Der Tagesmarsch war erstaunlich ruhig zu Ende gegangen. Sie hatten ihr Lager auf einer kleinen Waldlichtung aufgeschlagen. Schweigend hatten sie noch etwas gegessen und dann ihre Nachtlager bereitgemacht. Muriel hatte freiwillig die Wache für die erste Nachthälfte übernommen.
Aragorn lag auf seiner Decke und blickte in den Sternenhimmel. Er war müde, doch fand er keinen Schlaf.
Zwei lange Jahre war er nicht mehr in Bruchtal gewesen. Was würde ihn dort erwarten?
Er dachte an Arwen und seufzte. Er sah sie vor sich, mit ihrem ebenmäßigen, blassen Gesicht, den schwarzen Haaren und den großen, ozeanblauen Augen. Wie ein Blitz hatte ihn der erste Blick in ihre Augen getroffen, damals, als er ihr in den Wäldern nahe Bruchtal zum ersten Mal begegnet war. Er lächelte.
Lange hatte es gebraucht, bis er ihr endlich seine Gefühle gestehen konnte. Und er hatte es nicht glauben können, dass auch sie Gefühle für ihn hegte. Alles hätte so schön werden können. Doch sie war eine Elbin. Unsterblich! Und er war nur ein Mensch. Für sie wäre es eine verschwindend kurze Zeit ihres unendlichen Lebens gewesen, die sie mit ihm hätte verbringen können.
Beide hatten sie das nicht wahrhaben wollen. Sie hatten sich Liebe und ewige Treue geschworen. Doch Elrond war nicht bereit gewesen, ihre Verbindung zu akzeptieren. Er wollte seine einzige Tochter nicht an einen Sterblichen verlieren. Schließlich wusste er, dass Elben an gebrochenem Herzen sterben konnten und dass dieses Schicksal seine Tochter eines Tages ereilen würde, würde er sie Aragorn zur Frau geben.
Wieder seufzte Aragorn. Lange hatten Arwen und er nicht sehen wollen, dass Elrond Recht hatte. Wieder und wieder hatten sie sich gesagt, dass alles gut werden würde. Doch irgendwann hatte die Wahrheit begonnen, in ihre Herzen vorzudringen, so wie ein stetiges Tropfen langsam beginnt, einen Felsen auszuhöhlen.
Und dann war ihnen schmerzhaft bewusst geworden, dass es keine Zukunft für sie gab. Sie hatte ihr Elbenleben zu leben und er sein menschliches.
An seinem letzten Abend in Bruchtal hatten sie sich noch einmal getroffen, im Garten unter den alten Bäumen. Sie hatte ihm unter Tränen den Ring Barahirs zurückgegeben und er hatte ihr die Kette des Abendsterns wieder in ihre Hände gelegt. Sie hatten keine Worte des Trostes gefunden und doch beide gefühlt, dass ihre Entscheidung richtig war.
Am nächsten Morgen hatte er Bruchtal verlassen, nicht wissend, ob er jemals wiederkehren würde. In Elronds Augen hatte Aragorn große Dankbarkeit und Hochachtung für seine Entscheidung gesehen.
Und nun würde er in wenigen Tagen das erste Mal seit diesem Abschied wieder das Tor von Imladris durchschreiten. Ob Arwen in Bruchtal war? Oder war sie wieder nach Lothlorien zu ihrer Großmutter Galadriel gegangen, wo sie schon früher viel Zeit verbracht hatte?
Aragorn musste grinsen. Großmutter war ein etwas seltsames Wort für eine Elbin wie Galadriel. Aragorn hatte sie selbst schon mehrfach getroffen. Sie war die Herrin der Wälder Loriens und die Mutter von Elronds Ehefrau Celebrian, Arwens Mutter. Aragorn hatte Celebrian nie kennen gelernt, denn sie war schon vor vielen Jahren nach Valinor gesegelt und hatte ihre Familie in Bruchtal zurückgelassen. Nun ja, jedenfalls war Galadriel eine der ältesten Elbinnen, die es in Mittelerde überhaupt gab und zweifelsfrei die Großmutter Arwens. Doch war es schlicht unmöglich, diesen Titel mit einer Frau zusammenzubringen, die in ihrer unvorstellbaren Schönheit wirkte, als hätte sie eben erst das Erwachsenenalter erreicht. Sie war eben eine Elbin, deren Schönheit und Jugend auch durch einige Jahrtausende nicht schwand.
Aragorn überlegte, was ihm denn nun lieber wäre: Arwen in Bruchtal anzutreffen, oder ihr doch lieber nicht zu begegnen. Nein, er befürchtete nicht, seinen Entschluss von damals zu bereuen. In den vergangenen zwei Jahren war ihm immer klarer geworden, dass die schwere Entscheidung richtig gewesen war. Und doch hatte er Angst davor, ihr in die Augen zu sehen. Was, wenn es ihr nicht so ging? Was, wenn sie noch immer trauerte?
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Von Hoffnung, Angst und Liebe
FanfictionMuriel ist eine junge Frau, die im Städtchen Bree nahe der Grenze zum Auenland aufgewachsen ist. Sie führt ein ganz normales Leben und unterstützt ihre Eltern bei der täglichen Arbeit. Doch dann erfährt sie Dinge, die sie niemals für möglich gehalte...