XXII.

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Nachdem es Felix etwas besser ging, ging auch der Arzt zu Felix Eltern. ,,Was ist mit deinen Eltern los?",fragte ich. ,,Die interessieren sich nicht für mich, haben sie nie, werden sie nie",erklärte Felix. ,,Schwer zu glauben, aber als ich gehört hab das Felix Mutter nach einem seiner Suizidversuche gefragt hat ob er denn mit dem Bus nachhause kommen könnte wenn die hier fertig sind, da es ja immer so ein weiter weg hierher wäre, war ich fertig mit denen",schüttelte Taddl den Kopf. ,,Deine Eltern sind ja noch viel schlimmer als meine",sagte ich. ,,Immerhin haben deine Eltern dich eingewiesen, da sie mitbekommen haben dass du Depressiv bist und dich umbringen willst, meine habens nichtmal nach meinem Selbstmord Versuch gemerkt, sie wollten mich nicht einweisen, da es so umständlich und doch nicht nötig sei",fügte Felix hinzu. ,,Wie dumm sind die?",fragte ich, bekam jedoch nur ein Kopf schütteln als Antwort.
Felix Eltern gingen irgendwann einfach wieder und auch Taddl musste um 6 gehen, ich sagte ich würde nachkommen.
,,Ist alles okay?",fragte ich.
,,Ja, ist nur immer etwas scheiße wenn die kommen",antwortete Felix und ging sich durch seine matten Haare. Eine Krankenschwester kam mit einem Tablett ins Zimmer und legte es auf Felix schoß. ,,Ich hole es in 20 Minuten wieder, wenigstens etwas Felix",sagte sie und verließ den Raum. Ich blickte auf das Tablett auf dem ein Apfel, ein Brot und ein Glas Wasser standen. Felix seufzte und sah das Essen an. ,,Willst du nichts essen?",fragte ich vorsichtig. ,,Nein, ich hab keinen Hunger",antwortete er und lächelte. ,,Komm Felix, du musst was essen",entgegnete ich. ,,Bitte Rewi, wenn du mir helfen willst, lass es",sagte Felix. ,,Ich will dir helfen, aber dafür musst du essen, bitte",bat ich ihn. Seine braunen, tristen Augen fixierten das Essen vor ihm. Er formte mit seinen kalten Lippen das Wort Nein, ohne das auch nur ein Ton rauskam. ,,Ich kann das nicht",antwortete er zittrig und wollte das Tablett greifen, doch ich hielt sanft sein dünnes Handgelenk fest. Ein kribbeln in meinem Bauch ließ mich erschaudern. Stop. Ich wollte Felix am liebsten noch mehr berühren, ich konnte nicht genug kriegen von diesem Gefühl. Halt die Fresse Schwuchtel.
Ich wollte Felix küssen, seine Lippen auf meinen. Nein! Nein! Nein! Ich will das nicht! Ich will das nicht. Ich ließ sein Handgelenk los und stand auf. Ohne ein Wort verließ ich den Raum. Ich blieb kurz vor der Tür stehen, ich kann nicht ewig davor wegrennen. Ich ging weiter den Korridor entlang.
,,Warte Rewi!",rief Felix, der mit Infusion vor der Tür stand. Ich drehte mich um und ging weiter. ,,Warte! Warum gehst du manchmal einfach so weg?",fragte er. ,,Egal",antwortete ich und  wollte die Tür zum Flur öffnen. ,,Nein, sags mir jetzt",verlangte Felix und stellte sich vor die Tür.
,,Ist Egal, ich, ich..",fing ich an. ,,Ich, ich, was?",fragte er und sah mir in die Augen. ,,Ich..",setzte ich fort, doch schon hatte ich die Lücke zwischen uns durchbrochen. Meine Lippen lagen sanft auf seinen. Ein warmes Gefühl durchzog Blitzartig meinen Körper. Nein, es war nicht nur warm, es brannte. Seine Lippen waren weich. Ich wollte das es nie aufhört, doch dann holte mich die Realität ein. Ruckartig löste ich mich von ihm und schaute in verwirrte Augen. Ich öffnete hinter ihm die Tür und ließ ihn stehen. Das hatte ich nicht getan. Nein. Nein. Nein. Ich ging so schnell ich konnte die Treppen hoch zu meinem Zimmer, öffnete die Tür und flüchtete ins Bad. ,,Rewi?",rief Palle. Er öffnete die Tür und sah mich zusammengekauert an den kalten Fliesen lehnen. ,,Ist etwas mit Felix?",fragte er panisch. Ich schüttelte bloß den Kopf. ,,Alles okay?",fragte Izzi. ,,Alles perfekt",antwortete ich. Bring mich um.
Bitte bring mich um.
Bitte. Bitte. Bitte.
,,Kann ich bitte alleine sein?",fragte ich. ,,Ganz sicher nicht",entgegnete Palle. Ich stand auf und legte mich auf mein Bett. ,,Wenn du sagen willst was ist, kannst du immer kommen",sagte Izzi. Ich lag bloß mit dem Kopf zur Wand auf dem Bett und heulte mir still die Augen aus. Bitte bring mich um.

Psychiatrie | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt