Ich hielt mein Telefon gute zwanzig Zentimeter von meinem Ohr entfernt, aus Liebe zu meinem Trommelfell. Anna war gerade voll am Ausrasten, nachdem ich ihr die gute Nachricht überbracht hatte.
"Und sie will wirklich aussagen?", fragte sie hysterisch - oder euphorisch - keine Ahnung.
"Japp! Alles wird gut", antwortete ich mit einem riesigen Grinsen im Gesicht. Ich konnte es kaum fassen.
Ein Freudenschrei hallte in der Leitung.
"Ich glaubs nicht! Bald sind wir den Arsch los!", jaulte sie freudig und verschluckte sich beinahe an ihren Worten.
"Ja, bald bekommt er was er verdient!"
"Das muss gefeiert werden! Wollt ihr mit zum Derby kommen?"
"Nein, ich hab keinen Hunger", gab ich zurück.
"Was?! Ein Derby ist ein Eishockeymatch!"
"Achso", sagte ich "wie peinlich"
"Ohja", meinte Anna und lachte ins Telefon.
"Klar kommen wir"********
"Das schwarze, runde Ding ist der Puck. Der muss in das eckige Ding, das nennt sich Tor", erklärte Jey und umarmte mich von hinten.
"Ich weiß, du Vollidiot", sagte ich während ich die Augen überdrehte.
"So wenig Ahnung hab ich auch wieder nicht"
Anna lachte auf. "Wie heißt denn das Team, auf das wir halten?"
Irgendwas mit Eagle oder? Nein, oder doch?
"Okay, ich bin eben kein Eishockey Profi", entschuldigte ich mich und schmiegte mich an Jey, der tief und sexy lachte, während er mich an sich zog.
"Nein, das sicher nicht", sagte Damian, den Anna auch noch mit angeschleppt hatte. Ach ja, die zwei waren Hardcore-Fans. Damian war ein Kumpel, klar, aber ich glaube für einen original Puck hätte er mir ohne zu zögern die Freundschaft gekündigt. In der Schule führten er und Anna oft heftige Diskussionen, wer jetzt der beste Spieler sei. Auch Jeydon schien sich ziemlich gut auszukennen.Als unsere Mannschaft - also die mit den blauen Hosen und den schwarzen Shirts - ein Tor schoss, grölte das Publikum. Damian und Anna rasteten vollkommen aus, während ich einfach verdutzt nach unten starrte. Das ging alles so schnell.
"Hey was ist das?", fragte Damian und starrte zur Eisfläche. Ich lehnte mich über das Geländer das direkt vor uns stand (das heißt, dieses Stangending, das bei den Stehplätzen angebracht war) um etwas sehen zu können.
Ein Mädchen jagte an den Security-Leuten vorbei, schnell wie ein Blitz, und schmiss sich direkt auf die Glasscheibe, die das Eishockeyfeld vom Rest der Halle trennte.
"Was für ein Fan", meinte Jey und lachte.
"JAMES!!!!!!!! EIN AUTOGRAMM, BITTE BITTE BITTE", schrie sie und hämmerte gegen das Glas. Ein stämmiger Spieler fühlte sich anscheinend angesprochen und rutschte in dem Moment aus.
"SORRY", schrie das Mädchen mit dem Schal in den Farben des Teams zurück. Sie wusste wohl, dass sie ihn gerade so verwirrt hatte, dass er sich deswegen auf die Nase gelegt hatte.
Die ganze Halle lachte laut und tief.
Schließlich kamen drei Sicherheitsleute und packten sie. Sie wehrte sich wohl, aber Chance hatte sie mit ihren geschätzten 50 Kilo wohl keine.Damian starrte unaufhörlich hinunter, während sie weggeschleppt wurde.
"Was für eine Frau", murmelte er.
"Nicht dass du zu sabbern anfängst", entgegnete ich kichernd und zwinkerte ihm zu. Er schenkte mir kaum Beachtung.
"Ich muss da runter", flüsterte er nur und schon Stürmte er die Tribüne hinunter und rannte ihr und den Security-Typen nach."Wenn da mal nicht wer verliebt ist", sagte Anna und grinste breit.
"Ach wie süß", sagte ich und strahlte Jey an.
"Ja total süß", sagte er sarkastisch und lachte "der hat doch einen Fetisch für fanatische Teenager", fügte er hinzu.
Ich musste lachen.Der Rest des Spiels war ziemlich langweilig. Irgendwer schoss ein Tor, irgendwelche Fans sangen einen Song, der das Team motivieren sollte, Anna und Jey rasteten hier und da aus, weil wieder irgendwer irgendwen gefoult hatte.
Ich bekam relativ wenig davon mit, da ich die meiste Zeit damit beschäftigt war, meine Hände an Jeydon's zu wärmen, oder ihn anzustarren, weil er wie immer so gut aussah.
Wer brauchte Eishockey, wenn so ein Typ neben einem stand.In den letzten Spielminuten kam Damian zurück. Er hatte den Kopf gesenkt und wirkte total zerstört.
Ehe wir fragen konnten was los war, plapperte er schon drauf los.
"Lisa, sie heißt Lisa. Sie ist total nett, ich hab voll lang mit ihr geredet. Und sie hat so schöne Haare. Die riechen nach Apfelschampoo - nicht dass ich daran gerochen hab, sie riechen einfach sehr stark. Und dann ihre Lippen", schwärmte er und starrte verträumt ein Loch in die Luft.
"Und was ist dann das Problem?", fragte Jey und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich hab mich nicht getraut nach ihrer Nummer zu fragen", seufzte Damian und schlug sich mir der Hand auf die Stirn. Was war nur mit unserem kleinen Aufreißer los? Der Typ, der im Black Whiskey auf der Theke getanzt hatte, dem es egal war, was andere von ihm dachten. Der Typ, der mit Jeydon und dessen besten Freund Paul einenWette abgeschlossen hatte, wer die meisten Nummern abstauben konnte. Und jetzt hatte Damian nicht die Eier, sich ihre Nummer zu holen?
"Was?!", fragte Jey entsetzt.
"Komm Kleiner, das können wir nicht so stehen lassen"
Dann zog er Damian, der ziemlich verwirrt wirkte, an der Jack hinter sich her."Junge Liebe überall", sagte Anna und presste die Lippen aufeinander.
"Tin oder?", fragte ich und drückte sie.
Ich hätte wetten können, sie ist über die Trennung hinweg.
"Nein, Dimi", murmelte sie zurück.
"Wer?", fragte ich entsetzt.
Sie antwortete nicht.
OHA!
"Du hast einen Neuen und erzählst mir nichts?!", realisierte ich vorwurfsvoll.
"Nein, aber ich bin total"
Ich musste lachen.
"Total verknallt", beendete ich den Satz für sie.
Sie nickte nur.
"Das freut mich", sagte ich und strahlte sie an.
Sie strahlte zurück.
"Und"
"Was und?"
"Wie sieht er aus? Was macht er? Wo geht er zur Schule? Ist er heiß?"
"Sei nicht so neugierig", sagte sie und grinste hämisch.
"Ach komm schon, ich bin deine beste Freundin!"
"Ja er ist heiß", sagte sie nur, grinste breit und beendete das Gespräch.Nach zehn Minuten kamen Jeydon und Damian zurück.
"Du hast deine Nummer", bemerkte ich grinsend, als ich seinen verknallten Gesichtsausdruck sah.
Jeydon grinste schief und zwinkerte mir zu.
"Ja, die habe ich. Ich liebe das Leben, Kat", er kam auf mich zu und umarmte Anna und mich gleichzeitig. Überrascht schaute ich zu Jeydon, der die Augen überdrehte. "Ich liebe Lisa, das Leben, Eishockey, Anna und dich"
"Hey!", unterbrach ihn Jeydon.
"Okay, dich nicht. Und ich liebe alles andere. Sogar Jeydon. Und das Leben"
Ich musste lachen, als ich sah wie Jeydon entsetzt die Backen aufblies und die Augen aufriss.
"Den hat's aber erwischt", murmelte Anna und kicherte.
"So wie dich", gab ich grinsend zurück.
"Und mich!", rief Jey und lächelte breit. Mir ging das Herz auf.Und mich erst.
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Gewidmet an Eishockey-Lischen :) 💕
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...