Wechselbad der Gefühle

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„Wie geht es ihr?", flüsterte Muriel, als sie nach wenigen Stunden Schlaf wieder das Kinderzimmer betrat und leise zu Aragorn trat, der noch immer am Bett seiner kleinen Tochter saß.

Er zuckte mit den Schultern, während er sich langsam zu seiner Frau umdrehte. „Nicht gut", gab er mit brüchiger Stimme Auskunft.

Der König war blass und hatte dunkle Augenränder, was nach der durchwachten Nacht am Bett der Kammerzofe und den angsterfüllten vergangenen Stunden am Bett der kleinen Prinzessin nicht verwunderlich war.

Trotzdem erschrak Muriel, als sie die geröteten Augen ihres Mannes und diesen verzweifelten Blick voller Angst sah, den er ihr zuwarf.

Noch nie hatte sie Aragorn so voller Trauer und Verzweiflung gesehen.

Doch, vielleicht damals, als er nach der großen Schlacht nach Bruchtal zurückgekehrt war und geglaubt hatte, sie würde ein Kind von einem anderen Mann erwarten.

Nein, damals waren es eher Wut und verletzter Stolz gewesen, was sie gesehen hatte.

Aber der Mann, der nun am Kinderbett seiner schwerkranken Tochter saß, hatte kaum mehr Ähnlichkeit mit dem großen Feldherrn und tapferen Krieger, den sie kannte. Auch nicht mit dem Waldläufer, der immer so viel Zuversicht und Ruhe ausgestrahlt hatte.

Aragorn würde es nicht überstehen, sollte er sein Kind verlieren, von dem er nie geglaubt hatte, es jemals haben zu können. Das wurde Muriel in diesem Moment schlagartig klar.

Konnte man als Vater oder Mutter überhaupt irgendwie weiterleben, wenn man sein Kind verlor, das einem alles bedeutete?

Muriel kannte zwar mehrere Familien, die ein Kind hatten zu Grabe tragen müssen, aber sie hatte sich nie wirklich näher damit beschäftigt, wie diese Familien mit dem Verlust umgingen oder damit zurecht kamen.

Für sie waren diese Gedanken bisher noch nie relevant gewesen. Und auch in der vergangenen Nacht hatte sie diese Gedanken weit von sich geschoben, obwohl es Gilraen so schlecht ging.

Sie war nicht bereit gewesen, auch nur einen Moment lang daran zu zweifeln, dass Gilraen wieder gesund werden würde.

Aragorn erhob sich mühsam. Muriel trat zu ihm und umfasste sein Gesicht liebevoll mit beiden Händen. „Sie wird wieder gesund!", sagte sie eindringlich und hoffte, dass sie so überzeugt klang, wie sie es beabsichtigte.

Aragorn nickte müde und wandte den Blick ab, während er Muriel in seine Arme zog. Doch sie hatte trotzdem gesehen, dass ihm Tränen in den Augen standen, auch wenn er versuchte, für sie stark zu sein.

Muriel schlang die Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Eine gefühlte Ewigkeit standen sie so da und klammerten sich aneinander, in dem kläglichen Versuch, sich gegenseitig Hoffnung zu geben.

Ein leises Wimmern aus dem Kinderbett ließ sie erschrocken auseinander fahren.

Muriel war als erste bei Gilraen und fuhr ihr sorgenvoll mit der Hand über die Stirn.

„Aragorn, ich werde mich jetzt wieder um sie kümmern", meinte sie dann zu ihrem Mann. „Du solltest etwas essen und dann schlafen. Du bist ja schon weit mehr als 24 Stunden lang wach!"

Aragorn schüttelte den Kopf. „Ich habe eine wichtige Besprechung mit Lord Ardenal", gab der König seufzend zurück.

Doch Muriel war dadurch nicht zu beeindrucken.

„Ich habe mir erlaubt, Lord Ardenal von den Vorkommnissen zu unterrichten", gab sie ruhig zurück. „Er wird vorübergehend deine Amtsgeschäfte übernehmen.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt