Unruhig wälzte sich Aragorn von einer Seite auf die andere und zog seine Decke noch enger um sich. Er fand einfach keine Ruhe. Natürlich war der Waldboden nicht gerade bequem, aber das hatte ihn früher doch auch nicht gestört.
Es musste schon weit nach Mitternacht sein, doch er konnte nicht schlafen.
„Sie hat dich nicht betrogen!", hörte er Elronds Worte. Wieder und wieder. Aber sie musste ihn betrogen haben! Es konnte nicht anders sein! Er wusste es!
„Nur wenn du bereit bist, jedes Wissen zu hinterfragen, wirst du die Wahrheit finden."
Aragorn stöhnte leise. Was sollte er mit diesen Worten anfangen?
Langsam glitt er in einen unruhigen Schlaf.
‚Sie stand vor ihm. Wunderschön. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie mit zitternden Händen eine Kette mit einem Herzanhänger in seine Hand gleiten ließ.
„ Möge dich die Kette meiner Mutter, die mich über alles geliebt hat, beschützen auf deinem Weg", sagte sie, als sie ihm tief in die Augen blickte. „Ich werde hier auf dich warten. Bitte komm gesund wieder!" Die aufsteigenden Tränen erstickten ihre Stimme.
Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, sie einfach nur festhalten. Doch er konnte sich nicht rühren und langsam verschwand das Bild vor seinen Augen.
Aragorn fühlte sich furchtbar, alles tat ihm weh.
Mühsam blinzelte er. Er lag in einem Bett. Er sah sich um und stellte fest, dass noch andere Betten im Raum standen. In ihnen lagen Männer, die teilweise grausam zugerichtet waren. Sie hatten überall dicke Verbände.
Aragorn musste gar nicht erst nachschauen, um zu wissen, dass er vermutlich ebenso aussah. Es gab kaum eine Stelle seines Körpers, die ihn nicht schmerzte. Er fühlte sich, als sei eine ganze Herde Orks über ihn hinweggetrampelt.
Plötzlich beugte sich ein bekanntes Gesicht über ihn. Gandalf, der graue Zauberer. „Ich freue mich, dich wieder bei Bewusstsein zu sehen", sprach dieser und lächelte. „Was ist geschehen?", fragte Aragorn und merkte, dass er kaum in der Lage war, zu sprechen.
„Du bist schwer verwundet worden", erwiderte Gandalf. „Ich habe Saruman, den Weißen, gerufen, um dir zu helfen. Alleine hätte ich es wohl nicht geschafft, dich zu retten." In diesem Moment beugte sich auch Saruman über ihn und Gandalf trat zur Seite.
Saruman sah ihn sorgenvoll an. „Mein junger Krieger, es hat euch schwer getroffen", sagte er freundlich. „Ihr werdet viel Geduld brauchen, bis ihr einigermaßen wiederhergestellt seid". Aragorn nickte leicht.
„Doch habe auch ich nicht die Macht, Wunder zu vollbringen", fügte Saruman hinzu. Was meinte er damit? Würde er, Aragorn, doch ein Krüppel bleiben? War sein Gesicht entstellt? Fehlte ihm ein Arm, ein Bein? Nein, es schien alles noch halbwegs dran zu sein. Zumindest wenn er danach ging, was ihm alles weh tat!
„Mein junger Freund, Ihr werdet äußerlich bald wieder der Alte sein", fuhr Saruman fort, als hätte er seine Gedanken gelesen. Dann sah Aragorn Mitleid in seinem Blick. „Doch es gibt Verletzungen im Inneren, für die es keine Heilung gibt."
Verdammt, warum sagte er denn nicht endlich, was los war? Der alte Zauberer holte tief Luft und sagte: „Ihr werdet niemals eigene Kinder haben können!"
Aragorn wollte gerade Luft holen, um etwas zu erwidern, als die Welt vor seinen Augen zu verschwimmen begann. Er fühlte sich, als würde er durch eine unendliche, tiefschwarze Nacht fallen. Angst überkam ihn. Doch gerade als er in Panik aufschreien wollte, verging das Gefühl des freien Falls und er fühlte, dass er wieder Boden unter den Füßen hatte.
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Von Hoffnung, Angst und Liebe
FanfictionMuriel ist eine junge Frau, die im Städtchen Bree nahe der Grenze zum Auenland aufgewachsen ist. Sie führt ein ganz normales Leben und unterstützt ihre Eltern bei der täglichen Arbeit. Doch dann erfährt sie Dinge, die sie niemals für möglich gehalte...