Ungewollter Besuch

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"Du riechst voll gut." Jan kam etwas näher an mich, als wir zum Café liefen.

Ich sah ihn länger an, aber dann merkte ich, dass ich fast starrte. Ich grinste.

"Dankeschön" Ich lächelte den Boden an, schaute ihm dann wieder in die Augen.                

Dieses Glitzern! Dieses Blau! Ich kann nicht oft genug davon schwärmen! *-*

Jan kratzte sich am Hinterkopf und schien zu überlegen, ob er jetzt 'Bitte' sagen sollte oder nicht. Letztendlich hörte ich es doch ganz leise von ihm.

Ich musste die ganze Zeit lächeln. Ich konnte einfach nicht anders! Mein Innerstes lächelte, mein Äußeres, meine Augen, mein Mund, mein Herz. Ich war einfach unheimlich fröhlich.

Doch plötzlich knackste dieses Gefühl an.

Ich fühlte mich beobachtet. Mir brannten Blicke auf den Rücken und sie schienen mich durchbohren zu wollen.

Es konnte natürlich sein, dass es war, weil ich mit Jan 'Ape' Meyer durch die Stadt schlenderte. Aber es konnte auch noch schlimmer sein.

Es konnte sein, dass er zufällig auch in Köln war - weil ich ihm ja abgesagt hatte. Und jetzt sah er mich wie ich mit einem anderen Mann rum hing - wow....so hörte ich mich wirklich an wie ne miese Schlam*e. Aber nein. Das musste ja wirklich ein riesiger Zufall sein! Ich sollte aufhören mich so fertig zu machen! Aber wieso war dann dieses eklige Gefühl da, ausgespannert zu werden?

"Zoey, träumst du wieder?" Hörte ich Jans weiche Stimme.

Mein Blick wanderte sofort zu ihm hoch.

"Oh...Es tut mir echt leid! Ich hab in letzter Zeit wenig geschlafen." Ich zwinkerte ihm zu, um ihn zu zeigen, dass der Grund meiner Schlaflosen Nächte, gerade neben mir lief und sich gerade die Hose wieder hoch zuppelte. "Außerdem hab ich voll das Gefühl, beobachtet zu werden."

Ich drehte mich schnell um. Doch natürlich sah ich niemanden speziellen, nur Jungs- und Mädchengruppen, Chinesen und Japaner die Fotos vom Dom machten und andere normalen Gestalten.

Dann drehte ich mich wieder zu Jan und unsere Blicke trafen sich. Ich überlegte kurz, ob es so richtig war, ihm von meinem Gefühl zu erzählen - wobei ich ja dachte, dass mein Freund mich beobachtete. Von Nico würde ich ihm erstmal nicht erzählen,  erst wenn ich selber über meine Gefühle Bescheid wusste! Aber, dass ich mich beobachtet fühlte, fand ich vollkommen okee. Ich meine, wir schrieben jetzt seit knapp ner Woche und er wusste fast schon mehr von mir als ein paar Freunde von mir. Und ich fühlte mich so, als wäre ich schon Jahre mit ihm befreundet!

Jan zögerte nicht lange nach meiner Äußerung, legte den Arm um meine Schulter und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor uns.

Meine Schultern kribbelten. Mein Herz setzte mal wieder kurz aus.

"Ach, alles gut, Kleine. Du wirst schon nicht gestalked." Er zog mich etwas näher an sich.

Ich schaute auf seine Hand auf meiner Schulter. Ich hätte, ohne Scheiß, die ganze Zeit auf seine große Hand und seine langen Finger schauen können, um überhaupt zu registrieren, dass grade sein Arm auf meiner Schulter lag.

Dann überlegte ich, was ich sagen sollte. Ich hätte so viele Möglichkeiten gehabt aber mein Mund war schneller als mein Hirn.

"Heyy, nenn mich nicht Kleine!" Ich befreite mich lachend aus seinem Arm-Griff-Umarmungs-Ding (ihr wisst was ich meine :D) und boxte ihn ganz leicht in die Seite.

"Du bist kleiner als ich, du bist jünger als ich - du bist meine Kleine!" Er fuhr mir durch die Haare. Sein Grinsen dabei war so schelmisch, aber dennoch war die Zurückhaltung in seinen Meeraugen zu sehen.

Ich fühlte mich so unheimlich wohl bei ihm, dass ich die Welt um mich herum, meine Beobachtungsverdachte, sogar die Tatsache,  dass wir uns noch gar nicht so lange kannten, einfach vergaß! Jegliche Schüchternheit war so weit in mein Körper gedrängt worden, dass sie nicht mal mehr zum viertel hervorstach. Jegliche Gedanken, wie ich mich am besten Verhalten sollte, um ihm zu gefallen, waren verblasst. Außerdem war ich seine Kleine! Für mich schien grade alles perfekt zu sein.

Wir setzten uns in dem Café 'Ardeur de la Vie' an einen Tisch draußen in der Sonne. Der Tag war so perfekt.

Sonne, blauer Himmel, null Wolken, knappe 22°Celsius, Jan mit seinem 'Jackass' Pullover vor mir, zwei Schoko-Vanille Eis' vor uns.

Einfach perfekt.

Trotzdem war da dieses Gefühl wieder.

Plötzlich erinnerte ich mich an meinen Traum zurück. Nico, der Jan und mich gefunden hatte, die Stühle und Tische umgeworfen hatte und auf Jan zugekommen War und eine Prügelei angezettelt hatte. Blut. Blut aus Jans Nase, Blut an Nicos Ellbogen. Blut - wegen mir.

Ich räusperte mich.

"Joa und sonst so?" Fragte ich, um weg von meinen Gedanken zu kommen.

"Also bei mir ist's grade echt gut. " Jan zwinkerte mir zu und schob sich einen weiteren Löffel seines Eises in den Mund. Und wie ich mich schon in meinem Traum gefragt hatte, fragte ich mich auch hier, warum sein Eis nicht schmolz. Wo er doch so heiß war!

Traum.

Oh man. Wieder kam Nicos Bild vor meinen Augen. Mensch....das nervte langsam aber wirklich! Das konnte doch nicht sein.

Es war doch so perfekt! Ich war hier. Jan war hier. Wir waren hier. Also, wieso schaltete ich mein Kopf nicht aus?

Na klar wollte ich nicht, dass das Gleiche passierte, wie in meinem Traum - ich hatte sogar unfassbare Angst davor.

Aber plötzlich wirbelte Jans Blick alles durcheinander. "Oh man."

Ich sah ihn verwirrt an. "Was ist?"

Jan schaute on meine Richtung, aber an mir vorbei. Er fixierte etwas hinter mir.

Nein. War Nico wirklich in Köln? Hatte er mich gefunden? Quatsch! Dann wüsste Jan das doch nicht so schnell! Er wusste ja nicht mal von Nico! Wusste nicht? dass ich mit ihm zusammen war, wusste nicht wie er aussah, wusste nicht, dass ich ihm heute abgesagt hatte.

"Es tut mir leid. Oh man.....es tut mir echt total leid! Ich wusste davon nichts!" Jan fixierte jetzt wieder mich. Doch sein Blick war so komisch. Schuldbeulwusst, enttäuscht, leicht sauer.

Was war los? Hatte ich was falsch gemacht? Kam eine seiner Exfreundinnen? Fans? Was war verdammt nochmal los?

Ich drehte mich auf meinem Stuhl. Doch als ich in die Richtung sah, wo Jan jetzt auch wieder hinblickte, erkannte ich nichts als normale Fußgänger.

"Was ist los, Jan?" Fragte ich. Ich hasste es, so unwissend zu sein.

Jan lehnte sich etwas nach rechts,  Richtung Fußgängerzone.

Er setzte ein Lächeln auf, aber in seinen Augen sah ich ein leicht angedeutetes Augenrollen, dass wahrscheinlich nur ich sehen sollte, damit es noch entschuldigender rüber kam.

"Ihr seid so behindert!" Sagte er laut. Er lachte leicht. Und jetzt verstand ich auch.

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