Ich kuschelte mich tief in meine rote Decke und lauschte dem Regen. Die beruhigenden Geräusche senkten meinen Puls. Ich war allein zu Hause, James war schon wieder auf dem Weg nach LA, Mum war mit meinem Wagen ins Büro gefahren, da ihrer in der Werkstatt war und Dad war auch bei der Arbeit. Ich mochte es nicht, allein zu sein.
>Hast du Zeit?<
>Paul ist bei mir, wir sind am Zocken<
>okay<
>Du kannst rüberkommen, Süße<Kurz überlegte ich. Komm schon Kat, sei nicht so eine Klette, du nervst ihn sicher schon.
>Ne schon gut, wir sehen uns morgen. Liebe dich.<
>Na gut, lieb dich mehr<Ich versank in meinem Sessel, und wickelte mich mit der Decke ein. Es donnerte. Es war einer dieser Momente, in denen es mir einfach irgendwie schlecht ging, vollkommen grundlos. Montags Stimmung vielleicht. Ich tat das, was ich in dieses Augenblicken immer machte, und rief Anna an. Ich lies sechs Mal läuten, keine Reaktion. Zehn Minuten später versuchte ich es erneut, vergebens. Sie war heute nicht zur Schule gekommen, was mich wunderte, da sie mir normal Bescheid sagte, wenn sie krank war.
War ihr was passiert? Der Gedanke beunruhigte mich und ich schob ihn beiseite.Stunde um Stunde verstrich, ohne dass ich etwas sinnvolles machte. Ich kritzelte auf meinem Block herum und alles war dabei heraus kam, waren zwei schrecklich schlecht gezeichnete Hände. Ich gab es auf, etwas malen zu wollen und legte mich hin.
Plötzlich riss mich ein lautes Klingeln aus meinen Träumen. (in denen ich übrigens mit Jeydon auf Lamas durch die Prärie ritt... Keine Ahnung...)
Verschlafen hob ich ab. "Hallo?"
"Kat... Du.... Du musst sofort kommen.... Ich.... Anna.... Komm ins Krankenhaus", stotterte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Tin? Was ist passiert?", fragte ich und war hellwach.
Er hatte schon aufgelegt. Meine Hände zitterten und ich zog mir blitzschnell eine dunkelrote Jogginghose und ein graues Top über.
"Scheiße", rief ich, das Fehlen meines Wagens bemerkend.
Meine Daumen tippten blitzschnell auf meinem Smartphone herum.
>Jey, kannst du kommen und mich ins Krankenhaus fahren? Anna ist etwas passiert, ich dreh gleich durch, beeil dich<
>Sofort da<Die Minuten, die ich in der Einfahrt wartend verbrachte, waren die pure Hölle. Sorgen quälten mich und ich musste mich beherrschen, nicht zu heulen. Immer wieder legte ich den Kopf in den Nacken und starrte in die Luft, um zu verhindern, dass mir de Tränen kamen. Ich hatte solche Angst, dass es mich fröstelte. Sie war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Als Jeys Chevrolet endlich einbog, stürmte ich durch den Regen zur Beifahrertür. Paul saß am Beifahrersitz, weswegen ich hinten einstieg. "Hey", keuchte ich und schnallte mich an.
"Hi Süße, was ist passiert?", fragte Jey und hielt seinen Blick nach vorne gerichtet. "Keine Ahnung, Tin hat angerufen und war total....", ich weinte ein wenig, "war total aufgelöst. Er sagte, Anna sei im Krankenhaus. Ich hab solche Angst Jey", schluchzte ich.
"Fuck", sagte Jey und beschleunigte den Wagen. "Mach dir keine Sorgen, ihr geht's bestimmt gut", beruhigte mich Paul und blickte mich mit seinen dunkelbraunen Augen mitfühlend an.
Ich nickte nur.Als wir beim Krankenhaus ankamen, rannte ich zum Eingang und fragte mich hysterisch durch, bis wir bei Zimmer 28 ankamen. Ich wollte ins Zimmer stürmen, aber Jeydon hielt mich an der Hüfte fest und zog mich sanft nach hinten. "Ganz ruhig"
Er klopfte. Tin öffnete die Tür, seine brauen Haare waren zerstrubbelt, und er sah aus, als hätte er einen ordentlichen Kater. "Kommt rein"
"Ja", sagte ich und drängte mich an ihm vorbei in den Raum. Anna lag im Krankenbett, sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihre fettigen Haare waren zu einem Dutt gedreht. Es roch ein wenig nach Erbrochenem.
Ich kniete mich hin und drückte sie viel zu fest. "Ah, du erdrückst mich", flüsterte sie heißer.
"Was machst du für Sachen?", sagte ich und merkte, wie mir die Tränen über die Wangen flossen.
"Ich brauch einen Kaffee", sagte Tin und verließ das Zimmer.
Jey und Paul setzten sich auf das leere Bett, welches neben Annas stand.
"Was ist passiert?", fragte ich und wischte die Tränen weg.
"Tin und ich waren bei einer Party. Irgendwann wurde mir total schlecht, schwindelig. Ich brach zusammen und übergab mich. Gott sei Dank war Tin da", erklärte sie.
"Wie konnte das passieren?", fragte ich und legte meine Hände auf die Oberschenkel. "Ich weiß es nicht. Ich hab mein Getränk nie aus den Augen gelassen, aber..."
"Was aber?", fragte ich. Sie schien sich an etwas zu erinnern.
"Peter und Brad sind gekommen, als Tin kurz weg war. Peter hat versucht mich anzubaggern. Ich hab mich die ganze Zeit umgeschaut, wo Tin steckt."
"Du denkst Peter hat dir was ins Getränk getan?", fragte ich, da ich verstand, auf was sie hinaus wollte.
"Roofies", mischte sich Paul ein. "Peter ist bekannt dafür, dass er oft etwas 'nachhilft', um Mädchen ins Bett zu bekommen"
"Was? Er hat Anna unter Drogen gesetzt?", fragte ich entsetzt.
Jey starrte in den Boden. Er war komplett verspannt, ich merkte, dass das alles ihn ziemlich wütend machte.
"Ja denk ich, aber ich hab keine Beweise", sagte Anna. "Also können wir nichts unternehmen?", stellte ich verärgert fest.
"Nein keine Chance. Außerdem solltet ihr euch nicht mit Peter anlegen", bemerkte Paul.
"Verdammter Wichser", murmelte Jey.
"Geht es dir besser?", fragte ich Anna und nahm ihre Hand.
"Mir ist noch immer ziemlich schlecht, und ich seh scheiße aus", sagte sie. Jey löste seinen Blick vom Boden und ich sah, wie sich seine Muskeln entspannten.
"Du siehst toll aus" Jey zwinkerte ihr zu und grinste schief.
"Du Lügner", gab sie breit lächelnd zurück.
"Okay, aber du hast tolle Socken", antwortete Jeydon und zeigte auf die rosa - grün gestreiften Kuschelsocken.
"Dankeschön", lachte Anna.
Ich lachte mit und schenkte ihm einen dankbaren Blick."Was sagen deine Eltern dazu?", fragte ich sie und deckte sie bis zur Nase zu.
"Hm hmpf hmm", nuschelte sie.
Ich lachte und zog die Decke etwas hinunter, damit sie reden konnte.
"Na vielen Dank", keuchte sie und lachte. "Sie dachten, ich hätte zu viel getrunken, aber der Arzt hat sie informiert, das jemand mir Betäubungsmittel untergejubelt haben muss"
"Okay, willst du schlafen?", fragte ich.
"Ja, ich bin totmüde", antwortete sie.
"Na gut, ich hab dich lieb. Ich hoffe du kommst morgen hier raus"
"Wird schon. Ich komm aber die nächsten Tage nicht zur Schule", sagte sie und schlief schon halb.
"Gute Nacht, meine Schöne", sagte Jey, weswegen sie lächelte und Paul wünschte ihr gute Besserung.
"Hab dich auch lieb", murmelte sie, bevor sie weg war."Ich hasse Peter", sagte ich, als wir im Auto saßen. Paul lies mich vorne sitzen.
"War er dabei als Andrew...?", fragte Jey. Ich nickte.
"Er hat mir in den Magen getreten und vor mich auf den Boden gespuckt.", erzählte ich und bemerkte den abwertenden Ton in meiner Stimme.
Jey ballte die Hände zu Fäusten.
"Der bräuchte eine Lektion"
"Hey Jeydon, leg dich nicht mit ihm an. Man hört viel über ihn", sagte Paul.
Jeydon antwortete nicht.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und musterte meine Fingerknöchel, die schon weiß wurden.
Mich kann er vielleicht schlagen, aber wenn er jemandem etwas antut, der mir was bedeutet, mach ich ihn fertig.
Jey merkte, dass ich beinahe ausrastete. Alle Erinnerungen kamen wieder hoch. Erinnerungen an Schläge, Tritte und Tränen.
Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Süße, der wird weder Anna, noch dir mehr wehtun", sagte er und grinste schief.
"Wie kannst du dir so sicher sein?", fragte ich und wagte es nicht zu grinsen.
"Weil ich das nicht zulasse", war seine Antwort, das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, bevor er los fuhr.
"Ich auch nicht. Das schwör ich.", sagte ich nüchtern und er lies seinen Blick kurz zu mir schweifen.
Er meinte es ernst. Und ich auch.
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...