Part 37 ~ Komm schon Kat!

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Ganz sanft strich er über meine Wange und küsste mich. So zärtlich, dass ich mich fühlte wie eine Porzellanpuppe.
Als würde ich einfach in tausend Scherben brechen, wenn er zu grob war. Ich legte meine Hand auf seine und schaute ihm in die Augen.
Er lächelte mich an, dann küsste ich ihn. Langsam schob er seine Hand unter mein Shirt. Es landete auf dem Boden.
"Ich liebe dich", hauchte ich ihm ins Ohr und hielt mich an seinen Haaren fest.
"Ich liebe dich", antwortete er und zog sich auch das Shirt aus.

Seine Arme waren angespannt, eine Ader war zu sehen. Er war unglaublich heiß. Meine Atmung wurde schneller.
Ich drückte mich an ihn, wollte ihn bei mir haben.
Ruhig bleiben, alles wird gut.
Als er meinen Rücken entlang strich, immer tiefer, versuchte ich so leise wie möglich auszuatmen.
"Ich liebe dich", sagte ich erneut mit zittriger Stimme.

Plötzlich lies er von mir ab.
"Was ist los?", fragte ich verunsichert.
Hab ich was falsch gemacht? Oh nein....
"Ich glaub, wir sollten schlafen gehen, du siehst müde aus", sagte er. Seine Stimme klang weich und liebevoll.
Trotzdem wusste ich nicht was ich denken sollte. Ich war überhaupt nicht müde und das wusste er.
Er findet dich nicht sexy Kat. Er will nicht.
Ein wenig verletzt legte ich den Kopf schief. "Ist alles..... Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich und klang wie ein kleines Kind. Er lachte nur leise und küsste mich auf die Stirn.
"Ich bin gleich wieder da"

Seine Muskeln bewegte sich, als er aus der Tür ging und die Treppe hinunter stapfte. Ich fühlte große Unsicherheit, war aber auch irgendwie erleichtert.
Ich hatte Angst davor, das war die Wahrheit.
Aber naja, ich hatte eben auch Angst davor, dass Jey sich jemand anderes suchen würde, der sich nicht so anstellte.
Ich wusste nicht was ich denken sollte.

Nach ein paar Minuten kam Jey mit einer großen, roten Tasse zurück, die er mir überreichte.
"Du hast mir Kakao gemacht?", schwärmte ich und himmelte ihn an. Was sollte das? Hä?
Ich versuchte meine Skepsis zu verbergen und setzte mich in den Schneidersitz, um meine Gefühle Schluck für Schluck runterzuschlucken.
Wir sprachen kein Wort. Dann stellte ich die leere Tasse auf den Boden und spielte mit dem Saum seiner Decke.

"Du siehst süß aus", unterbrach er die Stille und grinste breit.
Ich musste schmunzeln.
"Ich hab Mum eine SMS geschrieben, dass ich hier schlafe", sagte ich, um einfach irgendwas zu sagen.
"Gut", antwortete er.
"Gut", antwortete ich.
"Gut", wiederholte er.

"Warum hast du aufgehört?", fragte ich nach einiger Zeit und zog eine Augenbraue hoch.
Er zuckte nur die Schultern und grinste.
"Hman, war ich echt so derart schlecht?", fragte ich und lachte verbittert.
Er grinste nicht. Er schmunzelte nicht einmal. Das einzige was er tat, war sich zu mir herüber zu beugen. "Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich zusammen reißen muss, nicht jetzt sofort über dich herzufallen?", fragte er leise und ich musste schlucken.
"Warum tust du es dann nicht?", fragte ich.
Was willst du eigentlich?
Ich hatte keine Ahnung was ich wollte. Ich wollte das er mich wollte, und zwar jetzt. Aber irgendwie hatte ich auch Angst. Ach scheiße.

"Du machst es mir wirklich schwer", sagte er und musterte mich.
Komm schon Kat, sei kein Feigling. Komm schon, bevor er sich eine Neue sucht, die sich nicht so anstellt.
Du willst es doch auch.
Ich drückte ihn an den Schultern hinunter und setzte mich auf ihn.
Mein Herz schlug gefährlich schnell.
Komm schon, komm schon.
Dann beugte ich mich zu ihm und küsste ihn. Er umfasste meine Hüfte und drückte mich an sich.
Leise stöhnend zog er sich die Jeans aus und sie landete auf dem Boden. Meine folgte ihr.
Das Atmen fiel mir immer schwerer und ich drückte mich an ihn, in der Hoffnung, er würde mir ein Gefühl von Sicherheit geben. Aber das tat er nicht, eher hatte ich das Gefühl, mit dem Feuer zu spielen. Ich wollte es, dass wusste ich. Aber ich hatte immer noch Angst.
"Ich liebe dich", flüsterte ich und schloss die Augen. Er zögerte, doch dann fuhr er mit der Hand meinen Oberschenkel hoch. Das Blut gefror in meinen Adern und ich versteifte mich kurz.

"Ich liebe dich, Kat, du weißt nicht wie sehr", sagte er und drückte mich von ihm runter.
Was war das jetzt? Oh nein nein nein.....
Unsicher atmete ich aus und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
Er zog mein Kinn hoch, sodass ich ihn ansehen musste.
"Kat, es ist okay. Wir warten noch", sagte er nur und schaute mich liebevoll an. Mein Herz explodierte fast.
Er will warten? Für mich?
"Wirklich okay? Ich meine.... Suchst du dir dann keine andere, die nicht so verkrampft ist wie ich und die weiß, was sie tut und überhaupt schärfer ist... Ich meine du siehst nicht aus, als wärst du noch Jungfrau.... Nein ich meine, ach scheiße, du weißt, was du tust und ich..... Mann Jey!", plapperte ich los und musste an Romeo und Julia denken und wie sie nach einem Tag schon geheiratet hatten. Julia war vierzehn und stellte sich auch nicht so an!
Er fing an, glucksend zu lachen.
"Hör auf zu lachen!", sagte ich amüsiert und boxte ihm gegen die Brust.
Ohne Vorwarnung rollte er sich auf mich und küsste mich.
Ich stöhnte wegen dem Gewichte, da stützte er sich auf seine starken Arme.
"Als ob du nicht das schärfste Mädchen wärst, dass ich je gesehen hab - und das waren viele", flüsterte er grinsend und legte sich wieder neben mich.
"Und es ist wirklich okay?", fragte ich noch einmal.
Er nickte nur grinsend und schloss die Augen. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und wir kuschelten einfach. Nicht mehr und nicht weniger.

Lange Zeit hörte ich ihm einfach beim Atmen zu. Konzentrierte mich auf seinen Herzschlag. Kurz bevor mir die Augen zufielen fragte ich, was mir auf dem Herzen lag.
"Woher wusstest du, dass.... Dass ich noch nicht bereit war", fragte ich leise, im Glauben er würde schlafen.
"Du hast zu oft ich liebe dich gesagt", sagte er schlaftrunken und zog mich an sich. Ich war mucksmäuschen still.
"Du wolltest hören, dass ich dich auch liebe, aber das weißt du. Und wenn du bereit gewesen wärst, hättest du diese Bestätigung nicht gebraucht", brachte er noch heraus, bevor er einschlief.
"Danke", flüsterte ich nur und schloss die Augen.
Ich liebe dich Jeydon Drake.

Am nächsten Morgen weckte er mich mit einem Kuss und brachte mich zur Schule. Obwohl nichts passiert war, fühlte ich mich mehr denn je zu ihm hingezogen. Oder vielleicht sogar weil nichts passiert ist. Dass er mir Zeit gab, lies mich erkennen, dass ich nicht nur irgendeine für ihn war.

Freudestrahlend und verknallt von Kopf bis Fuß tänzelte ich in die Klasse. Liz riss mich aus meiner 'Die Welt und Jeydon sind so schön Stimmung', indem sie auf mich zugerannt kam und irgendwas von "Anna" und "weint" und "Klo" plapperte.
"Was?", fragte ich, damit sie alles noch einmal langsam schilderte.
"Anna ist am Klo und weint und keiner kriegt sie zum Reden?", wiederholte ich besorgt.
"Versuch du, sie da rauszukriegen!", sagte Liz, aber ich war schon halb aus der Tür.

Hektisch rannte ich aufs Mädchenklo zu. Was war los?
Als ich die Tür öffnete, war lautes Geheule zu hören.
"Anna was ist passiert?", fragte ich und klopfte an die mittlere Kabine.
"Anna mach auf!", flehte ich.
Die Tür wurde aufgeschlossen und sie zog mich in die Kabien, die sie sofort wieder abschloss.
"Tin hat mich betrogen!", sagte sie mit gebrochener Stimme.
Ihr Mascara war verlaufen.
"Was?!", fragte ich entsetzt und zog sie in meine Arme.
Sie begann heftig zu weinen und drückte den Kopf auf meine Schulter.
Das darf nicht wahr sein.

running in the rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt