,,Sieht das sehr scheiße aus?",fragte Felix als er die Hand von seinem Gesicht nahm. Ich schüttelte den Kopf. ,,Denkst du die geht wieder weg?" ,,Bestimmt",antwortete ich. Wir gingen aus der Krankenstation, von der ich Felix holte nachdem die Fäden seiner Schnittwunde gezogen wurden. Die leicht rot schimmernde Narbe zog sich quer durch seine rechte Gesichtshälfte. Sie war nicht sehr auffällig und er sah auch nicht entstellt aus, das wäre wahrscheinlich nicht einmal möglich. Felix war ziemlich deprimiert gewesen die letzten anderthalb Wochen. Er fühlte sich für Taddls Tat und für seinen jetzigen Aufenthalt in der Geschlossenen verantwortlich. Schuld war bloß der Erfinder von Psychos.
Wir gingen den Flur entlang zu den anderen, die ebenso deprimiert waren.
Alle saßen an dem braunen Holztisch, auf den billigen Sofas. Sogar Manu kommt seit wenigen Tagen mit. ,,Hey",winkte Felix ihnen zu. ,,Und? Wie sieht die Narbe aus?",fragte Ardy, als könnte er etwas für die Tat seines Besten Freundes. ,,Ist okay, sie sollte wahrscheinlich bald kaum mehr zu sehen sein." ,,Und habt ihr heute was von Taddl gehört?",fragte ich. Und ja, vielleicht war ich etwas sauer dass er Felix verletzt hatte. Typische Reaktion. ,,Nur dass es ihm definitiv besser geht, also was die Gefühle angeht. Ich glaube in der Geschlossenen kann man nicht glücklich sein",antwortete Palle. ,,Wann lassen sie ihn gehen?",Felix setzte sich hin. ,,Wenn er stabil ist."
Die deprimierte Stimmung hatte sich auf uns alle übertragen, wir schwiegen eigentlich nur. Ich setzte mich zu Felix, auch wenn ich es nicht wollte. Seine wärme - die eigentlich nicht warm war - schwappte zu mir rüber. Es fühlt sich an wie wenn man so müde ist und ein so weiches Kissen hat, man nie wieder aufstehen will und man sich nur um so mehr in die wärmende Decke einrollt.
Ich würde Felix wirklich gerne als Kissen haben, dann würde ich auch nie wieder aufstehen. Der Gedanke durchzuckte meinen Körper und ließ einen Schmerz in der Brustgegend entfachen. Ich schlang unbemerkt meinen Arm um meinen linken, um mich zusammen zu halten. Es mag sich komisch anhören - was es definitiv ist- aber ich habe bei jedem Gedanken an ihn das Gefühl, als könnte mein Körper das nicht überstehen. Mein Körper und meine Psyche. Ich falle auseinander wenn ich an ihn denke, an dass unmögliche. Der Entzug von ihm und die Gefühle zu ihm wurden in der letzten Woche noch schwerer zu ertragen. Er war rund um die Uhr bei mir. Er sagte dazu bloß das ich ihn etwas ablenke, auch wenn ich nichts sage wenn er bei mir ist. Ich könnte ja etwas falsches sagen. Ihm in die Augen gucken und mich nicht mehr abwenden können. Oder ich könnte meine Lippen auf seine - Schmerz. Ich atmete aus. Die anderen hatten bereits ein belangloses Gespräch über irrelevante Dinge begonnen, während ich in der Mitte durchbrach. Ich schätze mich nicht gerade als die stärkste, selbstsicherste oder belastbarste Person ein, im Gegenteil. Es ist eine Frage der Zeit wann ich mich nicht mehr zusammenhalten kann. Ich stehe förmlich schon am Rand der Brücke, und warte auf den Entscheidenden Schritt, auf die Zersplitterung der Träne, wenn sie auf den kalten Boden tropft. Ich warte auf den Zeitpunkt an dem meine Stärke versagt und ich ihn Küsse, dann habe ich keine Wahl mehr und springe der Träne nach. Ich bin melancholisch, wahrscheinlich werde ich einfach in der Mitte durchbrechen und entzweit auf dem Boden liegen.
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Psychiatrie | Rewilz
Fanfiction,,Vergessen?" Was vergessen? Den Kuss, den Tot oder meine schmerzliche Liebe zu dir? Nach einem gescheiterten Suizid versuch, wird Sebastian aka Rewi in eine Psychiatrie eingewiesen. Der Ort, der ihm eigentlich helfen sollte, erwies sich als Sackga...