihm wollte. Seine Entschuldigung, seine Reue, seine Worte... sie hatten etwas in mir berührt, doch die Narben, die seine Abwesenheit hinterlassen hatte, waren tief und schmerzten noch immer.

In all diesen Gedanken verlor ich oft den Faden, fühlte mich hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht, ihn zurück in meinem Leben zu haben, und dem Wissen, dass der Schmerz vielleicht nie ganz verschwinden würde. War es wirklich möglich, einen Neuanfang zu wagen? Und was würde das überhaupt bedeuten?

An einem ruhigen Abend saß ich alleine in meiner Wohnung, die Stadtlichter schimmerten durch das Fenster und tauchten alles in ein warmes, gedämpftes Licht. Ich hielt mein Handy in der Hand, mein Daumen schwebte über Lando's Kontakt, doch ich zögerte. Irgendetwas in mir wusste, dass ein einfacher Anruf nicht reichte, um all die Fragen zu klären, die sich in meinem Herzen aufgestaut hatten.

Ich brauchte Antworten, aber ich musste sie persönlich haben.

Spontan und ohne groß darüber nachzudenken, entschloss ich mich, ihm zu schreiben, dass ich ihn treffen wollte. Ein kurzer, simpler Text: „Lass uns reden. Morgen, am alten Treffpunkt?"

Er antwortete fast sofort. „Ich bin da. Danke, Sarah."

Am nächsten Tag kam ich früh an unserem alten Treffpunkt an – einem kleinen Park, versteckt in einer Ecke der Stadt, wo wir oft einfach saßen, uns über alles und nichts unterhielten. Es war ein stiller Ort, und die Erinnerung daran ließ mein Herz schneller schlagen, während ich auf einer Bank Platz nahm und die frische Luft einsog.

Einige Minuten später sah ich ihn kommen. Lando trug eine einfache Jacke, seine Hände in den Taschen vergraben, und sein Blick war voller Unsicherheit, als er auf mich zuging. Die Zeit schien sich zu dehnen, als wir uns ansahen, und ich spürte die Schwere der Vergangenheit in diesem Augenblick – die Last der Fehler, aber auch die Möglichkeit einer Heilung.

Er setzte sich neben mich, ließ einen respektvollen Abstand, und für einen Moment schwiegen wir beide, nur das Rauschen des Windes füllte die Stille zwischen uns.

„Danke, dass du hier bist," begann er leise, seine Augen suchten meine. „Ich weiß, dass ich dir viel zugemutet habe, und dass ich das wahrscheinlich gar nicht wiedergutmachen kann."

Ich nickte, die Worte fielen mir schwer, aber ich wollte ehrlich sein. „Es hat mich viel gekostet, dir zu verzeihen, Lando. Du hast mich damals verletzt, tiefer als ich dachte, dass ich verletzt werden könnte."

Er sah auf den Boden, sein Blick voller Bedauern. „Ich weiß. Und ich bereue es, Sarah. Mehr, als ich dir jemals sagen könnte. Ich war feige. Ich dachte, dass es besser wäre, dich loszulassen, als dich durch meine Unsicherheit zu verletzen. Aber ich habe genau das Gegenteil erreicht."

Ich atmete tief durch, die Klarheit seiner Worte machte es mir irgendwie leichter, meinen eigenen Schmerz zuzulassen. „Ich verstehe jetzt, dass du auch gekämpft hast. Aber damals... es hat mich zerbrochen, Lando. Und George... er war da, als ich dachte, ich wäre allein."

Er nickte langsam, und ich sah, wie er um die richtigen Worte rang. „Ich will nichts zwischen euch zerstören, Sarah. Ich habe keine Erwartungen. Aber..." Seine Stimme brach leicht, und er fuhr fort. „Ich hoffe nur, dass wir vielleicht eine Chance haben, wieder Vertrauen aufzubauen. Egal, ob als Freunde oder... wie auch immer du es willst."

Ich schaute ihn an, und zum ersten Mal sah ich die Tiefe seines Bedauerns und den Wunsch, es wiedergutzumachen. Die Wunden in meinem Herzen waren noch nicht geheilt, aber in diesem Moment fühlte ich einen kleinen Hauch von Frieden.

Gebrochene Flügel, rasende Herzen  //Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt