Nachts in der Küche...

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Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf.

Mein Kopf lag auf Jans knochigen, warmen Schulter, sein Arm ausgestreckt. Die Decke wieder weggetreten.

Ich wusste nicht wie spät es war. Es war auf jeden Fall nach zwölf Uhr und vor sechs. Das wusste ich, denn es war draußen stockdunkel und es war so gut wie kein Auto auf den Straßen zu hören oder zu sehen.

Ein trockenes Gefühl meldete sich in meiner Kehle und der Gedanke: Durst!

Langsam stand ich auf, um Jan nicht zu wecken. Ich krabbelte vorsichtig vom Bett und ging zum Fenster, dessen Jalousien wieder nicht geschlossen waren. Also machte ich sie ganz leise und vorsichtig runter, vergewisserte mich immer wieder, dass Jan nicht von dem Geräusch aufwachte. Aber der schlief seelenruhig weiter, merkte nicht mal, dass ich aufgestanden war. Man, war er süß, wenn er schlief. Sogar sein Halbschnarchen, was mich sonst immer bei jedem störte, war einfach niedlich!

Mucksmäuschenstill schlich ich auf Zehenspitzen aus dem Raum und tapste im Dunkeln in die Küche.

In der ganzen WG war es so ruhig, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hätte hören können. Kein Ticken einer Uhr, kein Rauschen einer Heizung oder sonst etwas. Nur das leise Schnaufen aus den Zimmern der Jungs, deren Türen alle nur angelehnt waren. Ich brauchte nicht lange drüber nachdenken, wem das leise richtige Schnarchen gehörte, das zwischendurch mal durch den Flur schallte.

In der Küche angekommen suchte ich ein Glas aus den ganzen Schränken. Das dauerte etwas länger - ich fand die Gläser hier ja nicht einmal mit Licht. Aber als ich endlich ein Glas in der Hand hielt, schlich ich zum Wasserhahn, füllte das Glas mit dem kühlen Wasser und trank es in einem Satz aus.

Ich hörte, wie eine Tür zu fiel.

Ich wirbelte so schnell herum, dass ich das Wasser in meinem Magen hin- und herschwappen spürte.

Was war das gewesen? Wer war das gewesen?

Mein erster Reflex war panisch zu sein. Mein erster Gedanke war 'Einbrecher'.

Aber dann lachte ich mich selber innerlich aus.

Ein Einbrecher. Aber natürlich!

'Chill, Zoey, cill! Hier sind noch fünf andere Leute in der WG.'

Ich hörte, wie ein Toilettendeckel hochgeklappt wurde.

'Siehst du? Alles gut!'

Ich atmete leise aus.

Ich füllte mein Glas noch einmal mit Leitungswasser und begab mich zum kleinen Tisch in der Ecke des Raumes.

Ich dachte noch einmal richtig darüber nach, wo ich mich gerade befand.

Andere hätten gesagt: Na, in einer Küche.

Ich sagte: Na, in der Apecrime-Küche.

'Ach komm, Zoey! Darüber hast du jetzt schon knappe 1.000 Male nachgedacht! Langsam reicht's auch, oder nicht....?' meckerte mein Unterbewusstsein.

Naja, es hatte ja Recht.

Klar, es war unglaublich - aber jedes Mal drüber nachzudenken, wie unglaublich es war, machte es nicht weniger unglaublich.

Plötzlich hörte ich eine Tür knarren. Dann Schritte.

Wieder der panische, unglaublich lächerliche Gedanke, ein Einbrecher könnte das sein. Ich wusste, wie unnötig diese Angst war, aber 1 Prozent meines Hirns malte es sich dennoch aus.

Trotzdem war es so unglaublich lächerlich, das zu denken!

Die Schritte kamen eindeutig aus dieser Wohnung, der Mensch, dem sie gehörten, kam aus einem Raum in dieser Wohnung. Also Halt's Maul Gewissen!

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