Sarahs POV
Es fühlte sich an, als ob ich in einem endlosen Abgrund gefangen wäre. Die Tage zogen an mir vorbei, und ich konnte kaum sagen, ob es Tag oder Nacht war. Die Welt war grau und dumpf geworden, und die Menschen um mich herum wirkten wie Schatten, die ich kaum wahrnahm. Der Unfall, das Schweigen von Lando, die enttäuschten Blicke meiner Freunde – all das hatte mir jede Farbe aus der Welt geraubt, bis nur noch ein kaltes, leeres Nichts übrigblieb.
Jede Bewegung fühlte sich an wie eine schwere Last, die ich mit mir herumschleppte. Selbst das Aufstehen aus dem Bett war eine Herausforderung. Manchmal lag ich stundenlang da und starrte an die Decke, als ob ich in ihr etwas finden könnte, das mir einen Sinn geben würde. Doch da war nichts. Nur Stille und Leere.
In mir war ein seltsamer, dunkler Gedanke gewachsen, ein Gedanke, der flüsterte, dass es vielleicht einfacher wäre, einfach... loszulassen. Diese Dunkelheit hatte eine leise, fast beruhigende Stimme, die mir sagte, dass ich in dieser Welt keinen Platz hatte, dass all meine Kämpfe vergeblich waren. Und manchmal, wenn die Nächte besonders lang und still waren, hörte ich dieser Stimme zu. Sie versprach mir Frieden, ein Ende des Schmerzes, und ich war so müde, dass ich ihr fast glauben wollte.
Die Menschen um mich herum bemerkten meine Veränderung. Ich sah die Besorgnis in ihren Augen, die vorsichtigen Blicke, die sie mir zuwarfen, doch es war, als ob sie mich nicht wirklich sahen. Als ob ich hinter einem Schleier verschwunden wäre, unerreichbar und verloren.
Manchmal begegnete ich meinem eigenen Spiegelbild und erkannte mich kaum. Das blasse Gesicht, die eingefallenen Augen, die stummen Lippen – es war, als ob ich jemand anders geworden wäre, eine fremde Version meiner selbst, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. Die Dunkelheit in mir hatte mich übernommen, und ich wusste nicht mehr, wie ich sie vertreiben konnte.
In den wenigen wachen Momenten spürte ich eine leise Wut in mir. Wut auf Lando, auf mich selbst, auf die Menschen, die mir nahe standen, und die ich dennoch nicht an mich heranlassen konnte. Doch diese Wut verpuffte schnell und hinterließ nur noch tiefere Leere. Es war, als ob jede Emotion in mir zerbrach, bevor ich sie überhaupt richtig greifen konnte.
Eines Nachts, als das Mondlicht mein Zimmer in ein unheimliches, kühles Blau tauchte, hörte ich wieder diese Stimme. Sie war sanft und beruhigend, flüsterte mir zu, dass es einen Ausweg gab. Ich spürte, wie sie mich umhüllte, wie sie mein Denken durchdrang, und für einen Moment fühlte ich mich fast erleichtert. Die Dunkelheit versprach mir Frieden – einen Frieden, den ich in dieser Welt nicht finden konnte.
Ich stand langsam auf und ging durch die stille Academy, meine Schritte hallten leise durch die Gänge. Es war fast, als ob ich mich selbst beobachtete, als ob ich von außen auf mich herabblickte und eine fremde Person sah, die wie in Trance durch die leeren Flure schlich. Ich konnte kaum sagen, wohin ich ging, doch die Dunkelheit führte mich, leise flüsternd, als wäre sie mein einziger Begleiter.
In einem unbeleuchteten Korridor blieb ich stehen und lehnte mich gegen die Wand, schloss die Augen und ließ die Dunkelheit mich vollständig umhüllen. Ein Teil von mir wünschte sich, dass jemand mich finden würde, dass jemand die Wahrheit hinter meiner Fassade erkennen und mich aus diesem Albtraum retten würde. Doch die Dunkelheit flüsterte mir zu, dass das nie passieren würde – dass ich allein war und immer allein sein würde.
Plötzlich hörte ich Schritte in der Ferne. Ein leises, vertrautes Geräusch, das in der stillen Nacht wie ein Widerhall meiner eigenen Verlorenheit klang. Für einen Moment dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet, dass mein Geist mir einfach einen Streich spielte, so wie es in letzter Zeit oft der Fall war. Doch die Schritte kamen näher, wurden schwerer, gleichmäßiger, und ich öffnete die Augen.
George trat aus dem Schatten des Flurs hervor, sein Gesicht war besorgt und von dem schwachen Mondlicht sanft beleuchtet. Er sah mich an, und ich konnte das Entsetzen und die Sorge in seinem Blick sehen. In diesem Moment war mir schmerzlich bewusst, wie tief ich gefallen war, und dass er es wohl endlich auch erkannt hatte.
„Sarah," flüsterte er und machte einen Schritt auf mich zu. Seine Stimme war leise, aber fest, als ob er mich nicht erschrecken wollte. „Was machst du hier? Es ist mitten in der Nacht."
Ich sah ihn an, unfähig zu antworten. Die Worte waren da, irgendwo in meinem Kopf, doch sie waren gefangen, verloren in der Dunkelheit, die mich umhüllte. Ich wollte ihm sagen, dass ich nicht wusste, was mit mir los war, dass ich jeden Tag aufs Neue versuchte, aus diesem Abgrund herauszukommen – und dass ich jedes Mal wieder versagte.
„Sarah, bitte... rede mit mir." Seine Stimme war weich, und er trat noch einen Schritt näher, als würde er versuchen, mich mit seiner bloßen Anwesenheit aus diesem Dunkel zu ziehen.
Ich schüttelte den Kopf, meine Lippen bebten, und die Worte, die ich so lange in mir getragen hatte, brachen endlich heraus. „Es tut mir leid, George. Ich... ich bin nicht mehr ich selbst. Es ist, als ob etwas in mir mich verschlingen will, und ich habe keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen."
Er streckte die Hand nach mir aus und legte sie sanft auf meine Schulter. „Du bist nicht allein, Sarah. Du musst das nicht alleine durchstehen."
Seine Worte waren voller Wärme und Verständnis, und doch spürte ich, wie die Dunkelheit in mir lauter wurde, mir zuflüsterte, dass er es nicht verstehen konnte. Niemand konnte das. Die Stimme war kalt und überzeugend, fast beruhigend. Sie sagte mir, dass es besser wäre, einfach zu verschwinden, den Menschen, die mir noch geblieben waren, den Schmerz und die Enttäuschung zu ersparen, die ich ständig verursachte.
Ich drehte mich von ihm weg, unfähig, den Schmerz in seinen Augen zu ertragen, und ging ein paar Schritte weiter in die Dunkelheit des Gangs. „Du verstehst es nicht, George. Niemand versteht es. Ich bin wie ein Schatten, der hier herumschleicht, ein Schatten, der versucht, einen Platz zu finden, den es nicht gibt."
„Sarah," sagte er sanft, aber bestimmt und folgte mir. „Du bist kein Schatten. Du bist jemand, der geliebt wird, jemand, der mehr bedeutet, als du denkst. Es gibt Menschen, die dich brauchen – und ich bin einer davon."
Ich schloss die Augen, Tränen brannten dahinter, doch ich wollte nicht zulassen, dass er mich so sah. Es war, als würde die Dunkelheit in mir ihn wegstoßen, als ob sie wollte, dass ich allein blieb, dass ich keine Hilfe annehmen konnte. Die Stimme in meinem Kopf wurde lauter, drängender, flüsterte mir zu, dass es keinen Sinn hatte, dass ich nur Ballast war, dass selbst die Liebe, die George mir entgegenbrachte, nur eine Illusion war.
„Ich kann das nicht, George," flüsterte ich und spürte, wie die Dunkelheit mich vollständig zu verschlingen drohte. „Ich habe keine Kraft mehr. Jeder Tag ist ein Kampf, und ich... ich verliere."
Er griff nach meiner Hand, seine Berührung war warm und fest, und für einen kurzen Moment schien die Dunkelheit in mir zu flackern, als ob seine Nähe sie schwächen könnte. „Sarah, lass mich dir helfen. Ich bin hier. Wir finden einen Weg – zusammen."
Doch selbst diese Wärme, dieses Versprechen, konnte die Schatten in mir nicht ganz vertreiben. Ein Teil von mir wollte an ihn glauben, wollte sich festhalten und aus diesem Abgrund gezogen werden. Doch die Dunkelheit, die mich umgab, war stärker als je zuvor, und die Stimme in meinem Kopf lachte leise, als ob sie wüsste, dass ich längst verloren war.
Ich drückte seine Hand, ein schwaches Lächeln huschte über mein Gesicht, bevor es verschwand. „Danke, George," flüsterte ich, und die Worte fühlten sich wie ein Abschied an, auch wenn ich es nicht wollte. „Danke, dass du da bist."
Er zog mich in eine Umarmung, und für einen kurzen Moment spürte ich, wie die Dunkelheit in mir schwächer wurde. Doch als er mich losließ, fühlte ich sie wieder, stärker und lauter als je zuvor.
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Gebrochene Flügel, rasende Herzen //Lando Norris FF
FanfictionSarah, eine junge Frau mit braunen Haaren und tiefen, melancholischen Augen, trägt die Last eines schmerzhaften Schicksals: den Verlust ihrer Familie. Mit inneren Dämonen und einer dunklen Vergangenheit im Gepäck tritt sie der F1 Academy bei, um das...