XXIII.

3.2K 247 8
                                    

Nach gefühlten Stunden hatte ich mich immer noch keinen Zentimeter bewegt. Es schien bereits dunkel zu sein, vielleicht hatte ich auch einfach meine Augen geschlossen. Am liebsten hätte ich jetzt Kopfhörer an und Musik auf voller Lautstärke, sodass meine ewig kreisenden Gedanken verstummen. Aber ich lag bloß auf meinem Bett, in einer Psychiatrie. Es war einer dieser Momente die ich nur zu gut kannte. In der Schule, auf dem Weg nachhause, beim aufwachen und einschlafen. Stetiges Gedankenkreisen, erdrückender Schmerz, Einsamkeit und stille. Nicht zu jeder Zeit sind all diese Symptome gleichzeitig da, doch mindestens eins begleitet mich durchgängig, ich meine wenn es nicht so wäre, wäre ich ja nicht hier. Der Psychologe meinte das wäre die Depression. Die Depression ist das ding was einem kreisende Gedanken, Schmerz, Einsamkeit und Stille bringen. Unfassbar Schmerzhaft ist die Depression, aber alles gleichzeitig unerträglich. Die Frage dabei ist warum bin ich nicht tot? Ich liege unbeweglich in meinem Bett, Gedanken und Schmerz ersticken mich. Wieso ist es so abwegig davon zu sterben. Ich will mich doch nur umbringen um das zu beenden.
,,Rewi, du bewegst dich seit Stunden nicht, du brauchst Ablenkung",sagte Palle, der wohl immer noch im Raum war. Ich löste meine Augen von der kalten Wand, es war tatsächlich dunkel. Ich stützte mich mühselig auf und blickte zu Paluten. ,,Komm, wir gehen zu den anderen. Die sind grade bei Manu",ermutigte er mich und ging auf die Tür zu. ,,Ich hab keine Lust",antwortete ich. ,,Rewi ganz im Ernst, egal was passiert ist, du darfst dich daran nicht festhalten",erklärte er und setzte sich auf den Boden. ,,Und wenn ich ihm nicht aus dem Weg gehen kann?",fragte ich, bereute es jedoch sogleich, da Palle etwas ahnen könnte. ,,Dann musst du dich dem Problem stellen",antwortete er und stand auf. ,,Und jetzt komm, wenn du darüber nachdenkst wird es nicht besser". Ich stand auf und folgte ihm. Klar ganz einfach Felix sagen das ich ihn Liebe und damit Leben. Hat ja bis her auch gut geklappt. Ist ja nicht so als hätte ich das schonmal durchgemacht und wohin hat es mich gebracht? Genau Depressiv und Suizidgefährdet in ne Psychiatrie. Kopf schüttelnd betrat ich Manus Zimmer. Lieber ersticke ich an den Gefühlen. Entweder sterbe ich durch die Wahrheit, oder an der Lüge. Die Wahrheit würde mich durch angewiderte Blicke, hass, Verachtung und Einsamkeit umbringen. Die Lüge würde mich mit qualvollen Schmerzen zu Tode prügeln. Aber ich würde nicht gehasst werden.
Und das ist das einzige was ich will, keinen Hass und keine Verachtung. Nie wieder. Nie wieder will ich von jemand anderem gehasst werden als von mir.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt