Nicht aufsehen. Konzentrier dich auf deinen Block. Komm schon, Kat, komm schon.
"Na ignorierst du mich, Kati?"
Ja, das versuch ich du Bitch.
"Ist was?", fragte ich genervt und schaute zu Zoey, die sich auf meinen Tisch gesetzt hatte.
"Nein nein, ich wollte nur ein bisschen mit dir reden", antwortete sie grinsend und es machte mir Angst.
Unschuldig wickelte sie eine dunkle Locke um den Finger.
"Aha", meinte ich nur und schaute wieder auf meinen Collegeblock. Ich war gerade dabei gewesen etwas zu zeichnen - oder jemanden. Einen gewissen jemand mit blauen Augen und schwarzen Haaren.
"Einen netten Freund hast du da", sagte sie.
Ich riss den Kopf hoch und verengte die Augen zu Schlitzen.
"Ich weiß"
"Der ist bestimmt gut im Bett oder?", fragte sie und auch ihre grünen Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt.
Ich zögerte.
"Oder habt ihr etwa noch nicht?"
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, aber sie lies mir auch keine Zeit.
"LEUTE HÖRT MAL HER, KATHLEEN IST NOCH JUNGFRAU"
Ein Lachen ging durch die Klasse. Wie ich sie hasste.
"Halt die Klappe du Flittchen!", schrie Anna sie an."Wie hast du meine Freundin gerade genannt?", mischte sich Andrew ein und stand auf.
"Was bildest du dir ein, so mit Kat zu sprechen?", wandte sich Anna an Zoey, während ich am liebsten im Boden versunken wäre.
"Tut mir leid, Darling", sagte Zoey zu mir und grinste mich boshaft an.
"Meine Frage war dumm, dir sieht man es wirklich an, dass kein Kerl dich anfassen würde"Boooom! Selbstwertgefühl hat sich gerade in Granate verwandelt.
"Du kleine, widerliche Schlampe!", rief Anna und schubste Zoey vom Tisch runter. Diese schrie auf, als sie mit ihrem süßen Arsch am Boden aufklatschte.
"Das wirst du bereuen", flüsterte Zoey laut und starrte Anna wütend an.
"FASS MEINE FREUNDIN NICHT AN DU MISTSTÜCK", schrie Andrew und stieß Anna mit voller Wucht in die Wand.
"Spinnst du?", rief ich entsetzt.
"Sei still oder du bist die Nächste, die die Wand küsst. Und ich schwör dir, der Kuss wird nicht so sanft wie der gerade"Ich antwortete nicht, sondern ging zu Anna um sie zur Mädchentoilette zu schleppen. Ihre Nase blutete.
"Dafür sollte man ihn anzeigen!", rief sie, während sie das Blut abwusch.
"Dann mach das doch!", bestärkte ich sie und hielt ihre Haare zusammen, damit sie nicht nass wurden.
"Geht nicht, aus dem selben Grund, aus dem er Jey nicht anzeigen kann. Aussage gegen Aussage"Ja da hatte sie Recht. Die Hälfte der Klasse wäre wohl auf unserer Seite, die andere Hälfte auf Zoey und Andrews.
Die einen würden dies behaupten, die anderen das. Es war einfach aussichtslos.*********
Ich strich über die Leinwand ganz Rechts an der weißen Wand meines Zimmers. Eine Herbstlandschaft. Die Farbe lies die Oberfläche unregelmäßig werden, ich fuhr mit der Fingerkuppe über die kleinen Hügelchen der blauen Farbe des Flusses. Ich liebte das Malen.
Daneben hing ein weiteres Bild. Ein Stillleben. Und darüber und darunter weitere Bilder. Mein Zimmer war mehr ein Atelier als ein Zimmer.Jedes einzelne Bild hatte seine Geschichte. Und ich liebte sie alle, auch wenn ich sie nicht sonderlich gut fand.
Kunst bedeutete Freiheit für mich.
Pure Freiheit. Keiner konnte dir sagen, was du nicht zeichnen durftest, welche Farben du nicht verwenden durftest.
Ich wünschte mein ganze Leben wäre so frei.Plötzlich klingelte das Handy in meiner Hosentasche und ich zuckte zusammen.
Unbekannte Nummer.
"Hallo? Kat hier", meldete ich mich.
"Ehm Hey, hier ist Berni. Ich Ehm... Wir.... Können wir uns treffen?", fragte eine unsichere Stimme.
Berni? Berni, Berni.... Irgendwoher kenn ich den Namen.
"Kenne wir uns?"
"Oh, tut mir leid. Ich bin diejenige, die du vorm Black Whiskey vor Peter gerettet hast"
Oh mein Gott. Bernadette. Das Mädchen, das Peter in seinen Fängen hat.
"Ja natürlich! Treffen wir uns in einer halben Stunde beim Rosé? Ehm, das Café in der Nähe der Schule", plapperte ich viel zu schnell.
"Ja ich weiß schon. Na gut.", antwortete sie leise und legte auf.Mein ganzer Körper kribbelte. Ich war so aufgeregt. Vielleicht würde das alles bald ein Ende haben. Nie wieder Angst vor Schlägen. Nie wieder Angst, dass Jeydon da mit hinein gezogen werden könnte. Nie wieder Angst vor Peter. Ohne Peter keine Gang.
Ich wählte so schnell es mit zitternden Fingern ging Jeys Nummer.
"Süße?"
"Komm her. Es ist dringend"
"Was?", fragte er verdutzt.
"Ich brauch dich. Komm, schnell", hetzte ich.
In der andern Leitung war ein dreckiges Lachen zu hören.
"So dringend? Oh Gott, bin sofort da, Babe"
Plötzlich wurde mir klar was ich gerade gesagt hatte.
"Hey! Du Idiot!", gab ich schmunzelnd zurück.
"Du musst mit zum Rosé kommen"
"Das heißt also kein Sex?"
Er versuchte zu Schluchzen, aber er war ein schrecklicher Schauspieler.
"Ne-in, du Vollidiot"
"Schade", sagte er und ich könnte sein Grinsend durchs Handy hören.
"Es geht um Bernadette. Ich hab dir von ihr erzähl, weißt du noch?"
Es wurde still, dann antwortete er ernst "Ja, das Mädchen, das nicht gegen Peter aussagen will"
"Sie will sich mit mir treffen. Vielleicht hat sie ihre Meinung geändert"
"Bin sofort da"Alles wird sich zum Guten wenden! Ganz sicher!
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...