'Who the f*ck is that?!'

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"Krass? Wirklich?" Cengiz sah mich geschockt an.

"Warum hast du so einen beschissenen Exfreund?" fragte Sarah, ebenfalls unter Schock.

Wir hatten uns schon letzte Woche kurz kennengelernt, schon einmal miteinander geredet.

"Ja, das dachte ich auch." stimmte ich ihnen zu, immer noch mit weichen Knien. Meine Hand fing immer wieder an zu zittern, als ich sie zu meinen Haaren führte, um sie mir aus dem Gesicht zu streichen.

Als wir Cengiz und Sarah, die vor knapp zehn Minuten gekommen waren, erzählt hatten, was passiert war, waren ihre Münder permanent offen, ihr Blick hängend an Andres und meinen Lippen.

"Wie geht's ihm jetzt?" fragte Sarah, während Cengiz die ganze Zeit nur "Krass!" wiederholte.

Ich schüttelte den Kopf, um die Szene, wie Jan erschöpft in sein Zimmer getorkelt war und sofort eingepennt war, aus meinem verdammten Kopf zu bekommen. "Ich weiß nicht. Er hatte starke Kopfschmerzen und hat sich hingelegt. Seitdem-"

"Besser. Nur etwas schwindelig."

Ich drehte meinen Oberkörper so ruckhaft, dass ich meine Halswirbel aus- und einrasten spürte und meine Wirbelsäule quälend nach Gnade knackte.

Er lehnte im Türrahmen, mit matten Augen und müdem Blick. Aber er sah nicht mehr so blass aus wie vorher. Dennoch, gut sah er nicht aus.

"Jan! Alles gut?" fragte ich, ohne darüber nach zudenken, dass Sarah diese Frage keine 10 Sekunden schon indirekt gefragt hatte. Aber ich war so voll Sorge, dass mir sogar seine Antwort, die er mir sofort auf meine Frage gab, wie Jahre vorkamen.

"Ganz gut. Aber wohl besser als diesem Penner."

Er grinste. Wohlmöglich, um mir einzureden, dass es ihm gut ginge. Vielleicht um abzulenken, wie schlecht er sich noch fühlte. Möglicherweise, weil es ihm peinlich war, dass er so sehr ausgeknockt war von einem Schlag, einer harten Landung auf dem kalten Boden, den wenigen Aufprallen gegen die Wand.

Ich sah ihn länger an - vielleicht auch nur ein paar Bruchteile von Sekunden. Aber mir war die Zeit gerade nicht im Bewusstsein. Sie war relativ.

Ich hätte ihn so lange ansehen können, ihn betrachten, mustern können. Aber nicht nur seine matten Augen, seine geschaffte Haltung, sein Blick, der nach Verständnis schrie machten mich traurig. Das Blut, das aus seiner Nase geflossen war und nun in seinem Gesicht festgetrocknet war, ließ mich dran erinnern, was Nico überhaupt getan hatte.

Ich sprang auf.

"Ich mach dir mal kurz das Blut aus dem Gesicht." sagte ich. Ich wusste nicht, ob ich mich wirklich so fest und standhaft anhörte, wie ich es in meinem Kopf hörte. Aber ich konnte mir schon denken, wie schlimm, wie mitgenommen ich wohl klang. Aber das war mir gerade egal.

Ich kam auf Jan zu, griff sein Handgelenk und führte ihn durch den Flur, in das Badezimmer.

Ich spürte, wie Jan immer noch wackelig auf den Beinen war, merkte, wie seine Sehnen und Muskeln sich in seinem Arm anspannten.

Ich positionierte ihn vor den Spiegel, vor mich. Dann nahm ich einen Lappen aus dem Regal unter der Spüle, befeuchtete ihn mit Wasser und sah Jan wieder in die Augen.

"Geht's dir wirklich so gut, wie du behauptest?" fragte ich ihn ernst.

Ich hoffte, keine Antwort zu bekommen, wo ich doch sowieso wusste, dass er log. Ich hoffte, dass er ehrlich zu mir war.

"Ja. Er hat mich ja nur einmal getroffen. Und sonst war das ja eigentlich nur mein Kopf. Mit Kopfschmerzen muss ich dann eben leben." gab er schulterzuckend zurück.

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