Ich würde nicht sagen dass es schwer ist das lächeln von Felix zu ignorieren, es ist auch nicht schwer seine Stimme zu überhören oder seine braunen Augen zu umgehen. Es ist überhaupt nicht schwer.
Es ist unmöglich.
Ich kann meine Gefühle runterspielen und mir sagen es wäre nichts. Aber ihn kann ich nicht umgehen. Nichts von ihm, steht nicht in meinem Mittelpunkt. Ich versuche mit aller Kraft nur eine Sekunde nicht nur ihn zu hören, aber seine Stimme ist so warm und wohlklingend, dass ich jedes Hintergrundgeräusch ausblende. Ich hätte am liebsten einfach meine Schritte geradeaus weiter geführt, aber ich wurde wie magnetisch von ihm angezogen und stand bloß eine Sekunde später schon neben ihm. ,,Wieso bist du schon draußen?",fragte er. ,,Es gab nichts zu sagen."
Ich zuckte mit den Schultern und signalisierte ihm damit dass ich nicht weiter reden wollte, er verstand.
Ich setzte mich neben Taddl der nachdenklich an die weiße Wand starrte. Ardy neben ihm unterhielt sich mit Paluten über die Gruppentherapie - zumindest glaubte ich das. Ich war wie sonst auch bloß auf Felix und meine Gedanken fixiert.
,,Thaddeus?",holte mich eine Frauenstimme in die Realität zurück. Auch Taddl blickte nun auf. Die Krankenschwester forderte ihn auf ihr zu folgen, da sie wohl etwas zu besprechen hatten. Seufzend, trottete er ihr nach. ,,Wisst ihr warum er jetzt..?" Ardy stoppte als er sah dass wir den Kopf schüttelten.
Ich wandte mich wieder an Felix, welcher mit Ardy und Palle bereits Vermutungen aufstellte. Meine Augen verfolgten die schnellen Bewegungen seines Mundes und ich hörte auf die Töne die daraus kamen, die damit zusammenhängenden Wörter ließ ich außer Acht. Was vorhin im weißen Raum - zwischen der perfekten Mutter und dessen Enttäuschung von Sohn - passiert war hatte ich bereits aus meinem Kopf verdrängt. Alles war wie immer voll von Felix. Voll von braunen Augen und matter Stimme. Kopfschüttelnd versuchte ich meine Gefühle und Gedanken runterzuschlucken.
Ich hasse es.
Ich kann ihm nicht in die Augen sehen ohne etwas zu fühlen. Ob verlangen oder liebe. Beides ist nicht gerade hilfreich.
,,Ich geh hoch." Ich stand auf und ließ Felix mit den anderen sitzen. Ich spürte die verwirrten Blicke auf meinem Rücken. Schnellen Schrittes ging ich auf mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Ich seufzte leidend und presste das Kissen auf mein Gesicht.
Meine Augen fixierten irgendetwas uninteressantes und ich ließ mich in die Depression sinken - oder ich wurde von ihr verschluckt.
Wie konnte ich überhaupt aufstehen? Wie offensichtlich sah ich Felix jeden Tag an? Und warum haben die anderen mich dann nicht schon längt zusammengeschlagen?
Ich hatte es nicht anders verdient, hätte ich meine Klingen würd' ich das auch selbst übernehmen. Ich musste ja unbedingt meine zwei Selbstmorde außerhalb der Psychiatrie überleben. Wäre ich dabei einfach umgekommen, hätte ich Felix nie kennengelernt. Irgendetwas in meinem Kopf hasst mich und will mich umbringen. Dieses etwas bin ich - schätze ich.
Mein Kopf drehte sich und ich hatte das Verlangen an etwas meine Wut rauszulassen. Wut auf mich und alles lebendige. Kann das Leben mir nicht einmal etwas positives geben? Wie zum Beispiel eine Klinge, ein Messer, ein Dach, Tabletten oder sonst was. Qualvoll sollte es mich umbringen - etwas anderes hatte ich nicht verdient. Mit Schmerzen, bis mir endgültig bewusst wird wie überflüssig meine zum sterben verdammte Existenz ist. Damit mir bewusst wird wie falsch es ist einen Jungen zu lieben, allein der Gedanke lässt mich eine scharfe Klinge herbeiwünschen. Kann es nicht einfach zu ende gehen und alle sind glücklich? Müde, dachte ich an Felix.
Ein letztes mal seine Lippen auf meinen spüren - und springen.
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Psychiatrie | Rewilz
Fanfiction,,Vergessen?" Was vergessen? Den Kuss, den Tot oder meine schmerzliche Liebe zu dir? Nach einem gescheiterten Suizid versuch, wird Sebastian aka Rewi in eine Psychiatrie eingewiesen. Der Ort, der ihm eigentlich helfen sollte, erwies sich als Sackga...