XXXXXXIII.

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Das Licht reizte meine Augen, als ich sie öffnete. War es schon so spät? Ich setzte mich auf und analysierte mein Zimmer. Zu meiner Überraschung saß Felix nicht auf seinem üblichen Platz. Ich stand auf, in der Vermutung sie hätten ihn nun auf die Geschlossene verfrachtet. Zum Glück trat er im selben Moment aus dem Bad. Seine Haare waren noch nass, doch er trug ein Shirt und eine Jogginghose. Einen kurzen Moment sah er mich an, dann schlüpfte er wieder in seine Rolle und wurde zum Zombie. Er zog sich einen Pullover an, aber ich hatte längst seine Arme gesehen. Neben den üblichen Narben - die er seit Jahren mit sich rumträgt, war etwas anderes auf seinen Unterarmen zu sehen. Ich ging auf Felix, der nun wieder auf dem Bett saß und müde den Fliesenboden betrachtete, zu und packte ihn schnell an seinem rechten Arm. Ich war leicht verwirrt, als dieser nicht zurückschreckte, sondern mich weiterhin ignorierte. Ich zog den schwarzen Ärmel bis zu seinem Ellenbogen und beäugte seine entstellte Haut. Sein Unterarm war von violett-, blauen Flecken übersät und das nicht vereinzelt. Es sah tausendmal schlimmer aus als mein erbärmlicher Tür-Schlag Versuch - davon abgesehen das sein Arm einem Zweig ähnelte. Ich strich vorsichtig über die blau glänzenden Narben, fast ohne ihn zu berühren.
Das war also das was er tat wenn ich nicht hier war. Wie ein verrückter auf die Bettkante einprügeln. Ich ließ seinen Arm sinken, sodass auch der Ärmel wieder über seine Hände reichte. Ich setzte mich auf den Boden und zweifelte das Personal in dieser Psychiatrie an. Wie konnte ihnen das nicht auffallen? Vielleicht war es ihnen auch aufgefallen, doch sie wussten nicht was sie tun sollten. So ungern ich daran denke, sie sollten ihn mit dem selben Zeug voll pumpen wie mich. Ich zog die Augenbrauen zusammen und rückte näher an ihn ran. Seine Augen waren zugefallen, er schien zu schlafen.
Ich ließ ihn widerwillig allein und machte mich auf den Weg zu Palle. ,,Hey!",begrüßte dieser mich als ich sein Zimmer betrat. ,,Gehen wir zu Manu?",fragte ich. ,,Klar."
Es war nicht meine liebste Beschäftigung dem Jungen den ich liebte und hasste zugleich, beim Schlafen zuzusehen.
Wir fuhren mit dem Aufzug auf Station drei um Taddl zu holen, dessen mittlerweile braunen Haare nur noch blaue Spitzen aufwiesen. Von Felix blauen Armen erzählte ich ihnen nichts. Wie üblich klopften wir gefühlte Stunden an Manus Tür bis er herein rief. Wir stockten jedoch als ein anderer braunhaariger Typ auf dem gegenüberliegendem Bett saß. ,,Leute, das ist Namenloser, Namenloser, das sind Patrick, Sebastian und Thaddeus",begrüßte uns Manuel.
Namenloser was ein schöner Name.
Wir setzten uns zu Manu, der uns fast lautlos darauf hinwies das der Neue nicht gesprächig war.
Ich musterte ihn. Seine Haare gingen wie Manus bis zur Schulter. Wie leblos saß er in der hintersten Ecke seines Bettes und würdigte uns keinen Blickes.
Er kann sich gerne zu Felix setzen.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt