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Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in Felix Gesicht. Kurz zweifelte ich an dem ungewohnten Bild, dann aber drückte ich meinen Kopf ins Kissen und nuschelte etwas wie:,,Was machst du hier?"
,,Ich wurde vor ner Stunde entlassen. Es ist halb neun",antwortete er.
,,Und du hast nichts besseres zu tun als mich zu stalken?",fragte ich und setzte mich auf.
,,Nope."
Ich klopfte neben mich aufs Bett.
,,Was steht heute an?",fragte ich.
,,Um neun Frühstück, zwölf Therapie, eins Mittag- und sechs Abendessen",seufzte er und setzte sich neben mich.
,,Du hast doch lange nichts mehr gegessen."
Er zuckte mit den Schultern und zupfte am Bettlaken herum.

,,Wie kann jemand wie du denken er wäre zu dick?",fragte ich vorsichtig.
,,Denke ich nicht",antwortete er.
,,Was dann?"
,,Wenn ich schon nicht mein Leben kontrollieren kann - dann aber mein Gewicht, meine Essgewohnheiten."
,,Indem du dein Essverhalten an eine weitere Krankheit abgibst erhältst du Kontrolle?",fragte ich und zog seinen Arm auf meinen Schoß.
,,Es geht eher um Prinzip. 53 Kilo, schön und gut - aber ich kann entscheiden ob ich auf 50 gehe."
,,Und wie viel wiegst du?"
,,48.7",antwortete er trocken.

Ich verschränkte meine Finger mit seinen schlanken, langen und versuchte mein Entsetzen zu unterdrücken.

,,Kommst du denn gleich mit?",fragte ich.
Er nickte mit einem kurz anhaltenden Lächeln, auch wenn seine Augen kalt waren.

Und zweifelst du an seinen Gefühlen für dich?

Nur weil wie endlich zusammen sind - heißt es nicht das Depression plötzlich verschwunden ist.

Sie ist mehr als die Angst vor Zurückweisung.

Nur weil er sagt er liebt mich -
heißt es nicht das ich mich plötzlich wertschätze.

Und meine Eltern-
meine Eltern.
Ich war schon Enttäuschung genug für sie.
Jetzt mit Felix anzukommen wäre der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringen würde.
Und egal was sie tun und sagen-
ich will nicht das sie noch mehr Gründe haben um mich zu verleugnen.
Wenn sie das wüssten - ich könnte mich gleich erschießen.

Es bedrückte mich zu denken, das mein Leben trotz Felix keinen Sinn hatte.
Ich wollte sowas nicht denken.

Ich löste mich aus unseren verschränkten Fingern.
,,Ich mache mich kurz fertig",sagte ich und verschwand im Bad.

Ich setzte mich auf den heruntergeklappten Klodeckel und stützte meinen Kopf in meinen Händen ab.

Ich durfte mich nicht fallen lassen.
Es war doch alles gut.
Jetzt war doch alles gut.

Ich stand wieder auf, putzte meine Zähne, zog mir etwas gemütliches an und verließ das Bad.

Felix lächelte mir entgegen, sodass ich ihm einfach kurz einen Kuss auf die Wange drückte.
Mit ihm ist jetzt alles gut, redete ich mir ein.

,,Gehen wir runter?",fragte ich, woraufhin er mir mit einem nicken zustimmte.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt