Part 13 ~ Puppenblut

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Ich lauschte Jeydons Stimme und schloss die Augen. Man konnte sich so herrlich darin fallen lassen, sich der Melodie einfach hingeben. Er sang so gefühlvoll. Mir gefiel seine Version besser als die originale. "Wow", flüsterte ich, als er die letzten Töne spielte. Er hob den Blick und sah mir in die Augen. "Musik ist Teil meines Lebens, das war sie schon immer", sagte er und lächelte kurz.
"Du spielst wunderschön"
Meine Stimme klang weich und leise. Ich erkannte sie garnicht wieder.
Jeydon stellte die Gitarre ab und legte eine DVD in den Player, dann ließ er die Jalousien nach unten und legte sich ins Bett. "Und Süße, kommst du?", fragte er grinsend, während er mit einer Hand auf den Platz neben sich im Bett klopfte. "Hättest du wohl gern", konterte ich skeptisch. Ich meine ich kannte ihn nicht einmal. Gott sei Dank stand noch eine kleine, weiße Rauleder Couch im Zimmer. Dort nahm ich Platz. "Wie du willst", lachte er tief und es hätte etwas Böses an sich. Er blickte kurz zu mir und grinste mich an. Dann nahm er die Fernbedienung und startete den Film. Puppenblut heiß der Film. Ach du scheiße. Ich mochte Horrorfilme, aber sobald Puppen drin vorkamen, bekam ich Panik. Annabel und Jackie die Mörderpuppe waren für mich immer NoGos gewesen, wenn ich mit Anna einen Filmeabend machte. Ich musste schlucken. Mit beiden Hände krallte ich mich an die Couch.
"Angst, Kat?", fragte Jeydon, der die Hände unter seinem Kopf gekreuzt hatte. Das kurzärmlige Shirt gab gut den Blick auf seine Arme frei. Seufz.
"Niemals", entgegnete ich trocken. Der Anfang des Films war garnichtmal so schlecht. Mädchen findet Puppe - Puppe ist hässlich - Mädchen lässt Puppe aus Versehen aus Fenster fallen - Puppe wird nie mehr gefunden - Blutfleck unter dem Fenster. Bis hierhin war ich wirklich sehr tapfer. Dann aber kam die Stelle, wo die Puppe in der Nacht auf das schlafende Mädchen krabbelte und mit einem Messer ausholte, um dem Mädchen das Auge auszustehen. Ein lauter Schrei war zu hören. Jap, das war ich. Jeydon lachte laut und glucksend. Meine Wangen erröteten schrecklich. Ich kommentierte sein Gelächter mit einem genervten Blick und schaute weiter den Film.

Das Mädchen hatte die Puppe wohl im letzten Moment herunterschupfen können. Gott sei Dank. Plötzlich war da nicht mehr nur die eine Puppe, sondern eine ganze Horde. Ich habe auch Familie, schrie die Puppe mit einer schrecklich alten und schrillen Stimme. Ich hielt es nicht mehr aus und sprang von der Couch auf. "Der Film ist abartig", fauchte ich Jeydon an. "Ich hätte dich für härter gehalten, Süße.", sagte er grinsend, ohne mich anzusehen. Jey hatte den ganzen Film über gänzlich unbeeindruckt gewirkt, während ich in Panik verfiel. Warum musste es auch unbedingt ein Puppenfilm sein? Kurz sah ich zum Fernseher und die Puppengang, hatte das Mädchen auf den Boden gezerrt und kratzten sie nun blutig. Iiiiih wie ekelig. Als plötzlich ein Riesengroßes Puppengesicht am Bildschirm erschien, schrie ich erneut auf und legte mich instinktiv zu Jey ins Bett, um meinen Kopf an seine Brust zu drücken und mich an die Bettdecke zu krallen. "Ich wusste es", hörte ich ihn leise lachend sagen. Ich strafte ihm mit einem bösen Blick. Er grinste nur. Nach zwanzig Minuten Psychoterror war der Film nun endlich vorbei. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich an Jeydon klebte, als hinge mein Leben von ihm ab, ich war echt ein Weichei.

"Langweiliger Film", seufzte er unbeeindruckt. "Total", fügte ich heißer hinzu und versuchte ruhig zu wirken. Er sah mich an und fragte:" Wessen Puppe ist das hinter dir?" Ich wirbelte herum, nur um zu sehen, dass er mich verarscht hatte. Er lachte glucksend. So ein Arsch.

"Wir sollten Steffanie abholen gehen.", beteuerte er lächelnd.
Steffanie, seine kleine Schwester. "Ja klar" Ich wollte sie wirklich gern kennenlernen. Jey fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und sah mich an. "Sie ist noch süßer als du", sagte er leise. Ich lächelte und stand auf. Wir gingen zu seinem Wagen und stiegen ein. Er sah aus als würde er gleich einen Koffer voller Geld abholen gehen und grinste unaufhörlich.
Sie ist noch süßer als du. Ich lächelte auch und schaute aus dem Fenster in die Nacht. Eine wunderschöne Nacht.

running in the rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt