Am nächsten Tag war ich mit Anna und Tin zum Kino verabredet. Ich wollte Anna die Geschichte mit Andrew erzählen, aber nicht heute. Heute brauchte einfach nur einen schönen Abend, ohne Sorgen, ohne Wut, ohne Traurigkeit. Ich ging ins Badezimmer und nahm ein heißes Bad, bevor ich mir einen taillierten Rock und ein rotes Shirt anzog. Die Haare band ich zu einem lockeren Dutt hoch.
Mein Jeep wollte zuerst nicht anspringen, fügte sich aber schließlich.Um kurz vor acht war ich beim Kino. Popkorngeruch stieg mir in die Nase.
Anna und Tin waren schon da und saßen bei einem kleines Tisch mit Barhockern. "Hi.", rief Anna und winkte mir zu, bevor sie herüberstürmte, um mich zu umarmen. "Hallo", sagte ich grinsend. Tin hob die Hand und blieb auf seinem Stuhl sitzen. Anna wollte schon wieder zurückgehen, doch ich hielt sie am Arm fest.
"Hast du Lust Magic Mike XXL anzugucken?", fragte ich und funkelte sie verschwörerisch an. Sie verstand sofort. "Hehe, der wird Tin sicher gefallen", sagte sie und schien genauso Lust darauf zu haben, Tin zu ärgern. Wir gingen zum Tisch zurück und ich begrüßte Tin.
"Habt ihr Lust auf Magic Mike? Es ist Ladysnight und wir würden die Karten billiger bekommen plus einer Tüte Popcorn.", sagte ich unschuldig und lächelte Tin an. Ich nahm ihm seine Cola aus der Hand und trank einen Schluck. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er wusste, worum es in dem Film ging.
"Ihr glaubt nicht echt, ihr bekommt mich in einen Film, der von der Lebensgeschichte eines Strippers handelt?"
"Ne, glauben wir nicht. Wir wissen es.", sagte Anna und grinste.
"Nie. Im. Leben.", sagte er und verkreuzte die Arme vor der Brust.
In diesem Moment drehte Anna und ich die Köpfe zur Seite und sahen uns belustigt an. Wie verengten die Augen zu Schlitzen. Synchron warfen wir die Haare über die Schulter und sahen zu Tin. Unser Blick schien ihn zu beunruhigen und er rutschte am Hocker ein Stück zurück.Natürlich hatte er keine Chance gegen so viel Frauenpower und fügte sich demütig unserem Willen. Beim Eingang zum Saal hob der Typ, der die Tickets abriss, verdutzt eine Augenbraue. "Oh, männliche Verstärkung. Bist der zweite Mann in diesem Saal."
Genervt überdrehte Tin die Augen und strafte Anna und mich mit einem bösen Blick. Ich verspürte eine innere Zufriedenheit und Anna grinste. Wir waren echt fies, aber es war ja nur Spaß. Unsere Plätze befanden sich im hinteren Drittel des Saals. Dort machten wir es uns mit reichlich Verpflegung gemütlich. Anna saß in der Mitte. Noch immer blickte Tin finster, aber auch amüsiert drein. "Sei tapfer!", flüsterte Anna und lächelte ihn an. Als er beleidigt das Gesicht verzog, zog sie ihn zu sich heran und küsste ihn. "Oh wie süß", sagte ich wenig euphorisch und überdrehte die Augen. Wir lachten.
Die Lichter wurden dunkel und ein einziger Scheinwerfer leuchtete auf die Treppe. "Was kommt jetzt?", fragte ich. Anna blickte verdutzt drein. "Keeeeeine Ahnung"
Plötzlich stellte sich ein breit gebauter Typ ins Licht. Er sah aus wie ein Polizist. "Ach du scheiße...", murmelte Tin und hielt sich eine Hand an die Stirn. Langsam schwante mir, dass der Typ kein Polizist, sondern eher ein Stripper war. Die Lautsprecher ertönten und eine Stimme erklang. "Exklusiv für die Ladysnight. Jeff Stenderson alias Mr.X" Ein poppiger Song wurde gespielt und Mr.X bewegte sich im Rhythmus. Anna und ich sahen uns stumm an, bis wir in Gelächter ausbrachen. Mr.X entledigte sich den meisten seiner Kleidungstücken und warf sie ins Publikum. Frauen kreischten und prügelten sich beinahe um seine Polizeimütze. Ich lachte und lachte und lachte. Als Tin seine Hose ins Gesicht bekam, brach ich fast zusammen vor Lachen."Der Abend war legendär!", schwärmte ich und hatte vom vielen Lachen Tränen in den Augen.
"Eindeutig. Ich werde professioneller Stripper...", witzelte Tin nicht besonders begeistert. "Voll dafür.", sagte Anna und verschluckte sich vor lauter Lachen fast an ihren Worten.Wir gingen zu mir nach Hause. Anna musste erst um 12 zu Hause sein und bei Tin war es sowieso egal. Mum lag mit Dad im Wohnzimmer auf der Couch. Sie schauten DSDS. Anna und Tin sagten kurz Hallo, bevor wir es uns in meinem Zimmer gemütlich machten. "Ach ja.... So viel gelacht wie heute hab ich schon lange nicht mehr.", sagte ich und schaute Anna dankbar an. Sie strich über meinen Oberarm. "Ich mag es, wenn du lachst. Ich wusste die alte Kat ist noch da, auch nach der Sache mit Andrew."
"Und du magst es anscheinend wenn ich leide.", fügte Tin hinzu. Anna kicherte. Wieder bekam ich Bauchschmerzen. Ich wollte nicht daran denken. "Ich komm gleich, ich hol was zu Trinken.", sagte ich und verließ den Raum. Anna folgte mir. "Ich helfe dir", sagte sie und schob mich an den Schultern vorwärts. Als wir mit drei Gläsern Milch zurückkamen, war die Tür halb geöffnet. "Was bitte macht..." Ich hielt Anna den Mund mit der freien Hand zu. "Schau mal", flüsterte ich.
Tin stand auf meinem Bett und amte die Moves von Mr.X nach. Besser schlecht als Recht um genau zu sein. Pantomimisch warf er auch seine imaginäre Kappe ins Publikum. Ich öffnete die Tür und er setzte sich ruckartig hin. Er tat, als wäre nichts gewesen. "Hübsche.... Moves", sagte ich und musste mir auf die Lippe beißen um nicht laut loszulachen. Anna konnte sich nicht beherrschen und so brachen wir beide in Gelächter aus. Tin wurde feuerrot. Endlich hatte ich mein Lachen zurück.
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running in the rain
RomantikUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...