Der nächste Tag vergeht schleppend, weil ich die ganze Zeit nur an unser Date denken kann. Oder wie man diese Verabredung nennt. Dad und die anderen sind noch von dem gestrigen Sieg abgelenkt, deshalb bemerken sie es nicht. Nuria, die natürlich sofort alles erfahren hat, ist begeistert. Sie findet, dass es endlich mal Zeit ist, für ein Date. Außerdem hat sie mir schon genau befohlen, was ich heute Abend anziehen soll und da sie ja meine Koffer gepackt hat, weiß sie genau Bescheid, was ich alles dabeihabe. Obwohl ich mich etwa eine halbe Stunde lang dagegen gewehrt habe, überredet sie mich, ein Kleid anzuziehen. Nuria ist die wohl einzige Person, die genügend Druckmittel hat, mich überhaupt nur in die Nähe von so einem Teil zu bringen. Ich hasse Kleider nämlich. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen.
Also zwänge ich mich um viertel vor vier in ein schlichtes, dunkelblaues Kleid mit einem Blümchenmuster und in ein paar Riemchensandalen. Für meine Masse ist das ungeheuer schick, aber das wird Antoine ja nicht wissen. Meine noch leicht feuchten Haare binde ich wie immer zu einem Knoten. Den Rest lasse ich so wie es ist. Schminken würde ich mich nie im Leben, dafür habe ich weder das Talent, noch die Geduld. Nicht einmal Nuria darf das bei mir.
Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Nicht schlecht, finde ich. Obwohl ich Handtaschen nicht so mag, nehme ich mir die einzige, die ich habe. Eine schlichte schwarze, in der alle wichtigen Sachen platzt haben. Während ich die Treppe hinunter humple (die Krücken habe ich leider immer noch), werde ich immer aufgeregter, auch wenn ich keine Ahnung habe wieso. Ich bin nervöser als vor einem wichtigen Fußballspiel! Zögerlich hüpfe ich die letzten Treppenstufen hinunter und werfe dem Typen an der Rezeption lächelnd einen Blick zu.
So nett ich kann, bitte ich ihn dann: „Könnten Sie bitte meinem Vater sagen, dass ich so um neun wieder da bin? Sonst melde ich mich. Ich hab ihn leider vorher nicht erreichen können..." Der Typ lächelt mich professionell an. „Natürlich Miss Sommer. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!", antwortet er höflich mit einem breiten, russischen Akzent. Ich bedanke mich und gehe dann zum Ausgang.
Warum ich Dad eine solche Nachricht hinterlasse? Damit ich nicht persönlich sagen muss, dass ich ein Date habe. Klar hätte ich Dad auf dem Handy erreicht, wenn ich lange genug drangeblieben wäre, aber ich wollte nicht, dass er abnimmt. Sonst hätte er so lange nachgefragt, bis er erfahren hätte, wohin und mit wem ich weggehe. Und dass kann ich auch heute noch. Wie sagt man so schön? Man bittet lieber später um Entschuldigung, als vorher um Erlaubnis. Stimmt, finde ich.
Glücklich, dass wennschon dieser Plan geklappt hat und ich jetzt ohne eine Erklärung zu meinem Date gehen kann, gehe ich an den Sicherheitsleuten vorbei. Vor dem Hotel bleibe ich zögernd stehen. Antoine hat sich zwar so angehört, als wisse er, wo wir wohnen, aber ob er es findet? Und ob er überhaupt kommen will? Meine Zweifel sind aber sofort vergessen, als ich eine tiefe und bekannte Stimme hinter mir höre. „Jelsa! Ich bin froh das du gekommen bist!" Ich drehe mich zu Antoine um. Er trägt eine schlichte dunkle Jeans und einen Pullover, aber er sieht trotzdem unglaublich gut aus. Seine Haare sind hoch gegelt und seine Augen blitzen im Licht. „Hallo Antoine.", begrüße ich ihn. Er lächelt mich an und mein Herz stockt für einen Moment. Verdammt, wieso ist dieser Typ nur so heiß?
„Ich hab mein Auto direkt dort vorne parkiert, damit du nicht so weit laufen musst. Ist das okay? Oder soll ich es holen gehen?", erkundigt er sich. Ich grinse ihn an. „Das ist perfekt. Die paar Meter sollte ich problemlos schaffen." Antoine läuft langsam neben mir her, während ich in die Richtung humple, in die er vorhin gezeigt hat. „Habt ihr immer nur bis um vier Training?" frage ich nach einem kurzen Schweigen. Er schüttelt den Kopf. „Nein, aber wir fliegen morgen zu einem anderen Stadion, für das Spiel am Wochenende, deshalb haben wir früher Schluss gemacht."
DU LIEST GERADE
A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]
FanfictionEndlich WM! Eine Zeit, in der Fussballfans ihre schönsten und traurigsten Momente erleben, Länder friedlich aufeinander treffen und Fussballer ihr grösstes Talent zeigen können. Hört sich doch toll an, oder? Nur die 16 jährige Jelsa ist davon alle...