Erklärungen

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Muriel kehrte langsam aus einem traumlosen, tiefen Schlaf zurück. Sie lag in einem weichen Bett und fühlte sich entsetzlich schwer. Ihr gesamter Körper schien aus Blei zu bestehen und sie fühlte sich unfähig, auch nur einen Finger zu heben.

Was war geschehen? Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie in dieses Bett gekommen war und was das alles zu bedeuten hatte.

Ganz langsam, wie ein schwarzer Nebel kamen die Erinnerungen zurück.

Plötzlich war alles wieder da. Wie er endlich gekommen war. Wie sie es kaum hatte erwarten können, ihn in ihre Arme zu schließen. Und wie er dann da gestanden hatte, mit diesem Blick, so kalt und feindselig.

Diese Wut und der unendliche Schmerz, den sie in seinen grauen Augen gesehen hatte. Sie hatte seinen durchdringenden Blick auf ihrem runden Bauch gespürt. Und die Verachtung in seiner Stimme gehört, als er ihr vorgeworfen hatte, ihn betrogen zu haben.

Wie konnte er nur auf so eine Idee gekommen sein? Er konnte doch nicht ernsthaft glauben, sie habe einem anderen Mann vor ihm den Vorzug gegeben?

Muriels Herz fühlte sich an, wie in einen Schraubstock gespannt, und sie glaubte, es müsse jeden Moment in tausend kleine Splitter zerbersten. Von ihrem Kummer überwältigt stöhnte sie leise auf.

Nur einen Moment später spürte sie eine warme Hand, die sich auf ihre legte. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen. „Hast du Schmerzen, Muriel?" hörte sie eine besorgte Stimme fragen.

Langsam öffnete sie nun doch die Augen und sah in Gandalfs vertrautes Gesicht. Sie schüttelte den Kopf. Gandalf nickte ihr zufrieden zu. „Das ist gut. Das ist wirklich sehr gut." Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Gandalf, ich verstehe überhaupt nicht, was..." Muriel wollte sich aufsetzen, doch der weiße Zauberer drückte sie sanft in ihre Kissen zurück. „Na, na, schön liegen bleiben, sonst bekommen wir beide einen riesigen Ärger mit Elrond", sagte er und lächelte.

Plötzlich durchfuhr Muriel eine schreckliche Angst. „Gandalf, ist etwas mit meinem Kind? Sag es mir, was ist passiert?" rief sie mit vor Schreck geweiteten Augen. Sofort fasste Gandalf sie mit beiden Händen fest an den Schultern und redete beruhigend auf sie ein.

„Deinem Kind geht es gut, Muriel, du musst keine Angst haben! Aber du darfst dich nicht aufregen!" Das war einfacher gesagt als getan, doch Gandalf schaffte es schließlich doch, Muriel zu beruhigen.

„Komm, du solltest etwas trinken", meinte der Zauberer schließlich und nahm ein gefülltes Glas vom Nachtkästchen. Er half Muriel vorsichtig, sich aufzusetzen und stopfte ihr einige Kissen in den Rücken, damit sie sich bequem zurücklehnen konnte. Dann flößte er ihr geduldig etwas von der klaren Flüssigkeit ein.

Sofort fühlte Muriel sich besser. Es war, als ob dieser Trank nicht nur ihren Durst löschte, sondern gleichsam die Schwere aus ihrem Körper und die Dunkelheit aus ihrem Herzen wegschwemmte.

Ja, die Elben hatten wirklich eine Ahnung von Heilmitteln und stärkenden Tränken.

„Gandalf, was ist geschehen?", fragte Muriel schließlich. Gandalf zog seinen Stuhl nahe an ihr Bett und setzte sich. „Du bist in deinem Zimmer zusammengebrochen", antwortete der weiße Zauberer.

„Wir dachten schon, du würdest dein Kind verlieren", fügte er ernst hinzu. „Aber Elrond ist glücklicherweise einer der größten Heiler unter den Elben und konnte das verhindern, wie es aussieht."

Muriel nickte. Sie erinnerte sich an den stechenden Schmerz, der durch ihren Körper gerissen hatte, bevor es um sie herum schwarz geworden war. Sie legte die Hände auf ihren Bauch und streichelte ihn sanft. Ihrem Kind ging es gut, das war das Wichtigste überhaupt!

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt