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Müde öffnete ich meine Augen. Ein braunes Augenpaar erschien vor mir. ,,Morgen",flüsterte Felix. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde träumen, allein die nähe seines Gesichtes ließ mich an meinem Verstand zweifeln.

Ich blinzelte ein, zwei mal und erkannte die Realität wieder.
Scheiß Flashbacks.

Ich setzte mich auf und drehte mich automatisch zu Felix, der wie immer auf seinem Bett saß.
Seit wann hatte der Junge nicht mehr richtig geschlafen?
Wer weiß wie laut er gerade schreit?
Wie kann man es hören?

Ich trottete ins Badezimmer und zog mir irgendetwas bequemes an.
Wen interessierte hier das Aussehen?

Ich lief durch den Plastik Raum und blieb direkt vor dem verschlossenen Fenster stehen. Der Ausblick war weniger Spektakulär.
Das einzige was zwischen dem grau asphaltierten Parkplatz herausstach waren die grünen und rosa, weißen Bäume.
Sommer.
Ich wusste nicht einmal was genau für ein Tag es war. Aber es war Sommer.
Das wusste ich, weil ich bald ein Jahr hier war.
Und da mein Selbstmordversuch an einem heißen Junitag vonstatten gegangen war, musste es nunmal Sommerbeginn sein.
Vielleicht Mai.
Die Psychologin hatte es sicher einmal erwähnt, doch was interessierten mich die genauen Monate.
Der einzige wichtige Tag,
war der Tag an dem ich hier raus kommen würde.

Vielleicht in zwei oder drei Jahren.
Vielleicht sterbe ich hier.
Vielleicht bin ich nächsten Monat draußen.

Es musste noch relativ früh sein, da mich noch niemand zum Frühstück gezwungen hatte.
Ich wollte aus diesem Zimmer, ich war jedem Zentimeter dankbar der mich von Felix wegbrachte. Ich wandte mich vom Fenster ab und setzte mich wieder auf mein Bett.
Es war langweilig hier.
Deprimierender als die Außenwelt.
Weiße Betten, Schränke und Plastikbecher, Stühle und Tische.

Ich bin froh das ich sechs Monate geistlich abwesend war.
Der dumpfe Schmerz der depressiven Phasen ist besser als die stechende leere der Realität.
Ich wünschte ich könnte meinen Kopf abstellen und Hirntot vor mich hinleben.
Das einzige was ich tue ist tot im Kopf herumschreien.

Ich wäre gerne Naiv, dumm und oberflächlich.

Die Welt ist rund. Party, Alkohol und Drogen.

Daran sollte ich denken.
Wie jeder 17 jährige.
Ich sollte bekifft und, oder betrunken irgendwelche hübschen Schlampen aufreißen.
Sollte immer zu spät zur Schule kommen und aus Provokation das gute Image meiner Familie zerstören.
Ich müsste andere niedermachen durch nichts sagende Beleidigungen.
Müsste mir über nichts anderes Gedanken machen, als über die Frage ob ich vor oder nach der Schule die Drogen in mich reinfresse.
Ob meine Flat nicht nochmal erneuert werden sollte.
Ob ich Samstag mit den einen nach Köln, oder mit den anderen nach Düsseldorf feiern gehen sollte.
Ich sollte mich fragen wie viele ich Flach gelegt habe.

Aber nein.

Ich sitze auf nem weißen Bett. Gegenüber meiner Liebe,
die fuck it ein Junge ist.
Ich sitze in ner Psychiatrie und denke über nichts anderes nach als den Tod.
Wie bringe ich mich um?
Wie werde ich diesen Schmerz los?

Wie fucking nochmal fange ich wieder an zu leben?

Wieso?
Wieso ist das mein Leben?
Keine oberflächlichen Gedanken, nein alles brennt sich in mein Hirn.
Alles ist müde und grau.
Was
habe ich falsch gemacht?
Wo
bin ich stehen geblieben?
Wann
habe ich aufgehört zu atmen?

Ich habe keine Ahnung.

Ich bin siebzehn und das einzige an was ich denken kann ist das die Welt nicht nur Rund, sondern auch noch beschissen ist.

[Würde gerne eine neue Story schreiben.. Wünsche zum Hauptcharakter?]

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt