Ein und ausatmen. Das war dass woran ich jetzt denken musste. Kurz die ganzen Probleme vergessen die mich sonst so beschäftigten.
Ich ging den Flur entlang und stoppte vor der weißen Tür, die ich nicht gerade gerne öffnete. Ich durfte meine Gedanken jetzt nicht an Felix verschwenden, auch wenn es eigentlich keine direkte Verschwendung für den verliebten Teil von mir war. Naja und für die Depression war es ein weiter Grund zu wachsen. Immerhin war ich nicht gerade glücklich das ich - okay aussprechen kann ich es nicht - bin. Immerhin hatte dieses absolut unnötige, ekelhafte, Detail, mein Leben zerstört. Es hatte mich in die Depression, die Selbstverletzung, Selbstverleugnung, den Selbsthass und in den Selbstmord getrieben. Nach meiner Erkenntnis das ich - immer noch nicht aussprechbar - war, wollte ich damit Leben und wollte es demjenigen sagen und? Was hatte mir das gebracht? Hass. Sie haben mich alle gehasst. Alle samt haben mich verachtet, alle Freunde die ich mein Leben lang kannte. Freunde die ich nicht verlieren wollte, hatten mich ohne mit der Wimper zu zucken verprügelt, angeschrien und umgebracht. Letzteres eher symbolisch, aber was war ich schon momentan? Lebendig? Ganz sicher nicht. Ich starb hier doch jeden Tag noch mehr, und wäre es nicht genug gewesen mit allem, musste ich mich nochmal so richtig verlieben. In Felix. Ich würde ihm nie die Wahrheit sagen, denn würde ich es tun könnte ich mich nicht mehr versuchen umzubringen. Ich war ja schon am Ende, was sollte den passieren wenn ich mit einer Depression die sowieso schon in der letzten Stufe war, die Wahrheit sagen würde? Wahrscheinlich wäre das was folgen würde die ewige Verachtung meine momentanen Freunde. Ich war ja bereits in einer Psychiatrie, hier konnte ich ihnen nicht entfliehen. Und wenn dann bloß durch Suizid, welcher hier so unmöglich war, wie glücklich sein. Aber ich würde es weiter versuchen ehe die Wahrheit ans Licht kommt. Ich schüttelte plötzlich den Kopf, um mich zu konzentrieren.
Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich schon wieder in Gedanken versunken war. Ohne noch länger vor der Tür zu stehen, betrat ich den weißen Raum.
,,Ah Sebastian, schön das du hier bist",begrüßte mich Frau Klein, die von mir ein kaltes nicken bekam.
,,Sebastian",lächelte meine Mutter besorgt, was ich keine Sekunde als echt befand. Ich setzte mich neben sie auf den Plastikstuhl. ,,Dein Vater kommt heute nicht, er konnte sich leider keinen Tag frei nehmen, du weißt ja wie hart er arbeitet". Wenigstens dass ließ mich etwas entspannen, wenn meine Mutter mit ihrem Perfekten lächeln, welches ihre schneeweißen Zähne entblößte, log. Während sie meiner Psychologen von dem belanglosen Job meines Vaters erzählte, fragte ich mich was er ihr wohl gesagt hatte. ,,Dem kann ich wohl kaum in die Augen sehen. Wahrscheinlich sieht mich noch ein Kollege auf dem Weg zu Psychiatrie um meinen gestörten Sohn zu besuchen". Er hatte wahrscheinlich das Wort 'Sohn', besonders betont. Sowie er; Ritzen, Depressionen und Selbstmord, mit der gleichen enttäuschten, nein, diskriminierenden und abwertenden Betonung aussprach. Er hatte nichts zu tun, wahrscheinlich war er gerade mit Freunden Golfen oder sonst was langweiliges, protziges. Er konnte mich bloß nicht ansehen ohne hass und Verachtung. Er konnte sich, wenn es um das hier ging, nicht beherrschen und lügen. Ich seufzte tonlos und wandte mich wieder dem Gespräch zu.
,,Wie Ihnen bereits gesagt wurde hat Sebastian im letzten Monat zwei mal versucht Suizid zu begehen",sagte Frau Klein. Ein trauriger Seufzer stimmte die Antwort meiner Mutter an. ,,Ja, ich kann gar nicht glauben das er es weiter versucht. Ich dachte hier würde es ihm gut gehen? Haben Sie denn heraus bekommen warum er es versucht?".
,,Nein, das konnten wir nicht aufklären, ich wollte das hier auch nochmal mit Ihnen durch gehen".
Frau Klein holte meine Akte raus in denen, soweit ich weiß, bloß grob stand dass ich gemobbt wurde und mich von Freunden distanzierte. Was der Grund dafür und somit auch für die Depression war, wusste keiner außer vielleicht die aus meiner Klasse damals. Schnell schüttelte ich das Thema ab und versuchte mich für das folgende im Gespräch zu beherrschen. ,,Aber dazu kommen wir später, zunächst würde ich gerne wissen ob Sebastian Ihnen etwas sagen will, immerhin haben sie sich lange nicht gesehen",beruhigte mich die Psychologin. Sie und meine Mutter drehten sich nun zu mir. ,,Wo bin ich gerade?",fragte ich ohne zögern.
,,Wie meinst du das?",kam es verwirrt aus dem lächelnden Mund meiner Mutter. ,,Wo bin ich? In einem Camp? Bei einem Austausch?" ,,Du bist in einer Psychiatrie Schatz" ,,Ich meine wo bin ich wenn dich Leute fragen?",stellte ich die Frage, die mich schon länger beschäftigte, präziser. ,,Ich sage das du bei deinen Großeltern in Norwegen eine ausgezeichnete Schule besuchst, du würdest ja sicher nicht wollen dass sie von all dem hier wissen, das wäre dir sicher unangenehm",antwortete sie. ,,Mir?", ich spürte das Entsetzen hinter ihrer perfekten Maske. ,,Richte meinem Vater aus dass ich mir mit einer Scherbe versucht habe die Pulsader durchzuschneiden, und dass die ganze Psychiatrie davon weiß". Ich stand auf und verließ den Raum. Natürlich wusste ich dass meine Mutter sich bei Frau Klein rausreden würde, mit perfekten Lügen und perfektem lächeln. Und mir war klar das Frau Klein danach meinen Aussetzer vergessen würde.
Ich sah Felix bereits wie er im Gemeinschaftsraum auf mich wartete.
Ich atmete aus und versuchte meinen Herzschlag zu kontrollieren, als würde sonst jemand ihn hören. Er kam sicher von meinem Aufstand beim Gespräch, welchen meine Mutter gerade mit Lügen erklärte.
Keiner war besser als sie wenn es ums Lügen ging, außer mir, wenn ich mich selbst anlog.
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Psychiatrie | Rewilz
Fanfiction,,Vergessen?" Was vergessen? Den Kuss, den Tot oder meine schmerzliche Liebe zu dir? Nach einem gescheiterten Suizid versuch, wird Sebastian aka Rewi in eine Psychiatrie eingewiesen. Der Ort, der ihm eigentlich helfen sollte, erwies sich als Sackga...