Wie kann man nur so viel essen?, dachte ich und zog die Augenbrauen hoch.
Nach einem halben Kilogramm Salat und zwei radvollen Tellern Gegrilltem müsste er doch wirklich langsam satt sein.
"Was?", fragte Jey zwischen zwei Bissen und grinste blöd.
"Nichts, nichts", antwortete ich kopfschüttelnd und schlug die Hände vors Gesicht.
"Ich bin ein Mann, okay? Wir essen eben mehr als ihr Frauen", versuchte er sich zu rechtfertigen. Ich lachte.
"Normale Jungs essen halb so viel wie du"
"Ich bin eben außergewöhnlich..... und hungrig"
Als ich sein schiefes Grinsen sah, musste ich kichern. "Okay, okay, bevor du verhungerst, iss schnell weiter"
"Jawohl Ma'am", antwortete er und salutierte kurz. Ich musste wieder lachen.
"Ich würde platzen, wenn ich das alles essen würde", murmelte ich vor mich hin. Ein breites Grinsen erschien auf seinen Lippen und er zuckte mit vollem Mund die Schultern."Nettes Shirt", bemerkte Jey und deutete mit dem Ellbogen auf Nenas Unicorn-Top. Er warf mir kurz einen wissenden Blick zu.
Ich biss mir auf die Lippe und kicherte in mich hinein.
"Ehm, danke", gab diese zurück und faltete die Hände unter dem Kinn.
Die letzten zwanzig Minuten hatte sie es ihrer Schwester gleichgetan und Jeydon angehimmelt, als wäre er Leonardo Di'Caprio höchst persönlich. (als er noch jung und scharf war versteht sich. Der dicke, bärtige, in die Jahre gekommene Leo sagte mir nicht so zu). Okay, vielleicht hab ich ihn auch angestarrt, aber er sah einfach so gut aus. Selbst beim Essen war er heiß. Im Gegensatz zu Kelly und Nena hatte ich aber das Recht ihn anzuhimmeln.
Jeydon schien es garnicht sonderlich aufzufallen, oder besser gesagt, er war es vermutlich gewohnt angehimmelt zu werden.Plötzlich düste ein BMW mit viel zu hohem Tempo in unsere Einfahrt. "Hey, sorry die Verspätung. Es war totaler Stau", rief James während er ausstieg. Meine Mum war schon zu ihm hingestürmt und drückte ihn. "Alles Gute, Mum", sagte er und erwiderte die Umarmung.
Ich konnte nicht verstehen was Mum antwortete, aber zeigte auf Jey und mich und hatte ein beunruhigendes Grinsen im Gesicht. James nickte und begrüßte die restlichen Gäste einfach alle zusammen, indem er die Hand ein wenig hob.
Dann kam er direkt auf uns zu. "Dein Bruder", fragte Jey, obwohl es nicht wie eine Frage klang. Ich nickte breit lächelnd. "Brüderchen!", rief ich und winkte. Ich liebte meinen Bruder, egal wie sehr er mich auch nervte.
"Oha. Auch nicht schlecht", sagte Kelly zu ihrer Schwester, hob eine Augenbraue und ich musste mich beherrschen, nicht zu würgen. Ich meine klar, er sah schon ganz gut aus, aber er war gute zehn Jahre älter als sie. Und mein Bruder.
Mit großen Schritten kam er auf uns zu. "Schwesterherz! Mum hat gesagt dein Freund ist hier", sagte er und wuschelte durch meine Haare. "Darf ich vorstellen, Jeydon Drake", sagte ich und legte Jey eine Hand auf die Schulter.
"Hey", Jey reichte ihm die Hand. "Hi. Ich bin James", antwortete mein Bruder und musterte ihn von Kopf bis Fuß, mit seinem legendären Kat-Ärger-Blick.
"Aha", sagte er schließlich und klang als würde er Möbel begutachten.
"Was heißt da aha? Normal höre ich wow", bemerkte Jeydon schief lächelnd. James lachte und ich klopfte mir mit der flachen Hand auf die Stirn.
"Das Gefühl kenn ich Kumpel", antwortete mein Bruder und strich sich gespielt arrogant durch die brauen Haare.
"Man hat's eben nicht leicht, wenn man so gut aus sieht", rief Jey und seufzte.
"Ganz deiner Meinung", sagte James und klopfte ihm lachend auf die Schulter.
Zu viel Ego auf zu engem Raum. Hilfe. "Alsooo.... Zufrieden mit meiner Auswahl?", fragte ich und schaute zu ihm hoch. Ich kniff wegen der Sonne die Augen zusammen. "Vollkommen, Kleine. So ich schau jetzt zu, dass ich was zu essen bekomme. Ich hab einen Riesenhunger"
Er zwinkerte mir zu und spazierte leichtfüßig zum Buffet. Na ja, wenn man bedachte, was Jey gefuttert hatte, war James Sorge, nichts mehr zu bekommen, nicht ganz unbegründet. Aber ehrlich gesagt, war James auch niemand, der wenig aß."Na los, haut schon ab. Hier wird es jetzt bestimmt total langweilig", flüsterte mir Mum ins Ohr und zwinkerte mir zu.
"Mum, das geht doch nicht, es ist dein Geburtstag!", gab ich zurück und sah sie an. "Geht schon klar, schnappt euch ein Stück Torte und macht euch aus dem Staub"
"Oh danke Mum! Hab dich lieb", sagte ich und strahlte sie dankbar an. Sie ersparte mir die entnervenden Kaffeegespräche.
Ich hatte einfach wenig Lust, immer und immer gefragt zu werden, wie es in der Schule lief und was ich einmal werden wollte. Vor allem hatte ich auf letzteres einfach keine Antwort. Und ich wollte auch Zeit mit Jeydon allein verbringen.
"Ich hab dich auch lieb. Es war ein wunderschöner Tag", sagte Mum und küsste mich auf die Stirn.
Ich schnappte mir Jey und wir holten uns ein Stück Torte, bevor wir es uns auf einer Decke am Feld hinter dem Haus gemütlich machten.
Ich lehnte mich an Jey und legte mein Köpfchen auf seine Schulter. Skeptisch beäugte er meine Torte.
"Mickrig", murmelte er und schüttelte den Kopf. Sein Stück war ein Drittel, der ganzen Torte.
"Wenn ich so viel essen würde wie du, hätte ich 130 Kilo", sagte ich leise.
"Klingt ja sexy", antwortete er.
"Total erotisch"
Er lachte. "Mmmh, die ist so gut", bemerkte ich und stöhnte leise, während ich die letzten Krümel aß.
"Ich denke, dein Stück schmeckt besser", sagte ich zu Jey und deutete auf seine volle Gabel.
"Es ist die selbe Torte", gab er zurück.
"Trotzdem", quengelte ich und sah ihm in die Augen. "Ach Süße....", seufzte er und hielt mir die Gabel hin, sodass ich die süße Köstlichkeit genießen konnte.
Jey fütterte mich noch mit circa der Hälfte, die von seinem Stück noch übrig war, und ich liebte ihn dafür.Kalter Wind umspielte meine Haare. Ich schloss die Augen und atmete tief ein und aus. "Alles klar, Süße?", fragte Jey und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Ich musterte seine muskulösen Arme, seinen dunklen Haare, seine intensiv blauen Augen.
"Von Schönheit beeindruckt,
von Stärke verzückt
Rosen bis Tulpen vom Dasein beglückt
ein Veilchen im Gras, klein und unscheinbar
frierend im Sommer, steht es einfach da""Wow, das ist schön", flüsterte Jey mir ins Ohr. "Von wem ist das?"
Von mir. "Was ist wenn ich nicht gut bin?", fragte ich abwesend.
"Wie meinst du das?"
"Was wenn ich nicht gut genug bin?"
Jey sah mich an und ich ihn auch.
"Ich bin nur ich", sagte ich und schloss die Augen.
"Nur ich. Ich bin kein typisches Mädchen, ich bin keine wunderschöne Frau, die trotzdem eine Herzlichkeit versprüht, die alle lieben. Und ich bin kein nicht typisches Mädchen, dass Skateboard fährt, oder Motorrad. Ich bin nichts. Und nichts ist zu wenig. Zu wenig für jemanden wie dich.", erklärte ich leise und mein Brustkorb spannte beim Einatmen.Jey zog mein Kinn in seine Richtung. "Kat", fing er an, aber ich lies ihn nicht aussprechen. "Nein, bitte erzähl mir nicht, dass ich etwas Besonderes bin, denn das bin ich nicht", unterbrach ich ihn und sank meinen Blick. Ich musterte meine Hand, die auf Jeydons Brust lag.
"Na und?", flüsterte er und kam näher. Seine Lippen waren gefährlich nah, mein Körper kribbelte, als stünde ich unter Strom. "Na und?", fragte ich leise zurück.
"Na und, ich liebe dich aber"
Er küsste mich. "Kat, ich liebe dich"
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running in the rain
RomanceUnd dann merkt man, dass jemand, für den man sich vor eine Kugel geworfen hätte, derjenige ist, der die Waffe in der Hand hält. Kennt ihr das Gefühl, von einem Menschen beleidigt zu werden, von dem ihr dachtet, er wäre euer Freund? Ich auch nicht. I...