"Den Typ mach ich fertig", murmelte Jey und ballte die Hände zu Fäusten. Seine Reaktion war völlig nachvollziehbar.
Seit halb drei waren wir nun schon hier bei mir zu Hause und Anna hatte gute fünf Mal zu Heulen anfangen. Langsam riss mir auch der Gedultsfaden - nicht wegen Anna, sondern wegen diesem Arschloch, der sie betrogen und verletzt hat.
"Der hat so was von einer Lektion verdient", sagte ich bestimmt und mein Blick ging von Jeys geballten Fäusten zu Anna, die sich mit dem kleinen Finger unter dem Auge entlang fuhr.
"Ganz deiner Meinung", sagte Jey schief grinsend und schob sich die Ärmel seines grauen Shirts hoch.
"Nein, nicht so fertig machen. Auf die psychische Weise", meinte ich und verdrehte die Augen, als er die Unterlippe schmollend vorschob.
Innerlich kicherte ich, weil das so süß aussah."Aber wie?", fragte Anna, die sich gerade wieder gefangen hatte.
"Keine Ahnung", seufzte ich und legte meinen Kopf auf Jeys Schulter, der neben mir auf dem Bett saß.
"Wozu habt ihr mich", sagte Jey und sein Grinsen war breit wie eh und je.
"Du hast einen Plan?", fragte ich hoffnungsvoll und merkte, wie die Chance, meine Sissy zu rächen, mein Herz höher schlagen lies.
"Ohja", sagte er mit dieser sexy tiefen Stimme.
"Spucks aus!", rief Anna, die nun plötzlich wütend wirkte. Durchaus nachvollziehbar.
"Du hast sicher sowas wie Traubenzucker oder Pfefferminzbonbons?", wandte Jeydon sich an mich.
Ich nickte.
"Wir machen ihn zum Drogendealer", sagte Jey und ich verengte die Augen zu Schlitzen, da ich wusste, worauf er hinaus wollte.
"Hä?", stutzte Anna und kratze sich klischeehaft am Kopf.
"Du, meine Hübsche, wirst deinem sehr geehrten Arschloch von Ex - Freund ein Tütchen mit zerrieben Pfefferminzbonbons zustecken.
Ein paar Minuten später wird er dann von einem FBI - Agent festgenommen", erklärte Jey.
"Und woher sollen wir einen FBI Agent kriegen?", meckerte sie.
Betont lässig griff Jey zu seiner Lederjacke, die neben dem Bett lag und zog eine schwarze Sonnenbrille heraus.
"Nicht dein Ernst", meinte ich lachend.
Er setzte sie auf und sagte ernst :" Agent Jacks, FBI. Sir, sie werden verdächtigt, mit Kokain zu dealen. Hände hoch und an den Baum"
"Wow", staunte Anna. Er war wirklich ein unbeschreiblich guter Schauspieler.
Trotzdem, warum sollte sich das FBI da einmischen? Und warum sollten die so junge Agents in den Einsatzt schicken? Das passte doch hinten und vorne nicht.
"Das glaubt er uns nie, auch wenn du super heiß aussiehst, Agent"
"Oh doch, das glaubt er. Er ist nicht gerade das hellste Licht im Tunnel. Eigentlich ist er der Tunnel", meinte Anna und schien die Idee zu mögen.
Jeydon lachte.
"Na gut, das wird er zumindest nicht so schnell vergessen", sagte ich und verengte die Augen zu Schlitzen.
"Oh nein", bestätigte Anna und grinste böse.Nachdem Jeydon uns über den genauen Ablauf aufgeklärt hatte, standen wir nun hinter einem dicken Baum und beobachteten Tin, der fünfzig Meter entfernt auf Anna wartete.
"Gut, dass er meiner 'ich verzeih dir und will nur reden' SMS geglaubt hat", sagte Anna und betrachtete das durchsichtige Päckchen mit dem weißen Pulver.
"Das war sein zweiter Fehler", gab ich zurück und starrte auf Tin, der sich auf die rote Parkbank gesetzt hatte. Er saß mit dem Rücken zu uns, sodass keine Gefahr bestand, dass er uns sah.
"Und was war sein erster?", fragte Anna verdutzt.
"Meine Beste Freundin zu verletzten", sagte ich kalt und meinte es auch so. Dafür wird er bluten. Ich warf Jey
einen wissenden Blick zu, er erwiderte ihn.
"Los", kommandierte er.Anna nickte und ging los. Ich konnte nicht verstehen, was sie zu Tin sagte, aber zum Schluss umarmte sie ihn. "Sie hat's geschafft", bemerkte Jey und grinste.
"Hat sie es ihm zugesteckt?", fragte ich, weil ich es nicht gesehen hatte.
"Jap"Tin und Anna entfernten sich in verschiede Richtungen.
Jetzt war Jey dran.
"Sei nicht zu nett, Agent", sagte ich und grinste boshaft.
"Darauf kannst du Gift nehmen", gab er fest zurück und küsste mich, bevor er Lederjacke und Sonnenbrille anzog.
Er spielte mit den Plastikhandschellen. "Gut, dass du sowas zu Hause hast", meinte er mit einem versauten Unterton in der Stimme. Ich boxte ihm gegen den Arm. "Ich war nur als Polizistin zu Fasching verkleidet", verteidigte ich mich.
"Hoho", sagte er und es war kein Weihnachtsmann - Hoho, sondern so ein richtig scharfes Hoho, bei dem man eine Gänsehaut bekam.
Ohne noch was zu sagen, ging er mit großen, schnellen Schritten los.Anna tippte mir auf die Schulter, was mich zusammenzucken lies.
"Du hast mich erschreckt", flüsterte ich und wir schlichen drei Bäume weiter, um das Geschehen so nah wie möglich mitzuerleben.
"Sorry. Jetzt geht's los", fieberte Anna grinsend und ich musste bei ihrem Gesichtsausdruck schmunzeln.
"Jetzt geht's los", bestätigte ich und hielt den Mund.Jey hatte Tin eingeholt und packte ihn unsanft an der Schulter.
"Umdrehen!", rief er und klang ziemlich..... dominant.
"Was... Wer?", fragte Tin unwissend.
"Special Agent Athan Jacks. FBI", sagte er und stellte sich aufrecht vor Tin hin, der sofort einen Schritt zurück wich.
"FBI? Was.... Hab ich was getan Agent?", stotterte er.
"Stellen sie sich mich erhobenen Händen an den Baum dort!", befahl Jey und deutete auf eine dicke, alte Eiche.
"Aber warum..."
"ZUM BAUM", rief Jey laut und packte ihn beim Arm.
Gut, dass sonst niemand in der Nähe zu sein schien. Wobei, vermutlich hätten sich die meisten nicht wirklich getraut, Jeydon anzusprechen. Er wirkte sehr.... na ja... Man sollte ihn wohl nicht verärgern."Der macht sich gleich ins Hemd", sagte Anna kichernd.
"Gut so", entgegnete ich und wandte mich wieder meinem Agent zu.Tin stand mittlerweile mit dem Rücken zu uns und Jey drückte ihn unsanft gegen den Baum. Dann griff er in seine Jackentasche und zog das Tütchen heraus.
"Was haben wir denn da?", fragte er spöttisch und fuchtelte damit vor Tins Nase herum.
"W... Was? Das.... das hab ich noch... noch nie gesehen", versuchte sich Tin zu erklären und starrte Jey unsicher an.
"Natürlich! Ausweis - SOFORT", befahl Jey. Tin zog unverzüglich eine kleine Karte aus seiner Brieftasche - sicher sein Schülerausweis oder so.
"Na gut, Herr.... Kürgel. Das wird wohl Folgen haben. Das städtische Gefängnis ist überfüllt, sie werden wohl ins Benjamin - Croncks gebracht werden", sagte Jey mit tiefer Stimme.
"Aber das gehört mir nicht", beteuerte Tin und seine Stimmer klang weinerlich.Anna brach neben mir in Gelächter aus. "Shhh!"
"Sorry, aber der kleine Arsch hat es echt verdient"
"Ganz deiner Meinung", bestätigte ich, erleichtert, dass er uns anscheinend nicht gehört hatte.
"Jey ist auch nicht gerade unsexy als Agent", sagte Anna und hob eine Augenbraue.
"Nee", antwortete ich schmunzelnd. Sie kicherte."Ouh, weinen sollten Sie im Croncks besser nicht. Die Insassen machen sonst Hackfleisch aus Ihnen", sagte Jeydon und obwohl er mit dem Rücken zu uns stand, konnte ich sein Grinsen praktisch spüren.
"Bitte nicht bitte"
"Sie sind hier der Dealer"
"Aber ich"
"RUHE!"
Tin gab keinen Mucks mehr von sich.
"Sie werden hier jetzt warten, bis meine Kollegen kommen und sie zum Präsidium führen", bestimmte er und zog die Plastikhandschellen aus der Jackentasche.
"Warum nehmen Sie mich nicht mit?", fragte Tin.
"HÄNDE AUF DEN RÜCKEN"
"Okay okay"Jey legte ihm die Dinger an.
"UND JETZT BLEIBEN SIE HIER BEI DIESEM BAUM SITZTEN, BIS AGENT COOPER UND AGENT TUCKER DA SIND. VERSTANDEN?", rief Jey und Tin nickte heftig."So klein mit Hut", sagte Anna und zeigte mit Daumen und Zeigefinder die Länge von anderthalb Zentimetern.
"Gut so! Der hat nichts anderes verdient", flüsterte ich zurück.Tin rutschte am Baum hinunter und legte den Kopf auf die angezogenen Knie.
"Wehe sie bewegen sich auch nur einen Zentimeter", drohte Jey.
"Nein, Sir"
"Sie ekeln mich an", gab er noch zurück bevor er ging.
Tin lies den Kopf wieder fallen und jetzt weinte er wirklich. Weinte wie ein kleines Mädchen."Ouuuuh der war tief", lachte Anna und grinste mich böse an.
"Komm, wir gehen zu Jeys Wagen", sagte ich und zog sie am Arm.Als wir beim Auto ankamen, das gute fünfhundert Meter vom Park entfernt stand, war Jey schon da und lehnte lässig am Wagen.
"Und wie war ich?"
"Grandios!", rief Anna begeistert und fiel ihm um den Hals.
"Immer gerne doch"
"Da bekommt man ja förmlich Angst, Agent", sagte ich grinsend und küsste ihn.
"Diese Lektion wird er nicht so schnell vergessen", sagte Anna zufrieden und stieg hinten ein.
"Wann er wohl merkt, dass die Handschellen nicht echt sind und mit einem Ruck aufgehen", murmelte ich vor mich hin.
"So wie der mich früher angestarrt hat, sitzt er noch bis nächsten Frühling dort", meinte Jey selbstgefällig und lachte.
"Ich hab nichts dagegen"Leg dich niemals mit meiner besten Freundin an, lieber Tin. Du wirst es bereuen.
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...