Entsetzt darüber, das meine Mutter Jeydon die Tür öffnete, rannte ich die Treppe hinab und wäre beinahe wieder hingefallen. Ich traute meinen Augen nicht. Nicht nur weil Jey so unglaublich gut aussah in dem Ärmellosen schwarzen Shirt, das den Aufdruck OUT OF MY WAY hatte, sondern auch weil er und meine Mum sich blenden zu unterhalten schienen. Er lehnte lässig am Türstock, mit einer Hand strich er sich durch die kunstvoll zerstrubbelten, aufgestellten, dunklen Haare. Meine Mum schien wie gefesselt von seinen blauen Augen. "Oh Hi, Kathleen." Er winkte mir kurz zu. Oh man selbst winken sah bei ihm sexy aus. "Hi. Mum, ihr kennt euch schon nehm ich an?"
"Ja, dein Freund ist wirklich sehr nett." Freudestrahlend sah sie mich an, als würde sie mich schon in einem weißen Brautkleid mit Jeydon vor dem Altar sehen. "Okeey.. Wir gehen dann jetzt", sagte ich und schaute sie skeptisch an. "Schön, sie kennenzulernen, Mrs. Nasch!"
"Ach nenn mich ruhig Susan. War auch sehr nett, dich kennenzulernen, Jeydon. Viel Spaß euch!", antwortete sie und schüttelte Jey die Hand.Zufrieden blickte er mich an und sein Blick sagte soviel wie ich bin so süß sogar deine Mum findet mich super. Ich hob die Augenbrauen und musste mich zwingen, nicht zu grinsen. "Wo geht's hin?", fragte ich und streichelte Lyra, die brav und mucksmäuschenstill hinter ihm saß. "In den Wald spazieren.", entgegnete er und es klang nicht so als hätte ich Mitstimmungsrecht. "Nee", sagte ich spitz. "Was?",fragte er und ich musste grinsen, als ich sah wie verwirrt er war. Es schaute wirklich so aus, als würde er es nicht gewohnt sein, dass man ihm widersprach. Ich zwinkerte ihm zufrieden zu und zerrte ihn an der Hand von unserer Veranda.
Lyra spazierte neben uns her. Ich bemerkte, dass Jeydon leicht den Kopf schüttelte, doch auch er musste grinsen. Wie süß. "Also wo geht's hin, Süße?"
"Ich heiße Kathleen"
"Wo geht's hin Kathleen?", seufzte er.
"Wirst du schon sehen"
Wieder seufzte er. Die warme Abendsonne schien mir auf den Körper. Schmetterlinge überall. Wir gingen in Richtung Wald. Zehn Minuten lang sprachen wir nicht. Als wir beim Waldrand ankamen, sagte er schließlich "Umentschieden, Kat? Doch in den Wald?"
"Nope." Wieder sah er leicht verwundert aus. Wir stapften weiter den dünnen Pfad entlang. "Warum seit ihr hergezogen?",fragte ich viel zu neugierig. "Meine Mum wollte raus aus der Stadt."
"Was ist mit deinem Dad?", wollte ich wissen.
"Der ist selten zu Hause. Pilot eben."
"Ah. Gefällt es euch hier?"
Er schien genervt von meinen Fragen, aber beantwortete sie alle.
"Jep, schöner als New York auf alle Fälle, aber eben ein Kaff."
Bestätigend nickte ich ihm zu. Kurz war ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. "Deine Mum ist nett."Ja meine Mum war klasse, Dad auch. Sie führten eine schöne Ehe. Selbst wenn sie sich stritten, konnte man sicher sein, dass zwei Tage später wieder alles in Butter war.
"Ja sie ist toll", antwortete ich.
Meine Mum war groß und schlank. Die kurzen blonden Haare kombinierte sie meist mit rotem Lippenstift. Mein Dad liebte diese Kombi. Die blonden Haare hatte ich von ihr. Mein Dad hatte braune kurze Haare und war meistens mit Jeans und Shirt unterwegs.
"Sind deine Eltern oft zu Hause?", fragte ich.
"Dad, wie gesagt, nicht. Mum ist Ärztin, also arbeitet sie auch viel. Ich bin meistens mit Steff allein."
"Steff?"
"Meine kleine Schwester, sie ist acht."
"Oh süß. James, mein Bruder, ist vierundzwanzig und studiert in LA."Wir kamen am anderen Ende des Waldes an und der Weg zum Wasserfall war nicht mehr weit.
Jey und ich unterhielten uns noch weiter über unsere Familien und Geschwister. Ich erzählte, dass mein Dad Immobilienmakler war und meine Mum als Sekretärin arbeitete. Es war schön, mehr über den mysteriösen Fremden zu erfahren, der mich gestern gerettet hatte. Irgendwie fühlte ich mich sicher, wenn er bei mir war. Den ganzen Weg lang, musste ich nicht an Andrew denken. Mein Kopf drehte sich nur um einen siebzehnjährigen Jungen, den ich zum zweiten Mal in meinem Leben sah. Wir bahnten uns den Weg durch das Dickicht und standen plötzlich auf der Lichtung, auf der ein sechs Meter hoher Wasserfall sich in einen kleinen Teich weitete. Vögel zwitscherten, eine leichte Brise umgab uns. "Wow", flüsterte Jey fast unhörbar leise. "Schön oder?", fragte ich zurück und lächelte begeistert. Er nickte mir zu und betrachtete die Umgebung. Der Ort sah aus, als wäre er verzaubert. Ich stellte mich neben Jeydon und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren der Wahnsinn. Leuchtend blau mit dichten schwarzen Wimpern und schönen buschigen Augenbrauen. Der Wind blies mir ein paar glatte, blonde Haarsträhnen ins Gesicht. Ich wollte sie wieder hinters Ohr klemmen aber Jeydon kam mir zuvor. Als er mich berührte, klopfte mein Herz fast doppelt so schnell. Dieser Moment war der schönste, den ich seit Jahren erlebt hatte. Niemand würde ihn zerstören können.Noch immer sah Jey mich an, trat dann aber zurück und musterte den Wasserfall.
"Kat, was hat dich gestern dazu gebracht in den Wald zu rennen?"
Ich hatte befürchtet, dass diese Frage kommen würde und zuckte zusammen.
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...