Koffeinschleuder am Morgen

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„Was war gestern los?“ fragte ich mich immer wieder.

Wir hatten es inzwischen geschafft, aufzustehen und uns zusammen auf Jans Bett zu setzten.

„Ich weiß es nicht. Aber wir müssen anscheinend viel getrunken haben…sonst würde ich mich an das hier erinnern.“ Jan hob seinen Arm und damit auch meinen.

Auch ich ärgerte mich, warum mir nicht mehr einfiel, wie diese Handschellen an unsere Handgelenke kamen.

Es klopfte und ein müde aussehender Andre kam in das Zimmer. Er hatte ordentlich tiefe Augenringe, einen müden Blick, wild zerzauste Haare, durch die er sich immer wieder fuhr, und nur eine Boxershorts und ein T-Shirt an. „Wisst ihr zufällig, warum mein Zimmer so chaotisch aussieht?“ fragte er gähnend.

„Du kannst dich auch nicht erinnern? Kennen wir.“ Jan hob seinen und meinen Arm in die Höhe, um Andre zu zeigen, was mit uns passiert war.

Er musste schlagartig grinsen. „Okay, schlimmster Absturz überhaupt, Jansen!“ lachte er.

„Das ist nicht witzig! Sie ist heute auf mich gefallen deswegen!“ maulte Jan.

Ich kicherte. „Tut mir leid, du!“ Ich legte meine Hand auf seinen nackten Arm.

„Schon okee!“ murmelte Jan.

„Wie habt ihr das denn hinbekommen?“ Andre kam grinsend auf uns zu, kniete sich vor uns hin und untersuchte die Schlösser der beiden Handschellen.

„Keine Ahnung!“ antwortete ich und schaute auf Andres Kopf, wo sich die Haare zu allen Himmelsrichtungen wunden.

„Ich weiß auch nur noch, wie du uns zu einem letzten Drink eingeladen hast.“ gab Jan uns einen Einblick in seinen Kopf.

„Der war wohl zu viel, hm?“ Andre löste seinen Blick von den Schlössern und richtete sich wieder auf - genau vor uns, dass ich mich wieder einmal fragte, wie riesig er überhaupt war.

„Was ist mit Cengiz?“

„Genau, wie geht’s Cendog? Ist er genauso weg?“ wollte Jan auch wissen.

„Der ist schon auf. Er wollte sich was für eine Zwischenszene für die nächste ‚Crimetime‘ überlegen.“ erklärte Andre uns. „Oh man, ich brauch nen Kaffee!“ stöhnte er müde.

„Das könnte mir vielleicht auch gut tun…du möchtest ja bestimmt keinen Kaffee, oder Zoey?“ Jan sah mich an.

Bah, Kaffee! Wie ich den Geschmack hasste!

„Ähm…nein.“ Ich schüttelte den Kopf, stand aber trotzdem ganz langsam auf - damit mir es Jan gleich machen konnte - um mit Jan in die Küche zu gehen.

Ich erntete ein Lächeln von Jan und wir folgten Andre zur Küche.

Mensch, sah die Wohnung schlimm aus! Überall Dosen von was weiß ich nicht, Klamotten, Chips und sonst was. Außerdem stank es ganz fürchterlich nach einer Mischung von Energydrinks und Bier. Ich glaubte sogar hier und da eine halb volle Sternmarke Flasche zu sehen. Die haben wir doch nicht alle alleine getrunken, oder?

Ich merkte, wie ich den Abend jetzt schon extrem bereute. Denn Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Und das nicht nur mal ein kurzes Klopfen, das mal durch meinen Kopf zuckte - nein! Es war wie ein Presslufthammer, der sich den Weg zu meinem Gehirn bohren wollte, das eigentlich noch tief und fest schlief. 

In der Küche, in der es gar nicht so schlimm aussah, wie im Rest der Wohnung, angekommen, stellten wir uns neben Andre der die Kaffeemaschine betätigte und auch einen für Jan machte. Als das, nach Koffein stinkende, braune Gesöff in die Tassen lief, holte Andre aus dem Kühlschrank eine kleine Flasche heraus und hielt sie mir hin.

„Wasser?“

Ich starrte die Falsche in seinen dünnen Fingern an und musste erst einmal verstehen, was er da gerade tat.

Dann merkte ich, wie ich lächeln musste und nickte. „Danke.“ Ich nahm ihm die kühle Flasche mit meiner freien, linken Hand ab, und versuchte sie mit meinen zitternden Fingern aufzuschreiben.

Nun war endlich auch Jans Kaffee fertig und er nahm die Tasse in die Hand, sah mich kurz an.

Ich verstand und ging mit ihm an die Bar.

Dort trank er seine Koffeinschleuder und ich mein kühles Wasser.

Oh man, tat das jetzt gut! Das machte echt alles besser! Das Wasser hatte ich jetzt gebraucht.

Andre lehnte sich gegenüber von uns an die Küchenzeile und betrachtete unsere Fessel.

„Kannst du mal aufhören, die so anzustarren?“ knurrte Jan leise und wuschelte sich zum achten Mal in dieser Minute durch die Haare.

Ich musste ein Gähnen unterdrücken.

„Sorry, sorry!“ Andre hob die Arme.

Wir saßen hier echt wie ein Haufen Dreck! Jan und ich halb tot an der Bar, Andre zusammengesackt an der Küchenzeile, trank wortlos seinen Kaffee.

Ich wusste nicht einmal, wie spät es war!

Plötzlich hörten wir die Tür aufgehen.

„Aufwachen Waixers!“ hörte mein, nun zerstörtes, Ohr.

„Ah!“ Ich zuckte schmerzhaft zusammen, hielt mir die Ohren zu, hörte Cengiz’ laute Stimme immer und immer wider durch mein verschrecktes Hirn hallen.

Meine Hand wurde weggezogen von meinem rechten Ohr.

Langsam glitt mein wackelnder Blick zu Jan, der sich auch die Ohren zu hielt und weil er viel stärker war, als ich, meine Hand unwillkürlich mit weggezogen hatte.

Auch Andre versuchte seine Ohren zu schützen.

„Sarah und ich hatten ne Idee! Wisst ihr, wo die Handschellen vom letzten ‚Like a Boss‘ sind?“ fragte Cengiz etwas leiser, stand anscheinend genau neben der Küchentür, um seine Schuhe abzustellen.

Die Handschellen vom letzten ‚Like a Boss‘? wiederholte mein müdes Hirn, geprägt vom stärksten Kater, den ich je hatte.

Jan musste den gleichen Gedanken gehabt haben, wie ich und unsere Blicke trafen sich kurz, als wir zu den Handschellen an unseren Handgelenken schauten.

„Ich glaub, ich weiß, wo sie sein könnten.“ murmelte Andre in seine Tasse hinein.

Tja, Andre. Das weiß ich glaub ich auch….

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Seit Langem mal wieder ein Kapitel hier.

Es tut mir echt leid, dass hie rnicht viel kommt. Aber ich mach mich ran. Ich hab auch schon ne Idee....!

Schönen Sonntag euch allen :-*

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