"Es wär mein größter Traum"
"Dann wirst du es auch schaffen, Kat, ganz sicher", antwortete Anna und drückte mich. Ich verspannte, mein Rücken schmerzte noch, aber ich lies mir nichts anmerken.
"Du bist lieb", sagte ich und blickte sie dankbar an.
"Das ist nur die Wahrheit. Wenn du Künstlerin werden willst, wirklich willst, wer soll dich davon abhalten?"
Wer sollte mich abhalten? Meine Mum, weil sie wollte, dass ich was 'Anständiges' lernte?
Meine nicht vorhandnes Talent?
Meine gesunder Menschenverstand?
"Du hast recht", sagte ich und blickte auf die ruhige Wasseroberfläche.
"Ich hab immer recht. Merk dir das", antwortete sie selbstbewusst und tätschelte meinen Kopf.
"Ich liebe eure kleine Mini-Privat-Wiese hier beim See", schwärmte ich.
Es war so schön hier. Ein kleines Stück Wiese, umschlossen von einer Hecke und direkt beim Wasser. Der kleine See schimmerte in der Sonne.
"Ich auch", antworte sie und legte sich hin.
Ich fühlte das Gras unter meinen Händen.
"Wie läufts mit Jey?", fragte sie.
"Gut", sagte ich und schmunzelte.
"Habt ihr schon?"
"Du wüsstest es ansonsten", unterbrach ich sie und überdrehte die Augen.
"Frag ihn ob er kommt"
"Hmm", antworte ich, als würde ich mit dem Gedanken spielen, dabei hatte ich schon längst mein Handy herausgeholt und schrieb ihm eine SMS.
"Er kommt in zwanzig Minuten", sagte ich breit grinsend.
"Freut mich"
Sie lächelte mich an. "Gibt's eigentlich was neues von Peter?", fragte sie.
"Na ja, ich.... Er... Wir sind aneinander geraten."
"Oh Gott, Kathleen!"
"Keine Sorge, mir geht's gut. Bitte erwähn es nicht vor Jey. Er würde so sauer sein."
"Geht klar", meinte sie und wirkte besorgt. Ich gab ihr einen Stupf mit dem Ellbogen. "Ich bin froh, dass sie dich heut schon entlassen haben"
"Ich auch. Glaub mir. Aber ich mach die Woche noch blau. Werde vermutlich One Piece schauen", sie grinste. "Ach Anna", seufzte ich."Was für eine Enttäuschung", sagte eine tiefe Stimme und ich drehte mich ruckartig um.
"Was für eine nette Begrüßung", antwortete ich schmollend.
Er grinste schief und umarmte Anna, bevor er sich neben mich setzte. Als Jeydon mein Gesicht nahm und mich leidenschaftlich küsste, hatte ich das Gefühl, tausend Schmetterlinge würden in meinem Bauch Salti schlagen.
"Das war besser", flüsterte ich.
"Ich weiß. Aber du hast gesagt, ich soll zum See kommen, da hab ich knappe Bikinis erwartet und keine", er machte eine abwickelnde Geste mit der Hand "graue Jogginghosen"
"Es ist Herbst?!", meinte Anna entsetzt.
Es war zwar warm, aber sicher nicht warm genug um zu baden.
"Ihr Pussis", sagte er grinsend und zog sich mit einem Ruck das Shirt aus.
Und da war er wieder, der Oberkörper.
Innerlich stöhnte ich, lies mir aber nichts anmerken. Als er Richtung Wasser spazierte bewegten sich die Muskeln auf seinem Rücken.
"Woah", meinte Anna und lachte leise.
"Woah", schwärmte ich, was mir einen glucksenden Lacher ihrerseits einbrachte.
Fünfzehn Minuten sah ich ihm einfach beim Schwimmen zu. Beobachtete wie er sich immer wieder durch die nassen, schwarzen Haare fuhr, als er auftauchte. Wie verknallte konnte man nur sein?
Als er schließlich aus dem Wasser kam, musste ich beim Anblick seines perfekten, nassen Körpers schlucken.
Anna pfiff leise.
Sanft schlug ich ihr auf den Oberarm und schenkte ihr einen finsteren Blick. Sie kicherte nur."Ach Süße, das Wasser tut ja so gut", meinte er und setzt sich neben mich. Unsere Arme berührten sich und ich zuckte zusammen. Er war eiskalt.
"Du bist kalt", warf ich ihm vor und küsste ihn.
"Ne, nur du heiß", konterte er und schnappte sich mein Gesicht, bevor ich mich zurücklehnen konnte.
Anna starrte vermutlich auf den See, um nicht wie eine Spannerin zu wirken.
Jey beugte sich über mich und der Kuss wurde leidenschaftlicher. Ihm war es total egal, ob noch jemand zusah. Es gab nur ihn und mich.
Plötzlich spürte ich einen Schmerz im Rücken und stöhnte heißer auf."Was ist los, Süße?", fragte er und hörte abrupt auf mich zu küssen.
"Nichts", antwortete ich und wollte ihn an den nassen Haaren zu mir ziehen. Keine Chance.
"Kat!", er klang auffordernd.
"Es ist nichts okay?", sagte ich und wurde etwas lauter. Ich drehte mich zu Anna. Sie blickte mich hilflos an.
"Das war Peter oder?", fragte er und grinste hämisch in den Boden.
"Was geht dich das an?", fragte ich, obwohl ich es nicht so meinte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, redete mir aber ein, dass ich das nicht brauchte. Es war ja schließlich meine Sache.
"Ich hab gesagt, du sollst dich von ihm feenhaften", warf er mir wütend vor stellte sich aufrecht hin.
"Du kannst mir gar nichts vorschreiben!", konterte ich und blickte ihn böse an. Ich stand auf.
"Ah okay, ich soll also zuschauen, wie du dich schlagen lässt"
Er klang richtig vorwurfsvoll.
"Ich wollte nur mit ihm reden. Ich kann reden mit wem ich will"
"Ach ja? Nein kannst du nicht. Und schon gar nicht ohne mich. Du siehst wohin das führt. Ich mach den fertig", klagte er mich an.
"Ich bin deine Freundin. Und nicht deine Tochter. Ich kann machen was ich will, reden mit wem ich will und du brauchst dich gar nicht einzumischen", sagte ich wütend. Es nervte mich, dass er mich für ein kleines, unfähiges Mädchen hielt.
"Spinnst du? Merkst du eigentlich noch was? Er hat dich geschlagen. Da hast du's. Ich hab dir gesagt du sollst dich von ihm fernhalten. Du bist ein Mädchen."
Jey wurde laut.
Ich schrei ihn förmlich an:" Ich bin kein kleines Mädchen! Ich hab mein eigenes Leben und da hast du dich nicht einzumischen! Ich regle das alleine!"
Anna tippte mir auf die Schulter.
"Kat...."
"Nein!", unterbrach ich sie. Ich schrie sie an, meine beste Freundin, na super.
Dann wendete ich mich wieder Jey zu, der blöd grinsend in den Boden starrte, aber es wirkte nicht fröhlich.
"Ich hab mich da sehr wohl einzumischen! Wenn du nur ein einziges Mal auf mich hören würdest!"
"Ach komm, tu nicht so als wär das mein Schuld!"
"Das war Peter Schuld, aber wenn du nicht so stur wärst..."
"Stur?", unterbrach ich ihn.
"Ein für alle Mal : DAS IST MEINE SACHE!"
"Kat, das ist nicht deine Sache, ich mach mir halt auch Sor...."
"DOCH DAS IST ES!", schrei ich ihn an. Was dachte er eigentlich? Er hatte mir nichts zu sagen.
"Nein Kat!", diesmal war er deutlich lauter.
"SEHR WOHL! Und jetzt hör auf dich in mein Leben einzumischen! Ich bin KEIN KLEINES MÄDCHEN!"
"Ich misch mich also in dein Leben ein?", fragte er spöttisch.
"Ja das tust du! Und ich will das nicht! Es ist meine Entscheidung was ich tue und was nicht!"
"Ich will nicht, dass dir was passiert, nur weil du so naiv bist und denkst, du könntest gegen Peter und Andrew und den Rest dieser Arschlöcher ankommen!"
"ICH BIN NICHT NAIV. Ich kann mich sehr gut selbst verteidigen! Und jetzt halt dich da raus! Das ist nicht deine Sache!", schrie ich wütend.
Er lachte hämisch und blickte mir in die Augen.
"Sieht man. Und das ist sehr wohl auch meine Sache"
"NEIN! DAS IST NICHT DEIN LEBEN! DAS KANN DIR EGAL SEIN!", brüllte ich verzweifelt, die Wut kochte über.
"IST ES ABER NICHT!", brüllte er zurück. Anna schnappte nach Luft.
"VERPISS DICH DOCH AUS MEINEM LEBEN!", schrie ich ohne nachzudenken.
Sofort nachdem ich es gesagt hatte, bereute ich es zutiefst.
"Jey, ich..."
Er lachte nur und musterte den Boden.
"Schon okay, Kathleen", sagte er und ging. Er ging einfach. Ohne sich umzudrehen, ohne was zu sagen.
Er müsste mich anschreien! Warum schreit er mich nicht an?!
Und dann war er weg.
Ich blickte zu Anna, sie biss sich auf die Lippe.
"Scheiße", flüsterte sie.
"Ach mir doch egal, soll er machen was er meint", sagte ich.
Ich brauch ihn eh nicht. Soll er halt gehen und sich eine Neue suchen.
"Kat, geht's dir gut?", fragte sie besorgt.
"Ja klar! Ich bin froh, dass ich ihn los bin.", antwortete ich sicher und atmete ein.
Sie antwortete nicht, aber ich sah, wie sie den Kopf leicht schüttelte.
Kein Wort kam über ihre Lippen.
"Der Idiot hat auch noch sein Shirt vergessen", sagte ich laut um die Stille zu brechen. "Oh", meinte sie leise und versuchte zu lächeln.
Ich hob das dunkle Shirt auf.
"Kat..."
"Mir geht's toll!", antwortete ich schnippisch.
Das Shirt roch nach ihm. Wie ein Wald nach dem Regen. Ich drückte es gegen mein Gesicht und atmete den Duft ein. Es roch etwas nach dem Aftershave, das ich so unglaublich gut fand.
Und dann begann ich unregelmäßig zu atmen. Meine Augen wurden feucht.
"Dir geht's überhaupt nicht gut", stellte Anna fest.
"Nee", brachte ich heraus, bevor ich schrecklich zu weinen anfing und mich auf die Knie fallen lies. Ich sackte in mir zusammen und heulte. Der Schmerz war so schlimm, ich dachte er würde mich umbringen. Anna legte den Arm um mich und versuchte mich zu trösten. Aber ich weinte, weinte mehr als je zu vor.
Ich hatte ihn verloren. Die Liebe meines Lebens, oder wie ich sie mir vorstellte. ICH war schuld.
Es ist schrecklich, verletzt zu werden. Aber zu verletzten tut viel mehr weh.
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...