Part 17 ~ Abendsonne

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Das Geplätscher des Wasserfalls übertönte die meisten anderen Geräusche des Waldes. Langsam verschwanden die Wolken vom Himmel und die Sonne kam hervor. Zarte Strahlen fielen mir ins Gesicht. Ich weiß, ich wollte alleine sein, doch trotzdem wünschte ich mir gerade eine gewisse Person an meine Seite. Es wäre schön, ihn jetzt bei mir zu haben. Plötzlich berührte mich jemand an der Schulter. Ruckartig fuhr ich herum und blickte in intensiv blaue Augen.

"Kat, ich hab mich verlaufen. Bring mich bitte nach Hause.", sagte Steffanie schluchzend. "Hey, alles in Ordnung. Sicher bring ich dich nach Hause, wie bist du überhaupt hier her gekommen?"
"Lyra hat sich los gerissen und ich bin ihr hinterher... Jetzt find ich weder zurück, noch weiß ich, wo sie ist."
Ich nahm Steff in den Arm, ich wollte nicht, dass sie weint. "Wir werden sie finden, und dann bring ich dich heim."

Zusammen gingen wir aus dem Wald hinaus Richtung Bevölkerung. Steffanie hielt meine Hand und immer wieder riefen wir nach Lyra. Wo konnte sie nur sein?
"Vielleicht ist sie schon allein nach Hause.", beruhigte ich Steffanie. Sie nickte bloß. Es tat mir im Herzen weh, sie so traurig zu sehen. Ich beschloss den kürzesten Weg zu ihrem Haus zu nehmen. Er führte an Andrews vorbei. Kurz überlegte ich, doch den großen Umweg über die Felder zu gehen, aber nein. Ich lass mich nicht einschüchtern. Nachdem ich ihr immer wieder gesagt hab, dass Lyra sicher schon zu Hause sei, beruhigte sich Steffanie und war wieder das fröhliche Mädchen, dass ich kannte. Sie war so süß.
Poch, poch, poch. Bald würden wir an Andrews Haus vorbei müssen. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht im Garten war, aber selbst wenn, ich würde mich NICHT EINSCHÜCHTERN LASSEN. Punkt.

"Ahhhh. Schau mal Katy!!! Ein Reh!!", schrie Steff begeistert und streckte ihren Arm Richtung Wald. Sie quiekte vor Freunde, dass sie es entdeckt hatte.
"Wow, du hast Recht."
Eine tiefe und gereizte Stimme ließ mich zusammenfahren :"Schrei nicht so rum, du bist nicht allein auf der Welt , Kleine."
Ach du scheiße. Das durfte nicht wahr sein. Ich nahm Steffs Hand und zog sie weiter. "Komm weg von hier."
"Ach schau mal einer an, Leen, du bist auch hier. Ist das deine neue Freundin? Hast du sonst keinen, der sich mit dir abgibt?"
Am liebsten hätte ich Andrew meine Faust ins Gesicht geschlagen, hielt mich aber zurück, weil ich wusste, was dann passieren würde. "Ja, sie ist meine Freundin. Sie ist klasse.", antwortete ich spitz und zwinkerte Steff zu. Sie lächelte glücklich.
"Haha. Na, hast du deine Lektion gestern gelernt?", fragte er, immer noch in seinem Garten stehend.
"Du bist so ein Feigling, weißt du das? Vor deinen Kumpels machst du einen auf 'dicke Hose' , doch das einzige, dass du kannst, ist Schwächere zu verletzten. Du bist erbärmlich. Komm Steff wir gehen.", sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie schon wieder. Ich hätte ihn nicht provozieren dürfen, denn jetzt kam er wutentbrannt auf uns zu. Was dachte ich mir, ich war nicht alleine!Steffanie würde seine Wut auch abkriegen. Ich nahm Steffs Hand und versuchte, so schnell wie möglich, das Weite zu suchen, doch er packte mich am Handgelenkt. "Wie oft muss ich dir noch Respekt beibringen?"
"Lass. Uns. In Ruhe.", fuhr ich ihn an.
Steff bekam Angst und begann zu weinen.
"Sag deiner Freundin, sie soll die Klappe halten, sonst wird sie auch lernen, was Respekt heißt."
"Jämmerlicher Volltrottel. Jetzt bedrohst du schon kleine Kinder? Du bist kein Mann, du bist ein Stück Dreck."
Mich konnte er ja vielleicht fertig machen, aber bei Steff hörte der Spaß auf. "Ach ja? Dann wird dir das Stück Dreck jetzt eine Lektion erteilen!"
Er holte mit seiner rechten Faust weit aus. Instinktiv versuchte ich mein Handgelenkt zu befreien um meinen Arm vors Gesicht zu halten, aber keine Chance. Mit der anderen Hand hielt ich Steff die Augen zu. Sie schrie.

running in the rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt