Rache und Gerechtigkeit

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„Maaaaamiiiiii!" Laut schallte die Stimme der kleinen Prinzessin durch die königlichen Gemächer. Seufzend erhob sich Muriel, um zu sehen, was es denn so Wichtiges gab.

Als sie das Kinderzimmer betrat, saß Gilraen in einem Berg von Kleidungsstücken vor ihrem Kleiderschrank. „Oh, Mäuschen, was machst du denn?", stöhnte Muriel kopfschüttelnd.

„Mein Oma-Kleid ist weg!", beschwerte sich die kleine Prinzessin entrüstet und sah auf die um sie herum verteilten Kleider. „Gilraen, das ist doch wirklich kein Grund, hier ein solches Chaos zu veranstalten!", schimpfte Muriel genervt.

„Das Kleid von Oma ist in der Wäsche! Es war schmutzig!", erklärte sie dann. Gilraen schüttelte energisch den Kopf und schob die Unterlippe nach vorne.

Langsam ließ sich Muriel neben ihrer Tochter auf dem Boden nieder und begann, die herumliegenden Kleidungsstücke wieder zusammenzulegen.

„Oh, Mylady, das müsst Ihr doch nicht machen! Lasst mich das machen!", ertönte hinter ihr Eddas vorwurfsvolle Stimme und schon kniete die Kammerzofe neben Muriel und begann, Ordnung in das herrschende Durcheinander zu bringen.

„Welcher Wirbelsturm ist denn hier durchgezogen?", fragte Aragorn mit hochgezogenen Augenbrauen, als er an der Tür des Kinderzimmers stehen blieb. Muriel erhob sich mühsam und trat zu ihm.

„Ein Wirbelsturm mit Namen Gilraen, fürchte ich!", gab sie Auskunft. Aragorn schloss sie lachend in die Arme. „Hat Prinzessin Tunichtgut wieder einmal ihren eigenen Kopf?", fragte er leise, während er über Muriels sich nun deutlich rundenden Bauch streichelte.

Muriel seufzte. „Sie scheint mir gerade mitten im Trotzalter zu stecken", meinte sie dann. „War sie das nicht schon immer?", fragte Aragorn schmunzelnd nach. Muriel zuckte nur mit den Schultern.

„Ich fürchte, wir werden ein gutes Kindermädchen brauchen", meinte sie dann. Aragorn sah sie fragend an. „Wie du siehst, werde ich schon mit Gilraen kaum alleine fertig", erklärte Muriel.

„Und wenn dann diese beiden Rabauken auch noch dazu kommen, weiß ich ja gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht", fügte sie mit Blick auf ihren schon ordentlich gewachsenen Bauch hinzu.

Aragorn nickte. „Damit hast du vermutlich recht", gab er zu. „Und du darfst nicht vergessen, dass du ja auch noch deine Verpflichtungen als Mitglied des Beraterstabes und deine selbstgewählte Aufgabe bezüglich der Häuser der Heilung hast", gab er noch zu bedenken. „Da werden wir wirklich Hilfe brauchen!"

Gilraen hatte sich inzwischen wieder beruhigt und versuchte nun, Edda beim Zusammenlegen der Kleider zu helfen, mit eher mäßigem Erfolg. Doch Edda lachte darüber nur und ließ der Kleinen die Illusion, ihr eine große Hilfe zu sein. Gilraen hatte sich sogar für ein anderes Kleid entscheiden können, welches Edda ihr nun schnell anzog.

„Ich muss los!", meinte Aragorn und drückte Muriel einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Faramirs Männer werden heute noch die Gefangenen hierher bringen!", fügte er noch hinzu, bevor er in den Flur hinaustrat und seine Schritte sich entfernten. Ach ja, der Gefangenentransport. Daran hatte Muriel gar nicht mehr gedacht.

Harweth und Firion hatten seit ihrer Festnahme im Kerker des Fürstensitzes von Ithilien gesessen. Als Aragorn und Muriel bereits wieder auf dem Weg zurück nach Minas Tirith waren, hatten die ausgesandten Soldaten auch Lord Finrod dingfest machen und auf die Burg bringen können. Auch er wurde vorübergehend im Kerker der Burg festgesetzt.

Aragorn machte sich immer noch Vorwürfe, dass er sich von seinem ersten Minister so hatte täuschen lassen. Schließlich hatte er von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt, was diesen Mann anging.

Von Hoffnung, Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt