Wer zuletzt lacht

632 25 0
                                    

Entnervt trat Muriel mit einigen anderen Beratern des Königs aus dem großen Sitzungssaal der Veste.

„Meine Königin, lasst Euch den Tag nicht durch die Worte eines einzigen Mannes verderben", wandte sich Sir Rowendan, ein freundlicher älterer Herr, an Muriel und sie nickte zaghaft.

Trotzdem war sie wütend, sehr wütend sogar. In der eben zuende gegangenen Beratung hatten alle Minister und Berater Aragorns über einige wichtige Themen debattiert, die eine baldige Entscheidung verlangten.

Muriel hatte sich zwar darauf eingestellt, dass es nicht leicht werden würde, als einzige Frau unter so vielen Männern Gehör zu finden. Und sie hätte sogar mit der stummen Ablehnung und Skepsis einiger der anwesenden Männer ohne weiteres leben können.

Doch das Verhalten des ersten Ministers brachte sie zur Weißglut. Er hatte es weder für nötig gehalten, Muriel auch nur zu begrüßen, noch hatte er sie ein einziges Mal zu Wort kommen lassen. Sobald sie auch nur den Mund aufgemacht hatte, hatte er sie mit einem spöttischen Kommentar unterbrochen.

Vermutlich wäre sie gar nicht dazu gekommen, ihre Meinung darzulegen, wenn nicht der freundliche Lord Ardenal seinerseits Lord Finrod unterbrochen und klargestellt hätte, dass er sehr gerne nun auch die Argumente der Königin hören würde. Einige andere Berater und Minister applaudierten zustimmend und endlich bekam Muriel die Möglichkeit, zu reden.

Doch kaum hatte sie geendet, riss schon wieder der erste Minister das Wort an sich und versuchte, sämtliche Argumente und Vorschläge Muriels ins Lächerliche zu ziehen. Was bildete dieser arrogante Schnösel sich nur ein!

„Ihr wisst hoffentlich, Mylady, dass die Mehrheit der Berater und Minister das Verhalten Lord Finrods Euch gegenüber nicht gut heißt!", ergriff nun wieder der freundliche Herr das Wort, der noch immer neben Muriel her ging. Muriel sah ihn skeptisch an.

„Ich gebe zwar zu, dass es durchaus außergewöhnlich ist, eine Frau im Beraterstab des Königs zu haben, doch bin ich der Hoffnung, dass auch Eure Kritiker bald einsehen werden, dass Ihr Eurem Gatten in dieser Position eine große Hilfe sein könnt", fügte er dann noch hinzu.

„Ich danke Euch von Herzen für Eure freundlichen Worte, Sir Rowendan", erwiderte Muriel und nickte ihm noch einmal zu, bevor sie in Richtung ihrer Gemächer ging.

Trotz der wohlmeinenden Worte Sir Rowendans war sie noch immer wütend, als sie endlich ihre privaten Räumlichkeiten betrat. Mutter Butterblum reichte ihr Gilraen, die schon sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Mutter gewartet hatte.

Das Verhalten der Männer in der Sitzung trat in den Hintergrund und Muriel versorgte ihre kleine Tochter. Dann legte sie sie in ihrem Kinderzimmer wieder ins Bettchen.

„Und, Schwesterchen, wie war die Beratung?", ertönte Elrohirs Stimme aus einem der Sessel, als Muriel wieder die Wohnstube betrat. „Frag bloß nicht", fauchte sie. Elrohir sah sie fragend an.

„Eine ganze Horde selbstgefälliger, aufgeblasener, arroganter Trottel, die meinen, keinen Respekt vor mir haben zu müssen, nur weil ich eine Frau bin!", maulte Muriel genervt. Elrohir grinste.

„Oh, für mein Vorhaben kann es nur zuträglich sein, wenn du wütend bist!", meinte der Elb schmunzelnd und Muriel warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Was meinst du?", fragte sie dann argwöhnisch. Elrohir lachte.

„Nun, ich wollte dich eigentlich fragen, ob du bereit bist für ein kleines Kämpfchen auf dem Übungsplatz", erklärte er. „Und da du, wie ich sehe, sehr wütend bist, denke ich, dass das genau das Richtige wäre, um dich abzureagieren."

„Du willst was?", fragte Muriel entgeistert. „Dir helfen, deine Wut loszuwerden", grinste Elrohir. „Vergiss es!", erwiderte Muriel patzig.

„Die Königin hat brav und zurückhaltend in ihren Gemächern herumzusitzen und ein nettes Gesicht zu machen! Zu etwas anderem ist sie nicht befugt!", maulte sie beleidigt.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt