Arwen war begeistert, als Muriel sie fragte, ob sie ihr die elbische Sprache beibringen würde. Sofort begann sie, Überlegungen anzustellen, wie sie den „Unterricht" am besten aufbauen sollte. Sie zog los, um nach ihren alten Lehrbüchern zu suchen. Und war dann erst einmal für zwei Tage nicht mehr zu sehen.
Muriel machte fleißig die Kräftigungsübungen für ihren Arm. So langsam fing er wieder an, ihr zu gehorchen. Sie konnte ihn zumindest schon für einen kurzen Moment heben und schaffte es auch schon, die Hand zur Faust zu ballen. Doch fehlte ihr noch jegliche Kraft.
Muriel nahm ihr Schwert vom Tisch, wo sie es nach dem Gespräch mit Elrond hingelegt hatte. Sie fasste es entschlossen am Griff und wollte es mit einer eleganten Bewegung aus der Scheide ziehen. Doch ihre Hand konnte es nicht halten und das Schwert fiel klirrend zu Boden. Frustriert stampfte Muriel auf.
Seufzend bückte sie sich dann und hob es mit ihrer gesunden Hand wieder auf. Sie hob es mit der Linken vor ihren Körper und deutete ein paar Hiebe an. Es fühlte sich seltsam an in der falschen Hand, und doch war Muriel verwundert, wie gut es sich selbst in der ungewohnten Hand führen ließ.
Sie steckte das Schwert wieder in die Scheide und zog es nun mit der linken Hand. Es fühlte sich etwas holprig an und ging weniger schnell als sie es mit der Rechten gewohnt war, aber nach einigen Versuchen fing es fast an, sich normal anzufühlen. Und wenn sie nun alle Drehungen und Hiebe einfach genau seitenverkehrt machen würde wie bisher, müsste man doch so auch kämpfen können, überlegte sie sich.
Dann schüttelte sie den Kopf. Ihr war einfach nur langweilig, seit Arwen sich nicht mehr blicken ließ.
Daher beschloss Muriel, sich jetzt doch einmal in Elronds Bibliothek umzusehen. Sie betrat den Raum und es befiel sie erneut eine gewisse Ehrfurcht, als sie die vielen Bücher sah. Sie lief durch die Reihen und las, was auf den Buchrücken geschrieben stand. Immer wieder fuhr sie mit einem Finger ehrfürchtig über eines der Bücher.
Welch unglaubliches Wissen lag in diesen ganzen Büchern! Und sie durfte jedes einzelne davon lesen, wenn sie wollte. Wie viele Jahre würde es wohl dauern, bis man alle diese Bücher durchgelesen hätte?
Muriels Blick blieb an einem großen Buch hängen. ‚Die Geschichte der Elbenvölker Mittelerdes', stand auf dem Einband zu lesen. Vorsichtig zog Muriel es aus dem Regal und nahm es mit zu dem Tisch, an dem sie vor einigen Tagen mit Elrond gesessen hatte. Sie setzte sich und schlug das Buch auf. Unschlüssig blätterte sie durch die Seiten.
Wo sollte sie anfangen? Bei den Galadrhim aus Lothlorien? Bei der Geschichte Bruchtals? Oder doch bei der Geschichte der Waldelben des Düsterwaldes? Muriel entschied sich für die Waldelben. Die waren für sie wahrscheinlich am relevantesten.
Schon bald war sie ganz und gar in die Lektüre versunken. Der Düsterwald nahm vor ihrem inneren Auge langsam Gestalt an. Sie las von den Herrschern des Düsterwaldes, von den einfachen Waldelben, von den Sitten und Bräuchen dieses Elbenvolkes.
Auf einmal drangen von Ferne Stimmen an ihr Ohr und holten sie wieder in die Realität zurück. Die Stimmen kamen von draußen. Muriel stand auf und trat ans Fenster, von wo aus sie auf den großen Platz vor den Häusern blicken konnte.
Dort standen einige blonde, langhaarige Elben, die allem Anschein nach gerade erst in Bruchtal angekommen waren. Sie trugen graue Reisemäntel. Elrond trat gerade auf sie zu und begrüßte sie höflich. Ob das die Delegation aus dem Düsterwald war? Dann musste einer dieser Elben Prinz Legolas sein, von dem Elrond ihr erzählt hatte. Der Freund ihres Vaters.
Nun sah Muriel auch Aragorn auf die Elben zutreten. Er schien einen von ihnen zu kennen, denn er trat auf ihn zu und legte ihm freundschaftlich die linke Hand auf die rechte Schulter und der Elb erwiderte diese Geste. Eben hatte Muriel gelesen, dass das eine Geste der Begrüßung unter Freunden bei den Elben war. Woher Aragorn diesen Elben wohl kannte?
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Von Hoffnung, Angst und Liebe
FanficMuriel ist eine junge Frau, die im Städtchen Bree nahe der Grenze zum Auenland aufgewachsen ist. Sie führt ein ganz normales Leben und unterstützt ihre Eltern bei der täglichen Arbeit. Doch dann erfährt sie Dinge, die sie niemals für möglich gehalte...