Der Mann, der Zeitgefühl hatte

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Ich drehte mich um.

Mein Kopf war so voll mit Gedanken von Nico, dass ich eigentlich was sagen wollte, mich rechtfertigen wollte, mich verteidigen, schützen konnte.

"Was willst du noch? Lass mich doch in Ruhe und häng mit deiner neuen Schlam*e rum, du Penner!"

Das waren die Sätze, die sich mein wutentbranntes, verletztes Hirn schon zurecht gelegt hatte. Wie gerne hätte ich ihm diese Sätze an den Kopf geschmissen. Wie gerne hätte ich ihn angeschrien, meine Wut aus mein Leib geschrien! Das hätte mir so gut getan!

Aber dazu kam ich zum Glück nicht.

Denn mein Herz setzte sofort aus, als ich zu ihm hoch sah.

Dieses Lächeln! Wieso wollte ich ihn anschreien? Er hatte es doch gar nicht verdient! Er war doch unschuldig. Das sagte mir sein Lächeln gerade. Denn sein Lächeln war das Erste, was ich registrierte. Bevor ich seine, sonst so stürmische Frisur, zugeordnet hatte - die heute ungewöhnlich ordentlich in sein Gesicht fiel - ,  seine glitzernden Meeraugen bemerkt hatte, hart eich sein tolles Lächeln registriert.

"Jan!" rief ich fast. Ich war leicht erschrocken - nein, verwundert.

In seinen tollen Augen blitze dieser Funke, der genau aussagte "Ja, damit haste jetzt nicht gerechnet, was?".

Und wie Recht er hatte! Er war vielleicht der Mensch, den ich hier erwartet hätte. Seine Anwesenheit überraschte mich, aber dennoch war ich gleich von Null auf 100 glücklich. Die ganze Wut wegen Nico und Tolozoe waren wie weggeblasen. Nur wegen diesem einen Lächeln von ihm!

"Jan? Jan Meyer? Wo?" Überdreht sah Jan um sich, als wäre er ein verrückter Groupie, der sein Idol gerade entdeckt hatte. Sein Blick war so aufgesetzt irre, dass ich sofort anfangen musste laut loszulachen. Allein mit nur vier Worten hatte Jan es geschafft, mich wieder aufzubauen und Nico zu vergessen.

Jan lächelte mich an, als er sah, wie sehr ich mich darüber amüsierte. Und dieses warme Lächeln löste in mir eine einzige Gefühlssturmflut aus. Diese riesigen Wellen waren perfekt zum Surfen, surfen über die ganzen winzig scheinenden Problemen. Schwimmen durch das warme Gewässer der Gefühle zu Jan. Die Wellen überfluteten die kleine, schwarze Gestalt am Strand, Nico, und ließ ihn seelenlos ertrinken. Sollte er doch.

"Du bist ein Spinner!" Ich boxte seinen Arm leicht und lachte.

"Auch schön dich zu sehen! Dann kann ich ja jetzt wieder zurück fahren!" scherzte Jan und machte eine Bewegung zu Seite, als würde er wirklich gehen wollen.

"Nein! Nein, nein, nein! Bleib hier!" Ich zog an seinem Ärmel und mich durchzuckte ein wohliger Schauer. Mein Grinsen wurde breiter - obwohl das fast gar nicht mehr ging.

Nur Jans Aura brachte mich zum lächeln, egal was er tat. Er hätte genauso gut 'Ars*hloch' zu mir sagen können, und ich würde weiter lächeln. Einfach nur, weil es aus seinem Mund gekommen war.

Ich atmete tief durch, um mein Lächeln wieder unter Kontrolle bringen konnte.

"Woher wusstest du, dass ich hier bin?" fragte ich glücklich. Ich wollte, dass er bei wieder ging! Nie, nie wieder!

"Du meintest doch, du gehst zur Schule. Und weil du mir mal geschrieben hast, auf welche hab ich die gegooglet!" Jan stemmte seine Hände in die Seiten, als wäre er sau stolz darauf, dass er mit Google umgehen konnte.

Mich jagte ein Lachflash nach dem Anderen. Ich konnte einfach nicht mehr! Dieser Junge war besser als jede Antidepressive! Ich musste ihn nur einmal ansehen und meine Innerliche Sonne ging wieder auf.

"Sehr gut, Jan!" lobte ich ihn lächelnd, "Wie süß du bist!" Ich knackte meine Finger, weil ich nicht wusste wohin mit ihnen.

Jan wusste keine Antwort und er stieß kurz Luft aus, in Form eines Auflachend und schaute schüchtern zu Boden. Dann trafen sich unsere Blicke wieder.

"Möchtest du eigentlich hier in der Schule bleiben? Oder zeigst du mir wo deine Wohnung ist?" fragte Jan sarkastisch.

Meine Gedanken, die sich gerade in meinen Gefühlen zu Jan, eingenistet hatten, schreckten auf. "Ähm…ja klar!" 

Ich setzte meine Füße in Bewegung und musste doch wirklich einen kurzen Moment überlegen in welcher Richtung es zu meinem Haus ging.

Dann entschied mich mich für Rechts und zog Jan hinter mir her, als er stehenblieb und merkte, dass ich überlegte.

Ich wagte noch einen kurzen Blick hinter mich, zur Schule.

Mein Selbstbewusstsein wuchs und wuchs.

Da habt ihr's Leute! Nennt ihn noch einmal Poser und er kommt persönlich zu euch! dachte ich lachend, als ich meine ungläubigen Mitschüler sah.

Sie standen in kleinen Gruppierungen und waren wie erstarrt. Alle Blicke neidisch und ungläubig auf uns gerichtet, einige Kinnlagen klappten nach unten.

So…Bye Biatches! Oh man fühlte ich mich super gerade! Die würden morgen alle ankommen! Oder mich schon heute Abend mit Nachrichten vollsauen.

Das war mir egal. Ich hatte meinen Jan, der mich von der Schule abgeholt hatte und mich nach Hause begleitete - gerade zu richtigen Zeit! Der erste Mann mit Zeitgefühl, den ich überhaupt kannte!

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Sooo, hier das nächste Kapitel, hoffe es gefällt :3 ♥

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