Die Stunde der Wahrheit

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Muriel drehte sich noch einmal im Bett um. Ihr Kopf tat weh und ihr war immer noch ein bisschen schwindelig. So genau konnte sie sich gar nicht mehr an die Vorkommnisse der Nacht erinnern. Es kam ihr alles vor wie ein böser Traum. Die Orks, kämpfende Elben hier in Bruchtal, und sie mittendrin.

Sie wusste nur noch, dass sie gemeinsam mit Elladan und Elrohir im Garten gegen diese Biester gekämpft hatte. Und auf einmal war ihr schwarz vor Augen geworden.

Dann war sie in ihrem Bett wieder zu sich gekommen und Arwen hatte neben ihr gesessen. Arwen hatte ihr irgendetwas zu trinken eingeflößt und dann musste sie wohl wieder eingeschlafen sein.

Inzwischen war es schon hell draußen. Wie spät es wohl sein mochte?

Gerade als sie wieder wegdösen wollte, hörte sie, dass ihre Zimmertür geöffnet wurde. Langsam drehte sie den Kopf und blinzelte. „Wie geht es dir?", fragte Arwen leise. Muriel wusste nicht so recht, was sie antworten sollte und zuckte nur mit den Schultern.

„Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt!", meinte Arwen vorwurfsvoll. „Dir hätte ja sonst etwas passieren können!"

Muriel grinste verlegen und setzte sich auf. „Ist ja alles gut gegangen", meinte sie entschuldigend.

„Na, jedenfalls hast du meinen Brüdern schwer imponiert", lachte Arwen jetzt. „Sie erzählen überall herum, dass du die beste Kämpferin bist, die sie je gesehen haben."

Muriel verdrehte nur die Augen.

„Sag mal, stimmt es, dass du Elrohir vor einiger Zeit auf dem Kampfplatz platt gemacht hast?", fragte Arwen jetzt neugierig grinsend. Muriel antwortete nicht. „Was ist los, du bist ja auf einmal ganz weiß im Gesicht?" Beunruhigt sah Arwen Muriel an.

„Oooh, mir ist so schlecht", stöhnte Muriel nur, sprang aus dem Bett und rannte an Arwen vorbei ins Badezimmer, wo sie sich wieder einmal übergeben musste. Arwen runzelte besorgt die Stirn. Als sie noch überlegte, ob sie Muriel folgen sollte, kam diese schon wieder zurück ins Zimmer.

„Na, deinen Kreislauf hat es ja ordentlich zerlegt", meinte Arwen kopfschüttelnd, während sie Muriel ein Glas Wasser reichte. Muriel nickte nur. Schnell gab sie noch ihre Tropfen hinein und trank es in kleinen Schlucken leer. „Geht schon wieder", sagte sie dann und bemühte sich, unbeschwert zu klingen.

Dann ging sie an ihren Kleiderschrank. „Meinst du wirklich, du solltest heute schon aufstehen?", fragte Arwen und sah Muriel skeptisch an. „Klar, vom herumliegen wird der Kreislauf auch nicht besser", meinte Muriel nur und nahm ein Kleid heraus.

„Ach, mein Vater meinte, wenn es dir wieder besser geht, würde er gerne mit dir reden", fiel es Arwen jetzt wieder ein. Muriel sah sie fragend an. „Oh, ich glaube, das gibt noch Ärger wegen heute Nacht", sagte sie dann schuldbewusst und begann nervös auf ihrer Unterlippe herumzukauen.

„Ärger? Warum denn?", fragte Arwen verblüfft. „Na ja, ich habe mich dem Befehl deines Vaters widersetzt und gekämpft, obwohl er mich eigentlich ins Haus geschickt hatte", erklärte Muriel kleinlaut.

„Ach, ich glaube nicht, dass es so schlimm wird. Adar kann nie lange sauer auf jemanden sein", grinste Arwen und zwinkerte Muriel aufmunternd zu.

„Heute Vormittag hat er sowieso noch eine Besprechung mit seinen wichtigsten Beratern, wegen des Angriffs heute Nacht. Du hast also noch Schonfrist bis heute Nachmittag. Er erwartet dich dann in seinem Arbeitszimmer", meinte sie und klopfte Muriel auf die Schulter.

„Hast du Lust, mit in die Bibliothek zu kommen?", fragte sie dann. Muriel schüttelte den Kopf. „Im Moment nicht, vielleicht komme ich später nach", sagte sie. Arwen nickte und verließ Muriels Zimmer.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt