Rettung

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‚Muriel lächelte ihn zärtlich an. Langsam beugte sie sich über ihn und küsste ihn sanft. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet!'

Das Bild vor Aragorns Augen verschwand und Dunkelheit umfing ihn. Wieder spürte er eine sanfte Berührung in seinem Gesicht. „Muriel", murmelte er leise.

Wo war er? Er hörte Wasser plätschern. Sein linker Oberarm brannte wie Feuer. Er lag unbequem und etwas Hartes bohrte sich in seinen Rücken. Es gab kaum eine Stelle an seinem Körper, die ihm nicht wehtat.

Wieder spürte er, dass ihn jemand anstupste, diesmal an der Brust. Noch immer konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Nun fühlte er wieder, dass jemand sein Gesicht berührte. Ein leises Schnauben ertönte.

„Brego?", flüsterte Aragorn leise und öffnete mühsam die Augen.

Bei ihm stand sein treuer Hengst und ließ sich nun neben ihm nieder. Aragorn drehte den Kopf.

Er lag am Ufer eines Flusses. Die Flusskiesel waren es also gewesen, die sich in seinen Rücken gebohrt hatten. Seine Kleidung war nass. War er im Wasser gewesen? Wie war er überhaupt hier hergekommen? Aragorns Kopf dröhnte und er fand keine Antwort auf diese Frage.

Mühsam fasste er mit der Hand in Bregos Mähne und zog sich langsam auf den Rücken des Hengstes. Als er endlich auf ihm lag, erhob Brego sich langsam und lief mit seinem Herrn auf dem Rücken davon.

Aragorn hatte alle Mühe, sich auf dem Rücken des Pferdes zu halten. Er lag mehr auf ihm, als dass er saß. Bei jedem Schritt des Pferdes meinte er, jeden einzelnen Knochen in seinem Körper schmerzhaft zu spüren. Immer wieder war er kurz davor, erneut die Besinnung zu verlieren.

Ganz langsam kam die Erinnerung zurück. Warge mit Orkreitern hatten angegriffen. Gimli, Legolas und er hatten mit den anderen Kämpfern unter Theodens Kommando versucht, die Bürger von Edoras zu schützen, die auf dem Weg nach Helms Klamm gewesen waren.

Er hatte Gimli das Leben retten können, indem er im letzten Moment einen Warg mit einem Speer abgeworfen hatte, bevor dieser sich in Gimli hatte verbeißen können. Jetzt auf einmal hatte er alles wieder klar vor Augen.

Er hatte einen widerlichen Ork von seinem Reittier gestoßen und war mit seiner Hand irgendwo in den Gurten hängengeblieben, mit denen der Sattel des Wargs befestigt gewesen war. Verzweifelt hatte er noch versucht, die Hand irgendwie frei zu bekommen, während ihn das Biest in Richtung einer Klippe schleifte. Dann war er ins Bodenlose gestürzt und um ihn war alles dunkel geworden.

Warum war er noch am Leben? Wie konnte das sein?

Mit einer automatischen Handbewegung griff Aragorn an seinen Hals. Er erstarrte. Hastig tastete er nach dem kleinen Anhänger, der ihm in den vergangenen Wochen und Monaten die Welt bedeutet hatte. Doch seine Finger fassten ins Leere. Er war nicht da. Aragorn stöhnte verzweifelt auf.

Er hatte Muriels Anhänger verloren, das Einzige, was ihr von ihrer verstorbenen Mutter geblieben war, und auch das Einzige, was er in diesen schweren Zeiten von seiner Geliebten bei sich hatte.

An und für sich war Aragorn ja kein abergläubischer Mensch, aber der Verlust dieses kleinen Gegenstandes machte ihn doch sehr unsicher. Er hatte in den vergangenen Wochen immer das Gefühl gehabt, als habe dieses kleine Zeichen von Muriels Liebe ihn durch alle Gefahren getragen und ihm geholfen, nicht aufzugeben. Nun hatte er nur noch seine Erinnerung.

Doch er war am Leben, und er gedachte, das auch in Zukunft zu bleiben. Er musste schnellstmöglich irgendwie nach Helms Klamm kommen. Doch in welche Richtung sollte er reiten? Er wusste ja nicht einmal so wirklich, wo er sich gerade befand. Doch Brego hielt stur eine bestimmte Richtung ein.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt