XI.

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Ich ging in den Klassenraum.
Meine Freunde saßen auf den Tischen und sahen mich an.
,,Jo Schwuchtel",rief er.
,,Luca hat uns gesagt das du ihm gebeichtet hast das du ihn liebst",grinste einer meiner Freunde.
,,Was ist falsch mit dir, denkst du ernsthaft Luca ist so ne Schwule Misset wie du?",lachte einer.
,,Komm verpiss dich, geh heulen, geh Schwänze lutschen",sagte Luca und lachte.
,,Ist das dein Scheiß ernst Luca? Wir sind Freunde",schrie ich.
,,Denkst du das wir noch was mit dir zu tun haben wollen?",verdrehte ein anderer die Augen.
,,Du warst mal mein Freund, okay?",sagte Luca.
,,Und jetzt? Was soll ich machen?",schrie ich.
,,Geh dich vergraben",lachte Luca und die anderen stiegen mit ein.
,,Schwuchtel"
Die Bilder verschwammen.
Sie schlugen auf mich ein.
Schwuchtel.

Ich machte meine Augen auf.
Ich muss kurz eingenickt sein.
Ich setzte mich auf.
,,Fuck",flüsterte ich leise.
Ich ließ meinen Kopf auf meine Hände fallen.
Nicht nochmal.
Ich darf mich nicht in Felix verlieben.
Ich darf es nicht.
Ich darf mich nicht an die anderen binden, im Nachhinein hassen sie mich.
Es würde mich umbringen.
Nicht nochmal das ganze.
Ich stand hektisch auf.
Meine Atmung wurde schneller.
Nicht verlieben.
Ich bin nicht schwul.
Ich werde mich nicht in Felix verlieben.
Ich bin keine Schwuchtel.
Sie dürfen es nicht wissen.
Schwuchtel.
,,Halt die Fresse",sagte ich und ich ging durch mein Zimmer.
Ich bin nicht schwul.
Ich mag Felix nicht.
Ich werde mich nicht an die Leute hier binden.
Sie werden mich nicht zusammenschlagen, wenn sie es nicht wissen.
Sie dürfen es nicht wissen.
Ich bin nicht schwul.
Du liebst Felix.
,,Nein!",sagte ich.
Schwuchtel.
Sie werden es bemerken.
Sie werden sich vor dir ekeln.
Du scheiß Schwuchtel.
,,Halt deine fresse!",schrie ich.

Der Selbsthass ist eine Stimme die sich in einem Kopf festsetzt, sie spricht das aus wovor du dich fürchtest.
Sie schreit dich an, sie will das du leidest.

Geh sterben. Bring dich um.
Du wirst dein leben lang allein sein.
Dein leben ist so sinnlos.

,,Halt die Fresse",schrie ich erneut.

Ich bin nicht schwul.
Ich hasse Felix.
Ich hasse mich.
Ich will hier weg.
Ich will nicht mehr.
Ich kann nicht mehr.
Bring mich um.
Bring mich um.
Bring mich um.

,,Bring mich um!",schrie ich.
Mit einem mal zerschlug ich das Glas auf dem Nachttisch.
,,Ich hasse dich!",schrie ich.
Ich nahm die Glasscherben und rammte sie mir in den Arm.
,,Ich hasse mich!",schrie ich.
Ein Schmerz durchzog meinen Arm.

,,Rewi!",schrie plötzlich Felix.
,,Rewi komm runter",sagte er und umgriff mein Handgelenk, in dem sich die Glasscherbe befand.
Ich riss mich los und zog eine Linie über meinen Arm.
,,Rewi hör auf!",schrie Felix und griff wieder nach meinem Arm.
,,Bitte Basti!",schrie er.
Er riss mir die Glasscherbe aus der Hand und zog seine Jacke aus.
Er wickelte sie um mein Handgelenk um die daraus hervortretende Flüssigkeit zu stoppen.
Es war zwar nicht so tief wie letztes mal, aber es war tief genug um zu viel Blut zu verlieren.
Mir wurde schlecht.
,,Rewi setz dich hin, ich hole Hilfe",sagte Felix und half mir mich auf den Boden zu setzen.
Ich wollte nicht das man mir hilft.
,,Felix bitte",schrie ich jetzt.
Ich wickelte meinen Arm aus der Jacke.
,,Rewi es tut mir leid",antwortete er und wickelte die Jacke erneut um mein Handgelenk, welches komplett Blut verschmiert war.
,,Bitte, ich will sterben",sagte ich jetzt etwas leiser.
Ich war müde.
Mein Kopf war schwer.
,,Nein, tut mir leid",sagte Felix.
,,Hilfe!",schrie Felix.
,,Kann jemand kommen?! Bitte Hilfe!",schrie er.
Meine Augen fixierten ihn.
Ich will ihn nicht lieben.
Ich würde es nicht ertragen.
,,Felix! Rewi! Oh mein Gott",schrie plötzlich Izzi.
,,Geh bitte hol jemanden",schrie Felix.
Ich hörte die beiden fast nicht mehr.
Wenn ich jetzt sterbe, dann ist das gut.
Oder?
Dann müsste ich das alles nicht nochmal mit machen.
Ich sterbe so oder so, warum vorher noch leiden?
Meine Augen drohten sich zu schließen.
Ich hatte kein Gefühl in meinen Armen.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich hörte nur noch meinen Herzschlag.
Sah nur noch Felix.
Ich wollte meinen Mund öffnen, etwas sagen.
Aber ich konnte nicht.
Mich umgab eine schwärze.
Felix verschwand aus meinen Augen.
Das letzte was ich wahr nahm waren meine Gedanken.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt