„Wir machen eine Rast!" Aragorn hatte Brego angehalten und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Auch alle anderen Reiter hielten ihre Pferde an und saßen ab.
Aragorn nahm Muriel vorsichtig die kleine Gilraen ab und Elladan half Muriel vom Pferd. Ihre Beine zitterten, als sie endlich wieder Boden unter den Füßen hatte. Sie war noch nie eine große Reiterin gewesen.
Um ehrlich zu sein, hatte sie vor dieser Reise nur selten einmal auf einem Pferd gesessen. Muriel wusste schon gar nicht mehr, wie viele Tage sie nun schon unterwegs waren.
Ihr taten allabendlich alle Knochen weh und sie würde diese Tortur noch einige weitere Tage über sich ergehen lassen müssen. Heute endlich würden sie, wenn alles gut lief, Edoras erreichen. Und von dort aus war es nicht mehr allzu weit nach Minas Tirith.
Gute Reiter konnten die Strecke von Bruchtal nach Minas Tirith bestimmt in der Hälfte der Zeit bewältigen, aber Muriel war eben keine geübte Reiterin. Außerdem hatte sie mit Gilraen ein erst zwei Monate altes Baby dabei, wodurch eine Reise im wilden Galopp auch nicht in Frage kam.
Aragorn achtete sehr darauf, dass regelmäßig Pausen gemacht wurden, damit Muriel und Gilraen sich wieder etwas erholen konnten und die Kleine gestillt werden konnte.
Glücklicherweise waren die Nächte noch nicht besonders kalt, auch wenn es inzwischen schon September geworden war. Jeden Abend wurde für die königliche Familie ein Reisezelt aufgestellt, in dem Muriel und Gilraen weitgehend geschützt waren.
Elladan und Elrohir, sowie die Männer aus Gondor, die die königliche Familie eskortieren sollten, schliefen meist unter freiem Himmel. Sie alle waren Krieger und hatten schon unter ganz anderen Bedingungen nächtigen müssen.
Doch auch sie freuten sich auf die Aussicht, noch an diesem Tag Edoras zu erreichen und endlich wieder in einem warmen Bett schlafen zu dürfen. König Eomer hatte Aragorn angeboten, mit seiner Gefolgschaft in seinem Hause Rast zu machen, was Aragorn gerne angenommen hatte.
Aragorn trat zu Muriel, die im Schutz einiger Bäume, abseits von den Begleitern, Gilraen versorgt hatte. „Seid ihr bereit, wieder aufzubrechen?", fragte er vorsichtig. Muriel nickte seufzend.
„Es muss wohl sein", murmelte sie leise. Aragorn reichte ihr die Hand und half ihr, aufzustehen. „Auch wenn ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, was du an der ganzen Reiterei nur findest", meinte sie dann grummelnd.
Aragorn grinste nur. „Muskelkater?", fragte er mitleidig. Muriel verzog das Gesicht. „Ich wusste gar nicht, wo man überall Muskeln hat", gab sie genervt zurück. Aragorn musste schmunzeln. „Bald hast du es ja geschafft!", munterte er seine Frau auf. „Heute Abend erreichen wir Edoras."
Muriel ließ sich von Elladan wieder aufs Pferd helfen und Aragorn reichte ihr Gilraen, während er sorgenvoll zum Himmel sah.
Dunkle Wolken waren aufgezogen und sie hatten heute noch ein gutes Stück Weges zurückzulegen. Aragorn trieb die kleine Reisegruppe zur Eile an.
Sie waren noch nicht lange wieder unterwegs, als es anfing zu tröpfeln. Muriel zog die Decke ein bisschen enger um Gilraen und zog sich ihre Kapuze über den Kopf. Auch die anderen Mitreisenden trafen Vorkehrungen, um sich vor dem aufziehenden Regen zu schützen.
Leider ritten sie gerade mitten über eine weite Ebene, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Der Regen prasselte herab und es gab keine Möglichkeit, sich unterzustellen.
Das Land der Pferdeherren musste bei schönem Wetter ein herrlicher Anblick sein, doch in diesem Moment verfluchte Muriel die Tatsache, dass diese grünen Ebenen keinen Schutz vor dem Regen boten. Sie hatte ihren Umhang über Gilraen gebreitet, um sie zu schützen.
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Von Hoffnung, Angst und Liebe
FanfictionMuriel ist eine junge Frau, die im Städtchen Bree nahe der Grenze zum Auenland aufgewachsen ist. Sie führt ein ganz normales Leben und unterstützt ihre Eltern bei der täglichen Arbeit. Doch dann erfährt sie Dinge, die sie niemals für möglich gehalte...