XXVII.

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Müde öffnete ich meine Augen. Ein braunes Augenpaar erschien vor mir. ,,Morgen",flüsterte Felix. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde träumen, allein die nähe seines Gesichtes ließ mich an meinem Verstand zweifeln. ,,Was machst du hier?",fragte ich schlaftrunken. ,,Du hast verschlafen, ich sollte dich zum Frühstück wecken",antwortete er. Noch eine weitere Sekunde bloß 20 cm von seinen Lippen entfernt hielt ich nicht aus. Ich setzte mich auf. ,,Du nervst",seufzte ich. ,,Steh jetzt auf du Spast",sagte Felix. Ich stand mühselig auf, Felix stand mir direkt gegenüber. Ich schluckte, doch er regte sich nicht. Fast hätte ich seinen Atem auf meinen Lippen gespürt, so nah war er mir. Schnell fuhr ich um und nahm mir meine Klamotten mit ins Bad. Nachdem ich mich umgezogen hatte, gingen Felix und ich runter in den Esssaal. Auf dem Weg schwiegen wir, doch er schien den Sicherheitsabstand, den ich zu ihm hielt, zu bemerken. Er biss sich nervös auf die Lippe, vermutlich fragte er sich was er falsch gemacht hatte. Ein wenig Mitleid stieg in mir auf, doch schon betraten wir den Essaal und ich musste mich beherrschen. ,,Ah auch mal wach",lachte Dner als ich mich an den Tisch setzte. ,,Hatte nur keine Lust auf euch Psychos",antwortete ich. Taddl schmollte gespielt und fing an zu essen. ,,Und was hast du heute?",fragte Izzi, Felix. ,,N' Apfel und ein Brot",antwortete dieser. ,,Apfel",sagten Izzi, Taddl und ich im Einklang. Felix verdrehte die Augen. ,,Eins von beiden wirst du Essen",sagte Paluten. ,,Okay,aber nicht den ganzen",seufzte Felix und griff nach dem Apfel. Ich ließ meine Augen nicht von ihm. Wie er zögerlich einen normalen Apfel ansah, wie er damit kämpfte ihn nicht wieder hinzulegen. Ich hörte wie er schluckte, ich spürte wie er unter Druck stand.
Ich wollte etwas sagen, dann biss er jedoch zu. Mit dem Gewissen dass Felix etwas aß, fing ich auch an zu essen. ,,Wollte Manu nicht kommen?",fragte Paluten. ,,Ja eigentlich schon, aber er ist dann oben geblieben",antwortete Izzi. ,,Langsam sollte er kommen",sagte Taddl. ,,Ja zum Mittagessen kommt er auch, wie gestern",sagte Izzi und räumte sein Tablett weg.
Wir machten uns auf den Weg nach oben als uns eine Krankenschwester aufhielt. ,,Wartet kurz, Sebastian deine Eltern kommen um 13:00, Alex deine Mutter um 14:00 und Patrick dein Vater um 15:00. Falls was dazwischen kommt, sagt bescheid",erklärte sie. Wir nickten und gingen weiter. ,,Wie die einfach nicht darauf geachtet hat das wir was zu Essen mit nehmen",grinste Taddl. ,,Die ist neu",sagte Paluten. ,,Du immer mit deinen conections hier",lachte Dner. ,,Sorry, aber ich hab Frau Adler, die bei der Therapie nichts anderes macht als mir sowas zu erzählen",lachte Palle. ,,Ja genau, eigentlich hast du was mit den Krankenschwestern",grinste Taddl. ,,Ok du hast recht",seufzte Palle und klopfte an Manus Tür.
,,Ah Nice",begrüßte dieser uns. ,,Ach jetzt sind wir Service",Ardy hob eine Augenbraue. ,,Ihr seid meine Fans, seid mal glücklich darüber dass ihr mich bedienen dürft",lachte Manu. ,,Ja genau",lachte Felix. Ein kurzes lächeln kam mir über die Lippen, welches ich sofort unterbrach. Ausatmen. Ich versuchte mich auf das Gespräch zu konzentrieren, aber Felix saß direkt neben mir. Bei der kleinsten Berührung zuckte ich zusammen, es brannte und mir wurde warm. Wie ein Blitz durchzuckte jedes Wort welches er sagte meinen Körper. Sein Anblick ließ meine Konzentration schwinden und wüsste ich es nicht besser würde ich behaupten er hypnotisiert mich. Ich wollte aufstehen und rausgehen. Weg von Gefühlen und weg von Felix, aber es wäre nur umso auffälliger. Unerträglich war es neben ihm zu sitzen, in seiner Nähe zu sein, seine Stimme zu hören. Ich wollte meine Lippen auf seine legen, ein Verlangen welches ich unterdrücken musste. Aber es tut so scheiße weh, alles tut weh und es gibt keinen Weg raus. Bin ich bei ihm, muss ich meine Gefühle unterdrücken. Bin ich nicht bei ihm, vermisse ich ihn. Seine Nähe, Stimme und seine Lippen. Es gibt keinen Weg. Ich musste ihn vergessen, alles vergessen. Ich würde am liebsten schlafen, Träumen. Sterben. Selbstmordgedanken waren wie an jedem Tag wie ein schubs tiefer ins Loch. Mit jedem weiteren Gedanken daran schien ich mich mehr und mehr zusammenzukauern. Ich beendete das Thema mit einem leichten Kopfschütteln. ,,Was steht heute so an?",fragte Manu. ,,Monatsgespräch",antwortete Izzi. Manu kommentierte nur mit einem kurzen ,,Uuh", welches auch dieses Thema abschloss. Eine kurze Stille machte sich im Raum breit, welche vielleicht auch nur mir so vorkam, da ich meinen Blick wieder auf Felix gerichtet hatte. Ich seufzte tonlos. Aussichtslos war es in einer Psychiatrie jemandem aus dem Weg zu gehen.
Vor allem jemandem der einen wie ein Magnet anzog, dessen Anblick einen hypnotisierte und dessen Stimme alles andere in den Hintergrund stellte. Ich glaube ich sollte die Geschlossene in Erwägung ziehen.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt