Part 18 ~ Hochspannungsleitung

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Steff schrie. Ich kniff die Augen zusammen. In Erwartung eines brutalen Schlages von Andrew sog ich scharf die Luft ein. Nichts.
"Ganz schlechte Idee."
Ich riss die Augen auf und nahm meine Hand von Steffanies Augen. Jeydon hielt Andrew am Handgelenk fest. Seine Faust war nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. "Was willst du?", fauchte Andrew mit tiefer Stimme und lies mein Handgelenk los. Er wirbelte herum und befreite sich aus Jeys Griff. Er ging auf Jeydon zu und baute sich vor ihm auf. Oh mein Gott.
"Was ich will?", fragte Jey schnippisch und fast amüsiert und starrte Andrew an. Sein Kiefer zuckte.
"Ich will, dass du sie sofort in Ruhe lässt, sonst.."
"Sonst was?", provozierte Andrew.
Jeydon verzog seine vollen Lippen zu einem schiefen Grinsen. Er ging einen Schritt auf Andrew zu und streckte die Brust vor. Sie standen knappe zehn Zentimeter von einander entfernt. Keiner machte Anzeichen, sich vom Fleck zu bewegen.
"Sonst kannst du die nächsten zwei Wochen mit einer Krankenschwester und einer Infusion verbringen." Bei Jeys Stimmfall bekam ich Angst. Wow, man sollte sich wirklich nicht mit ihm anlegen. Andrew lachte kurz und kehlig. Dann verfinsterte sich seine Miene und er sah Jey an, als würde er ihm gleich den Hals umdrehen. Jeydon, noch immer arrogant grinsend, hob das Kinn und verengte die Augen zu Schlitzen. Die Luft war geladen wie eine Hochspannungsleitung. Steff und ich gaben keinen Laut von uns. Ich hielt die Luft an. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass Jeys Arme komplett angespannt waren. Andrew zitterte vor Wut. Es war wie ein Duell zwischen Wölfen. Einer musste sich unterwerfen und ich war fest überzeugt, dass es nicht Jeydon sein würde. Er gab einen Laut von sich, der wie ein leises Knurren klang. Testosteron durchströmte die Luft. Schließlich wich Andrew einen Schritt zurück und warf uns allen einen verachtenden Blick zu, bevor er in sein Haus ging, aber nicht ohne mich noch einmal fest anzurempeln.
Ich atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte.

"Geht es euch gut?", fragte Jey ruhig. Wir nickten synchron. Steffanie stürmte zu ihrem Bruder und umarmte seinen Bauch. "Er wollte Kat weh tun!", sagte sie und presste ihren Kopf an seinen Körper. "Kat alles in Ordnung? Wer war das?"
"Ein Idiot. Danke, du hast mir den Arsch gerettet."
"Zum zweiten Mal. Du solltest dich einmal revanchieren.", sein Blick lies mich erröten. Er schien es gemerkt zu haben. "Damit meinte ich eigentlich, du könntest mir Abendessen kochen.", er grinste. "Mum ist nicht da, und ich hab keine Lust zu kochen. Steff ist bestimmt auch hungrig und das wäre eine nette Entschädigung fürs 'Arsch retten' "
"Klar, liebend gern." Ich atmete langsam aus.

Jey streichelte Steff über den Kopf. "Gut, dass Lyra alleine nach Hause gefunden hat. Sonst wär ich dich vermutlich nicht suchen gegangen."
"Lyra ist zu Hause?", beruhigt und fröhlich atmete Steffanie aus. "Jepp." Er zwinkerte ihr zu. "Können wir gehen?", fragte ich. Der Anblick von Andrews Haus wurde mir zu viel und ich hatte Angst, er würde mit einer Motorsäge herausstürmen, und zum Serienmörder werden. Jey nickte und wir gingen los.
"Danke", flüsterte ich erneut. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die verrutscht war. "Immer."
Nichts wünschte ich mir mehr, als das er immer da wäre. Aber das würde nicht so sein. Leider.

running in the rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt