Glück hoch zwei

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„Eure Hoheit, ist Euch nicht wohl?" Aragorn schrak auf und sah in die Augen seines ersten Ministers, Lord Ardenal, der ihn besorgt musterte. Aragorn schüttelte schnell den Kopf.

„Ich war nur in Gedanken. Würdet Ihr bitte wiederholen, was Ihr eben gesagt hattet?", sagte der König und zwang sich, seine Gedanken nun auf den weißhaarigen Mann zu richten, der ihm gegenüber an dem großen Schreibtisch des königlichen Arbeitszimmers saß.

Schon den ganzen Vormittag konnte Aragorn sich kaum auf seine Pflichten konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab zu Muriel.

In der vergangenen Nacht war sie mehrfach aufgestanden, weil sie nicht mehr liegen konnte, und war ruhelos durch ihre Gemächer gewandert. Die weit fortgeschrittene Schwangerschaft plagte sie nun fast ständig, und an diesem Morgen hatte Aragorn ihr deutlich angesehen, dass sie wieder Schmerzen hatte.

So hatte er noch vor dem Frühstück Elrond gebeten, nach ihr zu sehen. Sowohl Muriel als auch Elrond hatten ihm aber versichert, dass noch alles in bester Ordnung sei und er somit keine Veranlassung habe, seine anstehenden Termine für diesen Tag abzusagen.

Schließlich hatte er Muriel schweren Herzens in der Obhut Elronds zurückgelassen, wohl wissend, dass sie bei ihrem Vater in den besten Händen war, und er sofort Nachricht erhalten würde, sollte sich etwas tun.

Trotzdem war er in großer Sorge, denn dass eine Zwillingsgeburt mehr Risiken barg als eine gewöhnliche Entbindung, dessen war er sich im Klaren.

Doch andererseits hatten auch Elronds Mutter sowie seine Frau ihre Zwillinge ohne Probleme zur Welt gebracht und Muriel würde mit Elrond und Morwen zwei der besten Heiler ganz Mittelerdes an ihrer Seite haben, wenn es soweit war.

„Mein König, was bedrückt Euch?", fragte nun Lord Ardenal wieder besorgt. Aragorn hatte ihm schon wieder nicht zugehört.

„Es tut mir aufrichtig leid, Lord Ardenal, dass ich nicht bei der Sache bin", entschuldigte sich Aragorn. „Meiner Gemahlin geht es nicht gut. Ihre Niederkunft steht wohl unmittelbar bevor und ich mache mir Sorgen", erklärte er seufzend.

Der Minister lächelte verständnisvoll. „Mein König, das ist verständlich, doch Eure Gemahlin wird von den besten Heilern betreut und es ist nicht ihre erste Niederkunft", versuchte er Aragorn zu beruhigen.

Dieser nickte, doch der alte Minister sah dem König an, dass er ihm seine Sorgen nicht nehmen konnte. Und das machte ihm den beliebten König noch sympathischer, als er ihm ohnehin schon war, wenn das überhaupt möglich war.

Denn so abgeklärt und klug der König seine Entscheidungen fällte und so unnachgiebig und hart er im Kampf sein konnte, so zeigte doch die Sorge um seine Frau und seine ungeborenen Kinder, dass auch dem klugen Herrscher ganz menschliche Sorgen und Ängste nicht fremd waren.

Dass die Beziehung des Königs zu seiner Frau eine ganz besondere war, dessen war sich der Minister sehr wohl bewusst. Die Entführung der Königin vor wenigen Monaten hatte deutlich gezeigt, dass der König jederzeit sein Leben gegeben hätte, um seine Frau zu retten. Und umgekehrt wäre es mit Sicherheit nicht anders gewesen.

Und so war es nur zu verständlich, dass der König in großer Sorge war. Leider war es trotz aller Fortschritte der Medizin noch immer keine Seltenheit, dass Frauen unter der Geburt oder im Kindbett starben. Und die Königin erwartete Zwillinge, was die Sache noch komplizierter machte.

In Anbetracht der verständlichen Anspannung, unter der sein König stand, beschloss Lord Ardenal, ihn an diesem Vormittag nicht mehr mit schwierigen Entscheidungen zu belasten, sondern ihm nur noch einige Dokumente vorzulegen, die lediglich der königlichen Unterschrift bedurften.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt