«Ich bin halt ein Annummeristin!», knurre ich wütend. Nuria verdreht zum tausendsten Mal heute ihre Augen. «Dieses Wort gibt es nicht!» Ich werfe ihr meinen wütendsten Blick zu. «Natürlich gibt es das!» Fabian, der seit fünf Minuten zwischen uns hin und her schaut, wie bei einem Tennismatch, öffnet erneut sein Mund, um etwas einzuwerfen, kommt aber gar nicht so weit. «ICH BIN ES ABER, ALSO GIBT ES DAS!» Nuria sieht mich mit zu Schlitzen verengten Augen an. «NEIN DAS GIBT ES NICHT!» Der Bademeister wirft uns vom anderen Ende des Pool seinen verwirrten Blick zu, aber niemand von uns beachtet ihn.
«DOCH!» Nuria schreit sofort ein «SICHER NICHT!» zurück. «DOCH!» «NEIN!» «DOCH!» «NEEEIIINN» «DOOOOCH!» Während wir uns so anbrüllen, werden Fabians Augen immer grösser. Mittlerweile haben wir die ganze Aufmerksam der anderen Hotelgäste in einem Umkreis von 500 Meter geweckt. Deshalb kommen auch ein paar vom Schweizer Team auf uns zu gelaufen. «VERGISS ES!» «NIEMALS!» Wir schreien uns aus vollem Hals an. «Hey, was ist los?», fragt Roman, der jetzt bei uns angekommen ist.
«NICHTS!», schreien wir ihn beide gleichzeitig an. Roman reisst erschrocken seine Augen auf, hebt seine Hände wie als Verteidigung. «Was ist passiert?», fragt auch Timm, der zusammen mit Granit und Rico angekommen ist. «NICHTS!», brülle ich ihn auch an und Nuria wirft ihm ihren giftigsten Blick zu. Rico verdreht seine Augen. «Genau. Das könne wir ja sehen.» Der Sarkasmus ist nicht zu überhören. «...und hören.», murmelt Granit leise, aber wir hören ihn beide, deshalb bekommt er gleich zwei tödliche Blicke ab. «Es ist alles okay!», faucht Nuria, in einer normalen Lautstärke. «Sicher?», will Admir wissen, der hinter uns aufgetaucht ist. «JA VERDAMMT!», brülle ich.
Ich fühle eine warme Hand auf meiner Schulter. Nur die Tatsache, dass ich sie ihr Besitzer kenne, lässt mich sie nicht abschütteln. «Ist alles in Ordnung?», fragt Dad, der seinen Arm um mich legt und uns beide besorgt ansieht. «Ja.», knurrt Nuria und auch ich nicke wütend. «Alles bestens.» Ich kann sehen, dass Dad sich nur mühsam zurückhalten kann, nicht die Augen zu verdrehen. «Ich will nicht dass ihr uns anlügt. Was ist los?» Ich sehe Nuria an, die schon kurz davon steht, alles auszuplappern. Leider kenne ich sie nur zu gut, um zu wissen, dass sie jetzt nur noch einen kleinen Anstoss braucht. Dummerweise weiss das auch Dad. «Na erzählt schon. Es wird schon nichts sein, dass sich nicht lösen lässt.»
Ich verdrehe nur die Augen, als aus Nuria rausplätzt: «Sag ihr sie keine Annummeristin ist!» Ich verenge meine Augen. «BIN ICH WOHL!» Dad sieht Fabian verwirrt an, weil dieser ja schon am längsten bei uns steht. Fabian zuckt aber nur entschuldigend seine breiten Schulter, weil er leider nur ein Junge ist und keine Ahnung hat, wovon wir reden. «NEIN BIST DU NICHT!», brüllt Nuria und ich bin kurz davor sie in den Pool zu schmeissen. «DOCH!», schreie ich zurück, bevor wir erneut unterbrochen werden. «Was zur Hölle ist eine Annhala...nstin?», fragt Rico ahnungslos.
«Das nimmt mich auch Wunder.», murmelt Granit in seinen nicht vorhandenen Bart. Ich sehe Nuria auffordernd an. Sie hat damit angefangen, also kann sie auch erklären. «Etwas das es nicht gibt!», murrt sie. Ich will etwas erwidern, fühle aber plötzlich eine Hand auf meinem Mund, sodass ich nichts sagen kann. Ich sehe hinauf zu Marvin, der entschuldigend seine Augenbrauen hebt, seine Tat aber nicht kommentiert. «Und was denkt Jelsa, was eine Annhallo... irgendwas... istin ist?», will Valentin wissen. Nuria verdreht übertrieben ihre Augen. «Sie hat das Gefühl, das eine ANNUMMERISTIN eine Krankheit ist, die sie hat.»
Dad dreht sich halb besorgt, halb belustigt zu mir um. Ich schaffe es derweilen Marvins Hand von meinem Mund zu schieben, sodass ich einwenden kann: «Es ist eine unheilbare Krankheit.» Meine Stimme ist ernst, aber vielleicht auch ein bisschen übertheatralisch. Granit muss sich jetzt ein winziges Grinsen unterdrücken. Dieser idiotische Stein! «Phaa, du bist einfach nur doof!», meint Nuria trotzig. «Du bist doof!», antworte ich nur kindisch.
Dad verdreht jetzt sichtlich belustig seine Augen. «Und was ist das für eine Krankheit, Jelsa?», fragt er mich. Ich hole tief Luft, ehe ich erkläre. «Das bedeutet, dass man sehr schlecht mit Nummern umgehen kann. Halt statt Analphabet, Annummerist. Und je schwieriger die Rechnung ist, desto schlimmer ist der Schmerz! Diese Krankheit ist unheilbar und absolut ernstzunehmend.» Granit kann sich jetzt ein lautes, kleines Lachen nicht mehr unterdrücken. Dass er es mit einem Husten zu kaschieren will, scheitert kläglich. Nuria und ich werfen ihm einen bösen Blick zu. «Das nennt man nur Dummheit in Mathe!», wendet sich dann Nuria wieder an mich.
«Nein! Das ist eine wirklich schlimme Krankheit!» Sie verdreht die Augen. «Neeeiiin!» Wir sind kurz davor wieder in eine <Nein-Doch-Nein...-Streiterei> zurück zu kehren, werden aber von Valentin unterbrochen. «Also habt ihr euch angeschrien, weil Jelsa eine Annumer...was auch immer ist?» «Ist sie eben nicht!», mault Nuria ungeduldig. «Und es heisst ANNUMMERISTIN!» Timm fängt an haltlos zu lachen. Auch Granit kann sich nach ein paar Sekunden nicht mehr halten und lacht schallend mit. Dad versucht sein Grinsen zu unterdrücken, scheitert aber. Ich und Nuria werden hingegen noch wütender auf die Jungs, weil sie uns einfach nicht ernstnehmen! Ich meine, die können ja nicht einmal zwischen zwei Jugendlichen vermitteln!
«Wie bist du auf Annummerialistin gekommen?», fragt Rico glucksend. «A.N.N.U.M.M.E.R.I.S.T.I.N.», stosse ich hervor. Sogar Nuria ist jetzt genervt, weil die sich das Wort nicht merken können. «Und ich habe das so genannt, weil es ja auch Analphabeten gibt.» «Langsam kann man euch wirklich nicht mehr ernst nehmen!», grinst Dad uns an. Nuria und ich werfen uns einen Blick zu (nicht mehr so feindlich) und bewerfen die Jungs mit unseren (dafür umso mehr) feindlichen Blicken. «Ihr seid langsam echt verrückt.», grinst Roman.
Jetzt reissen Nuria und ich beide ehrlich entsetzt unsere Augen auf. «LANGSAM?», zischen wir beide synchron. Roman nickt verunsichert. Nuria und ich holen beide hörbar Luft, bevor wir ihnen einen letzten Blick zuwerfen, auf den jeder Basilisk neidisch gewesen wäre. Dann drehen wir uns um, ich bei ihr eingehackt, und absolut tödlich beleidigt laufen wir zum Hotel zurück. Obwohl wir die Blicke der anderen auf uns spüren drehen wir uns nicht ein einziges Mal um. «Vielleicht bist du ja ein bisschen eine Annummeristin.», gibt Nuria leise zu.
Ich schenke ihr mein spezielles <danke, ich hab dich auch unendlich fest lieb> Lächeln. «Und du hast vielleicht recht damit, dass das ein doofer Name ist und ich ein bisschen doof in Mathe bin.» Wir grinsen uns an. «Aber weisst du was?», fragt Nuria plötzlich. Ich schüttle meinen Kopf und sehe sie verwirrt an. «Nein?!» «Wir brauchen noch ein Wort um die Dummheit der Jungs zu beschreiben. Das ist nämlich ebenfalls eine unheilbare Krankheit.»
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A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]
FanficEndlich WM! Eine Zeit, in der Fussballfans ihre schönsten und traurigsten Momente erleben, Länder friedlich aufeinander treffen und Fussballer ihr grösstes Talent zeigen können. Hört sich doch toll an, oder? Nur die 16 jährige Jelsa ist davon alle...