XXXXV.

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(Kurze Anmerkung; Ich weiß das alles ziemlich elliptisch geschrieben ist und das verwirrend wirkt. Es soll bloß den Einfluss der Tabletten und den täglich gleichen Tagesablauf beschreiben. Wenn alles täglich gleich ist, vergisst man Dinge die zuvor passiert sind und erlebt sie wie an einem Tag)

Meine Augen schlossen, und öffneten sich. ,,Sebastian, wir wollen dich nicht länger hier drin einsperren. Es geht dir nicht gut, das wissen wir, wir glauben aber auch das du in Gesellschaft besser aufgehoben bist. Wir wollen dich nochmal auf deine alte Station lassen. Ein oder zwei Tage unter Beobachtung. Deine Freunde haben dauernd gefragt ob es dir nun besser geht. Wir werden auch deine Dosierung nochmals erhöhen. Alles ist mit deiner Mutter abgesprochen. Wir bringen dich jetzt zu deinem alten Zimmer"
Meine Augenbrauen zuckten zusammen. Etwas war anders.
Das dumpfe, schmerzliche Gefühl in meiner Brust hatte sich gemildert. Warum?
Vor wenigen Stunden war es noch vollkommen da.
,,Es sind die Tabletten. Wir haben dir gestern Abend schon stärkeres Antidepressivum gegeben"
Jetzt spürte ich auch die Tabletten. Der Schmerz war nicht weniger schmerzlich, er war nur unter Tabletteneinfluss. Ich schluckte. Es war Angst die ich empfand. Stumpfe, leicht spürbare Angst die nicht ganz zu mir Durchdrang.
Die Frau vor mir öffnete die Tür. ,,Du musst jetzt vom Bett aufstehen. Wir wollen es nur versuchen."
Ich setzte mich auf. Ich war müde. Schrecklich müde. Ich spürte die Anziehungskraft. Ich spürte wie sie mich zum Boden zog. Mit wackligen Schritten folgte ich der Frau aus dem Zimmer.
Stunden, Tage, Jahre, wie lange war ich hier?
Wir fuhren Aufzug. Hielten auf Station zwei. Die Tür öffnete sich. Und ein schmaler Gang streckte sich mir entgegen.
,,Komm, wir gehen",sagte sie und ging mit mir durch einen schmalen Gang.
,,Das ist dein Zimmer, du teilst es mit Patrick Meyer, er wird dir den Rest zeigen. Wenn was ist, sprich einfach jemanden an",lächelte sie mir zu und öffnete die weiße Tür vor uns.
,,Hallo Patrick, das ist Sebastian, weißt du ja",sagte sie zu einem relativ großen braunhaarigen Jungen, der auf einem der beiden Betten saß.

,,Sebastian? Kommst du?",fragte sie und stoppte die Aufzug Tür mit einer ihrer Hände. Ich nickte und folgte der Frau.
Ich sah zu den Türen. Ich wusste wo wir stehen bleiben würden, ich war schon oft hier.
,,Patrick und die anderen sind gerade beim Mittagessen."
Ich wusste ich würde nicht eine Sekunde allein sein.
Ich öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Es sah etwas anders aus. ,,Patrick ist mit in das Zimmer von Felix Hardy gezogen."
Ich schluckte und hielt mich am Türrahmen fest. Mir kam es vor als hätte ich diesen Namen seit Jahren nicht gehört.
Ich nickte und beäugte das leere Zimmer. ,,Es ist eine Videokamera installiert, aber das ist ja nicht anders als in der Geschlossenen."
Ich nickte.
,,Willst du Mittagessen?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Komm, du hast sogar in der Geschlossenen in letzter Zeit gegessen."
Hatte ich das?
Ich folgte der Frau die Treppe runter zum Esssaal.

,,Wo ist Felix?",fragte Ardy.
,,Keine Ahnung, kommt wahrscheinlich noch",sagte Taddl.
Kurz darauf setzte sich ein braunhaariger Junge an unseren Tisch.
,,Felix!",rief palle.
,,Eh, hey",sagte dieser.
,,Das ist Rewi, Rewi das ist Felix, auch auf unserer Station",sagte Palle zu mir.
,,Hey",sagte ich.
Felix lächelte kurz.

Mein Kopf drehte sich. Alles drehte sich. Aber ich ließ es mir nicht anmerken. Hier konnte man vielleicht noch sterben.

Ich ging auf den altbekannten Tisch zu.
Mit den tiefsten Schmerzen in der Brust, den heftigsten Stimmungsaufhellern im Blut und zwei Sätzen in den Gedanken.
Alles ist vergessen.
Es ist nie passiert.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt