If I Could Fly Zarry

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„Hey, nicht einschlafen, du musst noch arbeiten. Unser Chef sieht es nicht gerne, wenn jemand unproduktiv ist", ermahnt mich mein bester Freund und Kollege. „Ich bin nur so müde. Wir haben die ganze Nacht telefoniert und ich habe kaum geschlafen - ich hasse die Zeitverschiebung." „Du musst doch nur noch zwei Monate durchhalten, dann ist dein Geliebter bei dir. Komm wir bringen dich auf andere Gedanken. Zayn, wo ist denn die Akte von dem aktuellen Fall? Ich muss noch die diktierten Briefe abtippen." Ich reiche ihm die Akte und koche uns beiden einen Tee. „Du weißt aber schon, dass er dann noch minderjährig ist, wenn er mit der Schule fertig ist. Seine Eltern werde ihn nicht einfach so ins Ausland wandern lassen. Ich müsste dann noch länger warten, wahrscheinlich zwei Jahre." „Mach dir nicht so viele Gedanken, es wird schon noch alles gut gehen, schließlich gibt es noch Technik, also bist du nicht von ihm abgeschnitten." Wir unterbrechen unser Gespräch, denn die Bürotür unseres Chefs öffnet sich. Unser Chef ist zwar einer unserer besten Freunde, aber auf der Arbeit sind wir seiner Angestellten und er behandelt und wie Chefs es sollten. Schließlich waren wir zum Arbeiten hier und nicht für einen Kaffeeklatsch. „Wie weit sind sie mit den Briefen? Denn wenn sie fertig sind, unterschreibe ich sie jetzt. Ich muss gleich zu einem Gerichtstermin und komme heute nicht mehr wieder. Wenn ihr wollte, macht früher Schluss und nehmt die Sachen mit nach Hause. Heute stehen keine wichtigen Termine mehr an." Kein Brief war fertig, deshalb verschwand unser Chef. Wir packten die Diktiergeräte ein und machten und auf den Weg nach Hause.

Nach der Arbeit habe ich mich schlafen gelegt und wache erst am frühen Abend auf. Meine Arbeit müsste ich sofort machen, aber mein Hunger ist stärker. Ich koche mir etwas und mache es mir im Wohnzimmer bequem. Immer mal wieder schaue ich auf mein Handy, ob ich verpasste Anrufe habe oder Nachrichten. Von meinem Freund habe ich nichts mehr gehört, wahrscheinlich schlief er, oder war mit Freunden oder Familie unterwegs. Ich schrieb ihm eine Nachricht, vielleicht würde er mir antworten. Meinen Teller stellte ich in die Spülmaschine. Die Arbeit blieb und aus diesem Grund setzte ich mich an meinen Schreibtisch, holte meinen Laptop und das Diktiergerät heraus. Die Briefe und Notizen für die Akten tippte ich schnell ab und speichere sie auf dem Server der Kanzlei. Auf meinem Handy waren keine Neuigkeiten und es war auch lange her, dass er online war. Normalerweise schrieb er mir, wenn er den ganzen Tag unterwegs war und nicht schreiben konnte, er wusste ich würde mir Sorgen machen.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend legte ich mich ins Bett, fand aber nur schwer meinen Schlaf. Mitten in der Nacht klingelte mein Handy und riss mich aus dem ungemütlichen Schlaf. Auf der Anruferkennung stand Harrys Name. „Haz, geht es dir gut? Du hast dich nicht...", rede ich los. „Ist da Zayn Malik?", fragt mich eine Stimme, die definitiv nicht nach meinem Freund klang. „Ja. Darf ich fragen, warum sie das Handy haben? Sie sind nicht mein Freund." Ich setze mich auf und knabber an meinen Fingernägeln. „Sie sind als Notfallkontakt in dem Handy eingespeichert. Ich bin Rettungsassistent und ihr Freund hatte einen Unfall mit seinen Eltern. Ich weiß, sie wohnen nicht in Deutschland, aber wäre es möglich hierher zu kommen. Ihr Freund wird sie sicher brauchen können, wenn er aufwacht." „Mein Gott, können sie mir sagen, wie es ihm geht und seinen Eltern? Ich werde mich sofort freistellen lassen und her kommen." „Genaueres darf ich eigentlich nicht am Telefon sagen, aber da sie so weit weg wohnen und sich in der Zeit darauf vorbereiten. Seine Eltern haben sich bei dem Unfall schwere Verletzungen zu gezogen und sind diesen auf der Fahrt erlegen. Harry hat einige Brüche und leichte innere Blutungen. Es ist aber nicht so schlimm." „Ich verstehe", stottere ich. Den Tod von seinen Eltern muss ich erst einmal verarbeiten. „Ich mache mich auf den Weg. Sie müssten mir nur alle wichtigen Daten schicken."

Nach dem Anruf stand ich in Panik auf und rief meinen Chef an. Währenddessen buchte ich einen Flug nach Deutschland. Ich bekam frei und beeilte mich zum Flughafen zu kommen, da ich einen Flug bekommen hatte der in etwas mehr als einer Stunde los gehen sollte. Die ganze Zeit über machte ich mir Sorgen. Wie würde mein Freund reagieren, wenn er erfährt, dass er Waise ist? Was wird aus uns? Um mich etwas schlau zu machen, las ich einige Berichte und vielleicht auch um die Flugzeit zu überbrücken. Ein Taxi brachte mich auf den schnellsten Weg in das Krankenhaus indem Harry lag. Die Rettungsassistent hat mir seine Nummer gegeben, so dass ich ihn anschreiben konnte, wenn ich da sein sollte und er mir alles erklärt. Im Flur kam mir ein Mann entgegen und er sprach mich auch direkt auf Harry an. Er ließ kein Detail aus und erledigte den Job des Arztes. Ich war froh, als er mir sagte, Harry würde es schnell wieder gut gehen, aber er meinte auch, dass er möglicherweise ein Trauma von sich tragen könnte. Der Rettungsassistent zeigte mir wo Harry lag und schickte mich sofort zu ihm.

„Mein Liebling. Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war. Ich bin hier und werde mich um dich kümmern." Ich sitze neben Harry und streiche seinen Handrücken. Er sieht schrecklich aus. Überall liegen Schläuche und man hört im ganzen Zimmer das monotone Piepen von Harrys Herzschlag. Ein Arzt ist auch schon rein gekommen und meinte er würde die Narkose absetzen und dafür sorgen, dass Harry langsam aufwacht, denn schließlich ist jetzt jemand da, der ihn beruhigen kann. Anfangs saß ich nur da und habe mir ihm gesprochen. Ich wusste nicht, ob er mich versteht, aber ich wollte, dass er weiß, dass jemand da ist, der sich sorgt und bei ihm bleibt. Nachts kam eine Schwester und brachte mir eine Decke. Ich dachte erst, sie würde mich raus schmeißen, aber sie kannte Harrys Fall und war froh, dass ein so junger Mann - wie sie es ausgedrückt hat - es nicht alleine durchstehen musste. In der Decke eingepackt beobachtete ich meinen Freund und strich ihm immer mal wieder eine Locke aus dem Gesicht oder einfach nur mit dem Daumen über seinen Handrücken. Es beunruhigte mich, dass er keine Bewegung von sich gab und auch am nächsten Tag regungslos dalag. Die Ärzte sagten es dauert noch ein bisschen, aber seine vitalen Funktionen waren fehlerfrei.

Die Müdigkeit überkam mich doch und ich lege mich mit verschränkten Armen an seine Bettkante. Erst als sich die Matratze ein Stückchen bewegt, wache ich auf. Harry sitzt halb in dem Bett auf und hat Tränen in den Augen. Ohne zu Zögern schließe ich meine Arme um ihn und drücke ihn leicht an mich. „Psscht, es ist alles gut." Harry weint nur noch stärker und krallt seine Finger in mein Shirt. „Harry, es wird alles wieder gut. Ich bin hier. Bitte, nicht weinen. Du weißt wenn du weinst, muss ich auch weinen und kann dich und mich nicht beruhigen." Harry löst sich etwas von mir und ich greife hinter meinen Rücken nach seinen Händen. Ich weiche etwas nach hinten und schaue in sein Gesicht, in seine Augen. „Zayn, was machst du hier? Du musst doch arbeiten", fragt mich Harry nach dem er sich beruhigt hat. „Du bist viel wichtiger. Ich bin hier, weil du im Krankenhaus bist und mir Sorgen mache." „Aber...", versucht er mir zu widersprechen, dennoch lege ich ihm meine Hand auf den Mund. „Du wirst nichts weiter sagen, weißt eigentlich was für Panik ich geschoben habe? Ein Fremder ruft von deinem Handy aus an und du hast dich so lange nicht gemeldet gehabt." Harry sieht mich mit Tränen in den Augen an und einige davon laufen ihm auch über die Wangen. Ich entferne meine Hand und lasse Harry alles erzählen. Er sagt mir, dass er gesehen hat, wie seine Eltern tot in dem Auto saßen und er mit letzter Kraft versucht hat den Notruf zu wählen, was auch geklappt hat, bis er in Ohnmacht gefallen ist. Ich musste ihm versichern, dass ich ihn nicht alleine lasse und er zu mir kommen kann. Ich konnte ihn nicht einfach in Deutschland zurück lassen, während ich wieder nach England ging.

Mein Urlaub ging schnell vorbei, aber Harry kam auch schnell aus dem Krankenhaus raus. Ich half ihm bei den juristischen Unterlagen, weil ich Erfahrungen mit so was hatte, als Gehilfe eines Anwalts. Harry hat Mündigkeit beantragt und diese wurde ihm nach seinem Abschluss auch schnell gewehrt. Er sollte zu mir nach England ziehen, denn hier würde ich ihn bei mir haben und er würde auch jemanden haben mit dem er über alles reden konnte. Harry war erleichtert als alles erledigt war und wir uns ausruhen konnten. Er konnte in Ruhe seine Trauer verarbeiten und ich konnte ihn dabei unterstützen. Erst war es komisch in unserer Beziehung, weil ich es nicht gewohnt war, so viel Verantwortung ihm gegenüber zu haben. Ich übernahm manchmal die Rolle eines Erziehers, während ich in erster Linie sein fester Freund war. Wir haben es auch geschafft und alles ging gut. Nach einigen Jahren fragte ich ihn ob er mich heiraten wolle und er hat zu gesagt. Wir gründeten eine Familie und lebten glücklich. Selbst über unseren Tod hinaus, waren wir glücklich.

One Shots (boyxboy 1D)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt