Meine Augenlider öffnen und schließen sich. Der Schmerz gelangt nicht an mein Herz. Nichts dringt ansatzweise zu mir durch.
,,Was steht heute so an?",fragte Taddl, als sich nun alle in Manu's Zimmer versammelt hatten.
,,Izzi kommt gleich",antwortete Palle. Ich nicke abwesend.
,,Dann können wir ja mit ihm zu Bergi",sagte Felix.
,,Ach ist er von der Geschlossenen runter?"
,,Ja, aber wir sollen erst so gegen Abend zu ihm."
Ich legte meinen Arm auf Felix angewinkelte Beine die über meinen lagen. ,,Heute ist auch wieder Monatsgespräch",merkte ich an.
Ein aufstöhnen von so ziemlich jedem aus dem Raum ertönte.
,,Musstest du das erwähnen?",Felix legte seinen Kopf auf seine Knie. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über seinen Nacken und spürte wie er Gänsehaut bekam. Ein selbstgefälliges lächeln kam mir kurz über die Lippen, doch in Anwesenheit der anderen erstickte ich es gleich wieder. Es war immer noch etwas befremdlich vor ihnen mit ihm zusammen zu sein.,,Habt ihr euch schon überlegt was ihr sagt?",fragte Palle.
,,Naja die Wahrheit, mehr verleugnen als jetzt können meine Eltern mich sowieso nicht, aber ich glaube ne Schelle wirds geben",antwortete ich kühl.
,,Ich glaube kaum dass meine Eltern das auch nur ansatzweise interessiert",sagte Felix ebenfalls kälter als erwartet.Ja ich hatte Angst davor. Aber ich war fertig mit meinen Eltern, sollen sie doch denken was sie wollen. Es tut mir bloß Leid für Felix, immerhin hätte er sogar lieber eine geklatscht bekommen als das übliche ,,aha okay" seiner Eltern.
,,Hey!",rief plötzlich jemand. ,,Izzi",entgegnete Felix erfreut und zog seine Beine von meinen.
,,Wie geht es euch?",fragte Alex und wir antworteten dass soweit alles gut ist.
,,Bei dir?"
,,Auch. Es ist immer noch komisch draußen, aber es ist besser als hier drinnen",antwortete er.
,,Was von Dner gehört?",fragte Taddl.
,,Ja wir sehen uns ab und zu. Gibt es irgendwas neues bei euch?"
Felix und ich sahen uns kurz an - doch überließen den Anderen die ungewohnte Wahrheit.
,,Felix und Rewi sind zusammen",platzte Palle heraus.
Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht.
,,Zusammen wie in richtig zusammen?"
,,Richtig - richtig zusammen."
,,Oh cool",sagte Izzi und musterte uns.
Er blickte uns etwas ungläubig und erwartungsvoll an, als würde er denken; die sehen ja ganz normal aus.
,,Izzi dir ist klar, dass wir uns nicht vor dir küssen?",lachte Felix etwas unbeholfen, was Alex jedoch auch zum Lachen brachte. ,,Klar",schüttelte er den Kopf.
Die etwas unangenehme Situation klang aus und wir verhielten uns alle wieder für unsere Verhältnisse normal. Um das nicht kaputt zu machen hielten Felix und ich einen gewissen Abstand - klar lag meine Hand wieder auf seinem Bein - aber wir hingen nicht wie eben aufeinander.
Meine Gedanken schweiften allmählich ab. Wie und was sollte ich gleich meinen Eltern sagen. Es war Panik die in mir aufkam. Immerhin hatte ich nie richtig gesagt dass ich schwul bin.
Ja es war offensichtlich - immerhin hatte ich einen Freund, aber laut ausgesprochen? War es mir peinlich? War Felix mir peinlich?
Nein, sicher nicht. Wohl eher war ich mir peinlich. Nein ich verabscheute mich sogar dafür. Unbemerkt zog ich meine Hand von Felix Bein und legte sie in meinen Schoß. Das war es doch? Das war doch der Grund warum ich hier war? Die Liebe zum gleichen Geschlecht. Diese Sexualität. Dieses scheiß Schwul sein.
Ich erschrak bei meinen Gedanken.
Aber ich war doch glücklich mit Felix?
Ja war ich. Ich hasste bloß die Tatsache schwul zu sein. Ich hasste das Wort, hasste die Rechtfertigung und hatte immer noch Angst. Es war so unbegründet. Alle Menschen die mir wichtig waren akzeptierten es.
Das Problem war nur, dass es nun raus war. Ich, Sebastian Meyer, bin schwul.
Und jeder konnte es wissen. Jeder konnte sich Gedanken darüber machen.
Es war so verwirrend für mich darüber nachzudenken. Ich hasste es schwul zu sein - doch liebte es Felix meinen Freund nennen zu können.
Es war immer noch wie früher.
,,Ekelhafte Schwuchtel",ertönte es in meinen Gedanken.
Ich biss die Zähne aufeinander. Hatte ich wirklich vergessen weshalb ich mich hasste?,,Alles okay?",fragte Felix und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
,,Ja..",murmelte ich und brach die schmerzenden Gedankengänge ab.
Er spürte meine Anspannung und griff nach meiner Hand. Seine wärme beruhigte mich allmählich.
,,Danke",flüsterte ich, unterdrücke das schmerzliche stechen in meiner Brust und ignoriere den Selbsthass der auf mich einschreit.
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Psychiatrie | Rewilz
Fanfiction,,Vergessen?" Was vergessen? Den Kuss, den Tot oder meine schmerzliche Liebe zu dir? Nach einem gescheiterten Suizid versuch, wird Sebastian aka Rewi in eine Psychiatrie eingewiesen. Der Ort, der ihm eigentlich helfen sollte, erwies sich als Sackga...