Part 7 ~ Ablenkung

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Ich sah ihn kurz an. Ich rieb mir mit der Handfläche über den Arm. "Kompliziert", sagte ich ausdruckslos. Jeydon schien verstanden zu haben, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Dunkle Wolken zogen ganz plötzlich auf. "Es regnet hier immer, oder?", fragte er seufzend und lächelte. "So gut wie.", antwortete ich. Erste Tropfen waren zu spüren. "Ich liebe Regen. Die Kälte und die Nässe. Wie die Wolken über deinem Kopf stehen. Das Geräusch.", schwärmte ich. "Den Donner", ergänzte er. Ein lautes Donnerrollen war zu hören. Ich zuckte verschreckt zusammen. Jeydon schien das bemerkt zu haben. "Alles klar, Kat?" Ich nickte bedächtig aber war überhaupt nicht bei der Sache. Meine Atmung wurde schneller.

Ich sah wieder Andrew vor mir und Peter, Brad... Sie alle. Ich spürte förmlich, wie mir ins Gesicht geschlagen und in den Magen getreten wurde. Nun weinte ich wieder. Lautlos. Nur meine Tränen hätten mich verraten, aber es regnete nun Gott sei Dank stärker. "Schauen wir zu, dass wir wegkommen, Süße"
Ich antwortete nicht, sondern drehte mich um und stapfte vorwärts. Nach guten acht Metern hatte er mich eingeholt. "Was. Ist. Passiert?", fragte er aufgewühlt und stellte sich vor mich. Lyra spazierte derweil alleine weiter. "Nichts.", antwortete ich und sah ihn eindringlich an. Er machte mir den Weg frei und wir gingen wieder nebeneinander. "Weißt du, bei Donner zuckst du zusammen, obwohl du Gewitter liebst. Du rennst nachts alleine in den Wald. Du weinst. Schon wieder." Er sagte all das sehr ruhig. Nun hielt er mich an beiden Schultern sanft fest und drehte mich in seine Richtung. Jetzt sahen wir uns an und er flüsterte in einer tiefen Stimme "Du kannst mich anlügen und sagen, dass nichts passiert ist, aber wenn ich das Nichts in die Finger kriege, garantiere ich dir, macht es Bekanntschaft mit meiner Faust." Ich erschauderte. Aber Jeydon nahm mich einfach in den Arm und hielt mich fest. Ich weinte auf seine Schulter. Ganz leise. Schließlich wurde ich still und schenkte ihm einen kurzen, liebevollen Blick. Wir kannten uns doch nicht einmal. Warum sollte er mich beschützen wollen? Das war mir ehrlich gesagt gerade so egal. Er hatte es gesagt und nur das zählte.

Ohne zu sprechen oder uns anzusehen, gingen wir weiter. Der Regen wurde schwächer, dennoch kamen wir um kurz vor sieben völlig durchnässt bei mir zu Hause an. Wir standen noch kurz unter unserer überdachten Veranda. "War schön heute", sagte ich lächelnd. "Mit mir immer", antwortete er selbstgefällig und ich überdrehte die Augen. Jeydon zwinkerte mir zu und bevor er ging, gab ich Lyra noch das versprochene Leckerli. Bald waren sie im Regen schon nicht mehr zu sehen und ich ging ins Haus.

running in the rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt